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Tenebra 3 - Dunkle Burg

Tenebra 3 - Dunkle Burg

Titel: Tenebra 3 - Dunkle Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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eine Gruppe für den Kampf in niedrigen, engen Stollen auszubilden. Der Vorschlag, den möglichen Angreifern mit flüssigem Feuer zu begegnen, musste wegen der Erstickungsgefahr für die eigenen Kräfte abgelehnt werden. So wurde mit kurzen Waffen und Blendlaternen experimentiert, denn Hellebarden und Streitäxte konnten in den beengten Stollen nicht mit Erfolg eingesetzt werden. Zunächst wurden Wasserschüsseln aufgestellt, um die durch Grabungsarbeiten entstehenden Vibrationen auszumachen. Auch wurde im Burghof ein Versuchsschacht angelegt, um den Schwestern Gelegenheit zu geben, sich in der Steinbearbeitung zu üben und einen unterirdischen Ausgangspunkt für die Anlage von Abwehrstollen zu schaffen. Lichtsignale mit Laternen und Geräuschdisziplin wurden eingeführt, um im Ernstfall hören zu können, ohne gehört zu werden.
    Sie taten, was sie konnten, und würden ihre Sache gut machen und ihr Leben teuer verkaufen. Sie würden die Feste bis zum Letzten verteidigen. Das Problem war, dass alle Siegeszuversicht geschwunden war. Alle dachten jetzt, dass es keine Alternative gebe, als bis zum Untergang zu kämpfen. Je länger sich die Belagerung hinzog, desto demoralisierender musste sich solch eine Einstellung auswirken.
    So war Arienne zum Wehrgang heraufgestiegen, während ich Wache stand, und wir hielten gemeinsam Wache. Vielleicht würden wir nicht mehr lange zusammen sein können.
    Nun verkorkte sie ihre Tintenflasche, legte die Feder beiseite und trat an die Brustwehr. Sie stützte die Ellbogen auf die Brustwehr, eine Mauerzinne auf jeder Seite, und spähte hinunter ins Tal.
    Im Lager hatte man eine Lichtung geschaffen, Zelte abgebaut und beiseite gelegt. Auf dieser Lichtung wurde ein Gebäude oder etwas Ähnliches errichtet. Es war fast am anderen Ende des Lagers, wo der Gebirgsbach rauschte, und zu weit, um Einzelheiten zu erkennen.
    »Hm«, machte Schwester Berichterstatterin. Dann wandte sie sich zu einer Meldeläuferin, einer Novizin von siebzehn oder achtzehn Jahren. »Frag Schwester Berengia, ob sie mit einem ihrer Schützlinge zur Aufklärung beitragen kann. Bis hinüber zum Fluss.« Und als das Mädchen im Laufschritt davoneilte: »Arienne, würden Sie so gut sein?«
    Arienne nickte. Ein paar Minuten später kam eine Schwester mit einem Wanderfalken auf der Faust in den Burghof. Er trug einen Wurfriemen um den Fuß und eine Lederhaube über dem Kopf. Schwester Berichterstatterin nickte ihr zu, sie nahm dem Vogel die Haube ab und ließ ihn fliegen. Er stieg rasch über die Mauer und weiter, dann nahm er Kurs auf sein gewohntes Jagdgebiet – die Wiese, die jetzt unter Nathans Zelten lag. Er zog seine Kreise aufwärts in die klare Gebirgsluft und hielt Ausschau nach Beute.
    Arienne beobachtete ihn, und ihre Augen nahmen einen abwesenden Ausdruck an. Sie sah die Welt durch die scharfen Augen des Falken.
    »Ich kann alles sehen, kein Problem. Es ist ein schöner klarer Tag. Ärgerlich ist nur, dass ich nicht weiß, was ich davon halten soll. Der Vogel versteht nichts von menschlichen Erfindungen. Da ist ein Mast oder etwas dergleichen wie ein Pfosten in die Erde gerammt, vielleicht drei Klafter hoch. Unmittelbar daneben befindet sich eine viereckige Abdeckung, anscheinend aus Brettern und ungefähr eine Mannshöhe über dem Boden, gestützt von Pfosten.
    Ein ungutes Gefühl überkam mich. Was Arienne beschrieb, klang sehr nach…
    »Ein Galgen«, sagte Schwester Berichterstatterin. »Nathan muss Probleme mit der Disziplin haben. Das ist gut zu wissen, eine nützliche…«
    Sie brach ab. Arienne hörte nicht auf sie. Sie blickte stirnrunzelnd zum Himmel auf, wo ihr Wirt im klaren Blau kreiste.
    »Jetzt tragen Leute Bündel von Gras und Zweigen herbei.« Mein Entsetzen wuchs. Ariennes Aufmerksamkeit war ganz darauf gerichtet, Einzelheiten aus den Eindrücken im Bewusstsein des Vogels herauszufiltern, was schwierig war, weil dies alles den Vogel nicht kümmerte. »Sie verschwinden unter der Plattform, versuchen sich zu verstecken… nein, das war der Falke, nicht ich… und kommen ohne die Bündel wieder heraus.«
    Ich wechselte einen Blick mit Schwester Berichterstatterin. Sie beugte sich über das innere Geländer des Wehrganges und rief der Novizin zu: »Lauf zur Schwester Priorin und sag ihr, hier sei etwas, was sie sehen müsse. Dringend.«
    Das Mädchen nickte und rannte zum Bergfried.
    Ariennes Blick war nicht mehr geistesabwesend. Sie ließ sich durch den Kopf gehen, was sie gesehen hatte,

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