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Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten

Titel: Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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– sowie jemand von der Frühwache, ein Farmer, dessen Name Tooma nicht kannte, der sein doppelläufiges Schrotgewehr aber auch im Laufen sicher in den Händen hielt. Sie hatten alle kleine Ohrstecker getragen und waren durch den Alarm entweder geweckt oder aus der Wachroutine aufgeschreckt worden.
    »Vom Westbereich, Stromkreis 3!«, meldete Li durch sein Kehlkopfmikro direkt in Toomas Ohren. Sie nickte und machte eine Handbewegung.
    »Kolliotzis, Sie wecken die Leute. Alles bemannt die Gleiter. Ich will keine Panik und so wenig Lärm wie möglich.«
    Der Polizist wurde blass und nickte hektisch. Tooma wusste, dass ihr Befehl nur einen frommen Wunsch ausdrückte. Einige Leute, brutal aus dem Schlaf gerissen, würden in Panik ausbrechen und es würde garantiert Lärm geben. Daran konnte sie nichts ändern. Der Polizist löste sich aus der Gruppe und rannte auf die Unterkünfte zu. Sekunden später entstand exakt der Lärm, den Rahel gerne vermieden hätte.
    »Li – Sie dort …«
    »Jonas«, erwiderte der Farmer hilfreich und sah sie aufmerksam an. Er wirkte aufgeregt, aber nicht ängstlich, zumindest noch nicht. Er war ein muskulöser Mann in den Dreißigern, gut einen Kopf größer als die hoch gewachsene Soldatin, mit hellblauen Augen und dichten, blonden Haaren. Er trug einen praktischen Arbeitsoverall, der jetzt eher die Funktion eines Kampfanzuges erfüllte. Quer über seine Brust hatte er einen selbst gemachten Patronengurt mit Munition für seine beeindruckend großkalibrige Schrotflinte gespannt.
    »Sie folgen mir in einer Kette mit je fünf Metern Abstand. Feuern nur auf mein Kommando oder zur unmittelbaren Selbstverteidigung.«
    Zufrieden bemerkte Tooma, dass Jonas sofort in Deckung ging. Er war offenbar die Jagd im Dschungel gewöhnt und hatte sich gewisse Verhaltensweisen angeeignet, die sich jetzt als sehr hilfreich erweisen mochten.
    Vor allem, da der Perimeteralarm nur zwei Dinge bedeuten konnte: Eines der wirklich gefährlichen Großtiere war aufgetaucht – oder etwas oder jemand ganz anderes.
    Tooma gedachte, sich darüber so schnell wie nur möglich Klarheit zu verschaffen.
    Sie ließ sich auf den Boden nieder und hielt das Sturmgewehr vor sich. Im Gegensatz zu Lis etwas antiquarischer Ausstattung hatte sie eine modernere Ausführung, eine Produktion des Waffenkonzerns FN-HK. Das universell einsetzbare Gewehr konnte sowohl Plasmabolzen verschießen als auch herkömmliche kinetische Munition, von beiden Sorten hatte Tooma große Vorräte angehäuft. Sie schob den Feuerregler auf Dauerfeuer und hatte ein Plasmamagazin eingeführt. Wer auch immer sich heranwagte, Tooma war gewillt, es mit einem Overkill zu versuchen, ehe sie mit zu schwachem Kaliber antrat.
    Einen Moment lauschte sie. Ein knackendes, schleifendes Geräusch war deutlich zu hören. Es näherte sich. Sie hatte derlei bisher nur von Schlangen gehört, und handelte es sich hierbei um eine solche, dann musste es ein mächtig großes Exemplar sein.
    Sie robbte vorsichtig vorwärts, bemüht, möglichst mit dem Unterholz zu verschmelzen. Ihre Sinne fokussierten auf die Richtung, aus der das Geräusch kam. Es war lange her, dass sie sich so an ein Ziel angenähert hatte, aber die Fähigkeiten waren sofort wieder da, einprogrammiert in ihr Bewusstsein durch jahrzehntelange Konditionierung. Es war eine natürlich, ja selbstverständliche Verhaltensweise. Ihre Implantate begannen in ihrem Kreislauf zu singen. Mit Adrenalin verwandte Substanzen schärften ihre Aufmerksamkeit, Aufputschmittel stärkten ihre Muskeln und ihre Reaktionen, Botenstoffe beschleunigten ihre Denkvorgänge und Psychopharmaka dämpften ihre Aufregung und Angst. Bald war ein Drogencocktail in ihr aktiv, der nur ein Ziel hatte: Dafür zu sorgen, dass sie den Feind erkannte, tötete und jede Gefahr beseitigte, ehe es sie selbst erwischte. Der Prozess lief unbewusst, doch das süße Gefühl der Macht, das ihren Körper durchströmte, war ein sicherer Hinweis darauf, dass die Implantate auch bei voller Leistung noch ganz hervorragend funktionierten.
    Dann sah sie es. Es brach aus dem Unterholz.
    Es war groß.
    Und es war definitiv keine Schlange.
    Ein Lebewesen von sicher zwei Metern Länge. Man konnte es für einen Augenblick als Reptil missdeuten, aber es handelte sich eher um eine Art gigantischen Tentakel, der halb aufrecht, halb auf dem Boden liegend vor ihr stand, entfernt an eine sehr schnelle, sehr agile Schnecke erinnernd. An seiner Spitze hatte er so etwas wie einen

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