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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gedrungener, für sein Alter sehr muskulöser Farmerssohn. Er trug das Jagdgewehr zwar auch mit Nervosität, aber es war gleichzeitig erkennbar, dass er mit der Waffe umzugehen verstand.
    »Johan«, sagte Rahel ruhig. »Sie sind fort. Ich bin zurück. Wir sind hier nicht mehr sicher. Lasst uns in den Executor gehen.«
    Der Junge kniff die Augen zusammen und nickte zögerlich. Dann räusperte er sich und sagte: »Wir müssen Alwa tragen!«
    Er trat zur Seite. Hinter ihm, eingewickelt in einen blutdurchtränkten Verband, lag die Frau und atmete schwer. In der Linken hielt sie verkrampft eine Handfeuerwaffe, und die Art und Weise, wie sie versuchte, den Blick auf Rahel zu fokussieren, war für Tooma Hinweis genug.
    »Danke, Johan. Ich erledige das. Du kennst den Weg zum Hangar?«
    Der Junge nickte tapfer.
    »Du wirst über Sektion II dorthin gehen.«
    »Das ist ein Umweg.«
    »Ja, ich weiß. Aber der direkte Weg ist … versperrt.«
    Rahel wollte nicht, dass die Kinder allzu vielen Leichen über den Weg liefen.
    »Dolcan erwartet euch«, sagte sie. »Es ist Platz für alle im Gleiter. Dort gibt es zu Essen und zu Trinken.«
    »Und Munition?«, fragte ein schmächtiges Mädchen, vielleicht dreizehn Jahre alt.
    Sie hielt ein mächtiges, doppelläufiges Schrotgewehr mit abgesägtem Lauf und sah aus wie eine frühreife Stadtterroristin aus dem Dritten Kolonialkrieg. In ihrem Blick lag ein dermaßen tiefer Hass, den Rahel noch nicht in den Augen eines Kindes erblickt hatte.
    »Ja«, erwiderte sie leise und versuchte, nicht auf die abgesägte Flinte zu starren. »Und bessere Waffen als diese.«
    Das Mädchen nickte und schien sich ein winziges Stück zu entspannen.
    Johan bewies Führungsqualitäten, als er die Kinder – insgesamt 22 an der Zahl – in eine Kolonne organisierte und dann mit ihnen aufbrach.
    Als der Raum leer war, beugte sich Rahel über Alwa.
    Der Blick der Verletzten klärte sich, als sie Rahel erkannte.
    »Zu spät, Marechal«, stieß sie hervor. »Sie kamen drei Stunden, nachdem Sie und Li aufgebrochen waren. Sie haben die Außenantenne der Festung sofort zerschmolzen, und danach den Hangar geöffnet und die beiden Gleiter zerstört. Alles war ein heilloses Durcheinander. Keine Ahnung, wie sie die Festung gefunden hatten, aber ich hatte eher den Eindruck, dass sie über den Fund genauso überrascht waren wie wir. Diliberto hat sein Möglichstes getan.«
    Rahel strich der zitternden Frau über die schweißnasse Stirn.
    »Ich habe es gesehen.«
    »Wir haben die Kinder hierher gebracht. Nachdem die letzte Barrikade gefallen war, habe ich mich ebenfalls gerettet. Die Tentakel durchsuchten den Raum, fanden uns aber nicht. Eine halbe Stunde haben sie gewütet, so laut, dass sie selbst das Weinen der Kleinsten übertönt haben. Ein Glück.«
    »Welcher Art sind Ihre Verletzungen, Alwa? Sind Sie von Tentakelsporen getroffen worden?«
    Alwa schüttelte schwach den Kopf.
    »Nein. Ein Tentakelarm hat mich getroffen und mir einige Rippen zerschmettert, sowie die Haut aufgerissen. Ich habe es notdürftig verbinden können, jedoch einen Haufen Blut verloren. Ich bin nicht gut auf den Beinen, Marechal. Nur Nedashde blieb einigermaßen unverletzt. Sie hat mich hierher geschleppt und vor den Tentakeln verborgen.«
    »Ich muss mich von der Qualität Ihrer Verletzungen überzeugen, Alwa«, insistierte Rahel. Die Krankenschwester nickte ergeben.
    Rahel öffnete vorsichtig den feuchten Verband. Sie konnte ihn aus dem Erste-Hilfe-Paket ihres Kampfanzuges jederzeit erneuern. Doch das erste, was sie an den aufgerissenen Bluträndern erkannte, waren die blaugelben Flechten einer Tentakelinfektion.
    Alwa hatte es auch gesehen.
    Sie schaute Rahel stumm an, dann zitterten ihre Lippen, als ob sie noch etwas sagen wollte, doch sie brachte kein Wort heraus.
    Einen Moment schwiegen die beiden Frauen und schauten einander in die Augen. Rahel vermochte eine schweigende Übereinkunft erkennen und dann nickten sie sich beide, immer noch ohne ein Wort, zu.
    Rahel erhob sich.
    »Ich kann Ihnen Schmerzmittel und Verbandszeug hier lassen, wenn Sie wollen«, sagte sie leise.
    Alwa schüttelte den Kopf.
    »Dann …«
    »Ich möchte nicht bei Bewusstsein sein, wenn es sich weiter ausbreitet. Und stoppen können wir es nicht. Die Kinder sind jetzt am wichtigsten, Marechal.«
    Rahel nickte.
    Ihr Herz lag schwer in ihrer Brust und schien nur noch einmal in der Minute zu schlagen. »Wo ist Nedashde?«
    »Als die Tentakel abgezogen waren, ging sie

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