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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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erste Leiche, das perforierte Überbleibsel eines Mannes, eine Hand um den Schaft des Jagdgewehrs geklammert. Sein Körper war übersät mit blühenden Tentakelsporen, die sich in seinem Leib bereits ausgebreitet hatten und ihn als Nährboden verwendeten. Tooma schritt vorsichtig über den Leichnam hinweg, das Sturmgewehr schussbereit.
    Sie ging weiter und erwartete das Schlimmste.
    Weitere Kampfspuren begleiteten ihren Weg. Weitere Leichen lagen in den Korridoren. Tooma traf auf eine behelfsmäßige Barriere, dahinter Diliberto in verrenkter Haltung, an seiner Seite drei Männer und zwei Frauen, alle noch mit den Waffen in der Hand. Hier lagen auch erstmals zwei Tentakelkrieger, oder eher das, was das Wirkungsfeuer in dem engen Gang von ihnen übrig gelassen hatte.
    Rahel erfüllte eine seltsame Ruhe, als sie über die Barrikade stieg und weiter in die Station vordrang.
    Sie begann, die Festung systematischer zu durchsuchen. In fast jedem Raum fand sie Tote, oft genug hinter provisorischen Deckungen. Die Flüchtlinge hatten ihr Leben so teuer wie möglich verkauft, daran konnte kein Zweifel bestehen. Gefallene Tentakelkrieger wurden häufiger sichtbar, je tiefer Rahel in die Festung eindrang. Schließlich erreichte sie einen weiteren Lagerraum, und hier schienen die restlichen Flüchtlinge so etwas wie eine letzte Verteidigungslinie aufgebaut zu haben.
    Tooma schluckte und musste husten, als der Speichel ausblieb und sich Trockenheit in ihrem Rachen ausbreitete. Der zerfetzte Leib von Erwald Tompkin lag ausgestreckt über dem seiner Frau. Er hatte sie zuletzt mit seinem eigenen Körper gedeckt, doch das gezielte Feuer der Tentakelwaffen hatte sie beide durchlöchert und offensichtlich gleichzeitig getötet. Das fahlgrüne Geflecht der Tentakelsporen hatte in dem massiven Körper des Farmers reichhaltigen Nährboden gefunden und sich ebenfalls bereits gut ausgebreitet. Tooma hob das Sturmgewehr und feuerte zwei kurze Stöße von Plasmabolzen in die Leichname. Die Hitze in dem Gang stieg unmittelbar an, und von den Leibern der Gefallenen – zusammen mit dem Ehepaar Tompkin noch zwei Erwachsene – blieb nicht mehr als eine blasenwerfende organische Masse, die sich dampfend zu verflüchtigen begann.
    Tooma stieg darüber hinweg. Sie hatte akribisch genau die Leichen gezählt und sie, unabhängig von der Grauenhaftigkeit ihres Zustandes, genau betrachtet. Sie hatte ausschließlich Erwachsene gezählt, und bis auf zwei Personen waren alle in der Festung verbliebenen Männer und Frauen dem Tentakelangriff zum Opfer gefallen.
    Die einzigen beiden Zurückgebliebenen, die Tooma noch nicht gefunden hatte, waren Nedashde und Alwa.
    Und die Kinder.
    Keines der Kinder war unter den Toten gewesen.
    Rahel ließ die letzte Barrikade hinter sich und drang in den großen Lagerraum der Festung vor. Er war verwüstet, die Vorräte in blindwütigem Zorn vernichtet, kein Regal stand mehr, kein Behälter, dessen Inhalt nicht über den Boden verteilt und zerstampft worden war.
    Tooma hielt einen Moment inne und schloss die Augen.
    Stille kehrte ein. Dann hörte sie das leise, kratzende Geräusch und etwas, das wie ein unterdrücktes Murmeln klang.
    Rahel öffnete die Augen und lächelte.
    Hinter dem Lagerraum, verbunden durch eine getarnte Tür, gab es einen zweiten Raum, ein letzter, geheimer Zufluchtsort, den die Festungserbauer eingerichtet hatten. Es war einer der ersten Räume, auf die Li die Neuankömmlinge hingewiesen hatte.
    Sie hockte sich vor die entsprechende Stelle an der Wand, nachdem sie umgestürzte Regale fort geschoben hatte.
    »Ihr könnt aufmachen. Sie sind weg!«, sagte sie mit laut vernehmbarer Stimme. Es folgte ein Augenblick des Zögerns, dann ein weiteres kratzendes Geräusch, und mit einem Knirschen verschwand der Teil der Wand und gab den Weg in den benachbarten Fluchtraum frei. Rahel kroch hinein.
    Es waren die Kinder. Die saßen verängstigt, mit verweinten Gesichtern an einer Wand, einige hielten einander umklammert. Alle waren bleich und wirkten unsagbar erschöpft. Die Teenager hatten Waffen in den Händen und einen seltsam erwachsenen Gesichtsausdruck, sie hielten die Mündungen auf Rahel gerichtet, als würde sie sich in jedem Augenblick in einen Tentakelkrieger verwandeln.
    Obgleich ihr das Zittern der Hände, in denen die Waffen lagen, nicht entgangen war, bemühte sich Rahel, die Bedrohung zu ignorieren. Sie hockte sich hin und suchte den Blick des Ältesten. Es war Johan Tomass, 16 Jahre alt, ein

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