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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Erstkontakt sein«, flüsterte Beck Haark erwiderte seinen Blick.
    »Absurd«, murmelte er. »Das ist noch nie passiert.«
    Seit über 400 Jahren besiedelte die Menschheit den interstellaren Raum. Sicher, bisher hatte man nur einen winzigen Bruchteil des eigenen Spiralarmes erforscht, aber Hinweise auf intelligentes, außerirdisches Leben hatten sich nie gefunden. Unbeseelte Fauna und Flora war reichlich vorhanden, doch nichts, was über die natürliche Schläue einer großen Raubkatze oder eines Meeressäugers hinausging. Im Grunde hatte sich die Menschheit mehr oder weniger mit dem Gedanken abgefunden, dass der Funke der Evolution intelligenten Lebens nur sehr selten gezündet haben musste. Haark war da keine Ausnahme, und so war für ihn die Vermutung Becks eher schwer zu verdauen. Auch hatte er nicht gewusst, dass sein Erster Offizier zu den Träumern gehörte, die so was für möglich hielten.
    »Es musste einmal passieren«, kommentierte Beck. »Wir müssen damit umgehen.«
    Nun, der Träumer hatte derzeit gute Argumente auf seiner Seite.
    »Capitaine Esterhazy wird damit umgehen«, stellte Haark richtig, »sobald wir Kommunikation etabliert haben. Bis wir seine Befehle kennen, werden wir verfahren wie beschrieben. Ich denke immer noch, dass es eine andere Erklärung für das Phänomen geben muss.«
    Beck nahm dies schweigend zur Kenntnis.
    Haark reckte sich hoch, hielt einen Moment inne, dann seufzte er.
    Seine Hand drückte sacht auf den Alarmknopf.
    Als das jammernde Geräusch der Sirene durch die Malu wimmerte, klang es wie das Gemecker einer alten Xanthippe, die man aus dem Schlaf gerissen hatte.
    Haark wurde klar, dass er dieses Geräusch gleichermaßen vermisst wie auch gefürchtet hatte.
    Fußgetrappel ertönte. Verschlafene Gesichter im Schotteingang. Unausgesprochene Fragen blieben nach einem Blick auf Haarks Gesicht unausgesprochen. Es war unvermittelt klar, dass dies keine Übung war.
    Stechender Alkoholgeruch stieg in Haarks Nase, als Signalmaat Sergent Fujikawa seinen Posten am Kommunikationspult einnahm. Fujikawa war ein heftiger Trinker, wie so viele an Bord dieses Schiffes. Haark traute ihm mehr zu, wenn er voll war, als wenn er nüchtern seinen Dienst verrichtete. Es schien, als wäre für den Sergent der Alarm zur rechten Zeit gekommen. Seine Augen glitzerten unternehmenslustig und sein Gruß, als Haark ihm zunickte, war fast zackig.
    »Die Codes vom Terminal«, meldete Beck. Lüthannes hatte sein Versprechen schnell eingelöst. Beck wusste, was zu tun war. Haark setzte sich wieder auf seinen Sessel und nahm die Klarmeldungen der Stationen entgegen, die tröpfelweise eintrafen. Möglicherweise rächte sich jetzt, dass er die regelmäßigen Alarmübungen vernachlässigt hatte. Andererseits … Haark kalkulierte kurz … das fremde Objekt war selbst bei maximaler Beschleunigung gute fünf Tage entfernt. Kein Grund zur Eile.
    Er nahm Verbindung zur Küche auf.
    »Tijden?«
    »Yessir!«
    Haark verdrehte die Augen. An Caporal Tijden war die Tatsache, dass sich französische Dienstgrade und Anreden historisch in der Flotte der Sphäre durchgesetzt hatten, offenbar weitgehend vorbei gegangen. Dabei handelte es sich im Grunde um das Erbe einer sehr dunklen Epoche, der 22jährigen Diktatur von Admiral-General Marc Tarous, dessen einziges Verdienst es gewesen sein mochte, aus der Flotte ein schlagkräftiges Instrument zu machen. Dass er dabei seine frankophilen sprachlichen Vorlieben gepflegt hatte, gehörte zu seinen kleineren Sünden. Immerhin, es wurde so etwas wie eine einheitliche Tradition etabliert, und niemand fragte mehr nach den anderen, weniger harmlosen Anordnungen eines vor rund 200 Jahren verstorbenen Militärdiktators. Das mochte auch damit zusammen hängen, dass nach seinem unnatürlichen Ableben alles getan wurde, um die Erinnerung an die Exzesse seiner Regierungszeit aus dem kollektiven Gedächtnis zu löschen. Damnatio memoriae war ohnehin immer ein beliebtes Mittel der Sphärenregierung gewesen. Für viele waren die französischen Dienstgrade der Flotte daher nur eine etwas seltsame Marotte. Jemand wie Tijden ignorierte sie gar. Das mochte auch daran liegen, dass Englisch die lingua franca war, trotz des Einflusses von Tarous. Aber Tijden schien als gebürtiger Flame ohnehin seine Vorbehalte gegen das Französische gepflegt zu haben. Es war faszinierend, wie stark sich irdische, regionale Traditionen in die interstellare Gemeinschaft hinein gerettet hatten. Wo die Sphäre nicht dazu

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