Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
einfach zu machen.
»Es ist besser, wenn Sie sich anschließen!«, sagte er mit bestimmtem Unterton. »Ich kann für Ihre Sicherheit sonst nicht garantieren. Außerdem kennen Sie den Code des Kaufhaustresors; wenn Sie weg sind, kommt da niemand mehr so leicht ran. Ihre Leute sind ja schon fort.«
Leon nahm den dankbaren Blick des Mannes schon gar nicht mehr wahr, als dieser sich abwandte und den bereits aufgebrochenen Angestellten hinterherrannte. Der Personaleingang nach draußen war durch eine dicke Metalltür mit Sicherheitsschloss gesichert, reinkommen würde da niemand ohne Sprengstoff oder Spezialwerkzeug. Hoffentlich wurde er aber nicht von etwas intelligenteren Randalierern belagert.
Leon zuckte mit den Schultern. Dann würde er die Angestellten gleich alle wiedersehen.
Der Rest des Teams hatte mittlerweile den Flur vor der Innentür, die ins Treppenhaus führte, verbarrikadiert. Umgestürzte Bürotische und Metallschränke stellten ihre zweite und letzte Verteidigungslinie dar. Leon rechnete nicht damit, dass die Randalierer den Mut für einen echten Frontalangriff haben würden, vor allem dann, wenn ihnen ernsthafte Gegenwehr geleistet wurde. Aber in den heutigen Zeiten konnte man sich dessen nicht mehr sicher sein, und so hockte sich auch Leon hinter einen dickwandigen Metallschrank voller Aktenordner, richtete seinen Revolver auf die noch verschlossene Tür und hoffte auf das Beste.
Erwartungsgemäß hatte das Beste anderweitig zu tun.
Zwei Dinge geschahen mehr oder weniger gleichzeitig. Zum einen tauchten der Kaufhauschef und seine nervlich erkennbar angegriffenen Angestellten wieder auf, und der Sicherheitsmann, der sie begleitet hatte, zuckte mit den Schultern.
Und die Tür zum Treppenhaus flog auf. Das war mit Rauch verbunden sowie mit einer Stichflamme, was ein Hinweis darauf war, dass die Angreifer noch ein paar weitere Ausrüstungsgegenstände dabeigehabt hatten.
Leon drückte einfach ab. Seine Kollegen ebenfalls, teilweise mit zusammengekniffenen Augen. Das harte Stakkato der Flechettes knatterte gegen den Türrahmen und die Wände. Sie übertönten die Schüsse Leons. Als sich der Rauch langsam verzog, lagen zwei Körper in der zersplitterten Tür, einer blutete heftig. Dann lugten Läufe um den Türrahmen und die Angreifer feuerten.
Leon war kein Held.
Er drückte sich flach gegen den Boden, während zwei seiner Kollegen versuchten, die Hände der Gegner mit Flechettes zu treffen. Dann hörte Leon dumpfe Schreie und fallende Körper, viel zu nah, als dass es die Plünderer sein konnten. Es waren seine Kollegen, die nicht genügend auf ihre Deckung geachtet hatten. Die Angreifer riefen sich ermutigende Worte zu.
Leon sah zur Seite und blickte über den reglosen Körper eines Sicherheitsmannes direkt in die Augen Sebastians, der seinen Revolver ruhig in der Hand wog. Er machte ein Handzeichen. Fünf Finger, fünf Schuss. Leon nickte. Er signalisierte sieben.
»Los, die machen wir fertig!«, feuerte ein Randalierer seine Kumpane an und dann hörte man Fußgetrappel.
Leon und Sebastian schnellten sich hoch und feuerten gleichzeitig. Schreie ertönten, Körper fielen, unkontrolliert wurden Schüsse abgegeben. Flüche wurden laut und erstarben im Kugelhagel. Leon ließ sich wieder fallen, tastete unbewusst seinen Oberkörper ab, doch er war unverletzt. Sein Revolver glitt zu Boden, er löste die Flechettepistole aus dem kalten Griff seines toten Kollegen, kontrollierte die Ladung. Genug für ein paar gezielte Garben. Jenseits der Barrikade war es leise geworden.
Wieder ein Blickwechsel mit Sebastian, der ebenfalls unversehrt war. Auch der Schichtleiter hatte seinen Colt gegen eine Pistole ausgetauscht. Sie kommunizierten mit stummen Blicken, dann …
… erklangen lautes Sirenengeheul, Megafonstimmen, das knisternde Krachen von Elektrobetäubern. Die Polizei war angekommen und arbeitete sich in das Kaufhaus vor.
Die Angreifer vor Leons Barrikade verließ der Mut. Eiliges Fußgetrappel war zu hören, als sie sich aus dem Staub machten. Leon lugte vorsichtig über seinen Schutzwall und sah nichts außer einem zersplitterten Türrahmen und reglos daliegenden Leibern.
Er blickte neben sich, sah Sebastian und zwei tote Kollegen.
Er blickte hinter sich, starrte direkt in die aufgerissenen Augen des dahingestreckten Kaufhauschefs, der sich viel zu weit nach vorne gewagt und diesen Leichtsinn mit dem Leben bezahlt hatte.
Für einen winzigen Moment wünschte sich Leon, dass doch die Tentakel
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