Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
endlich zur Invasion schreiten würden, damit die Menschen etwas anderes zu tun bekamen, als sich gegenseitig abzuschlachten.
Dann lehnte er sich kraftlos gegen die Barrikade.
13 Afrika
Das neue Hauptquartier der terranischen Bodentruppen sah aus wie ein Raumschiff, das mitten in der Trockensavanne des Inneren Westafrika gelandet war. Alles hier war militärisches Sperrgebiet und die Planierraupen hatten ganze Arbeit geleistet, sodass außer der brüllenden Hitze, der flimmernden Luft und der das Gebäude umgebenden Landschaft jenseits der Absperrungen wenig darauf hinwies, auf welchem Kontinent man sich befand. Tooma, die noch etwas wackelig auf den Beinen stand, kniff die Augen zusammen, als die automatische Eintrübung ihrer Sonnenbrille nicht schnell genug reagierte. Der Bodenschweber war gerade aus dem Schatten des oberirdisch gut einhundert Meter hohen Gebäudes herausgekrochen und blieb auf einem speziell angelegten Parkplatz stehen. Lieutenant Sporcz, der es sich nicht hatte nehmen lassen, das Fahrzeug selbst zu steuern, sah Tooma auffordernd an, doch sie sagte nichts.
Der kleine Raumhafen war gut zwanzig Kilometer entfernt angelegt worden, denn man hatte verhindern wollen, zwei dermaßen attraktive Ziele an einem Platz zu vereinen. Es gab eine unterirdische Metrobahn, die ebenfalls von dort in das Hauptquartier mit seinen rund 2000 Stabsoffizieren und noch einmal etwa 800 Zivilbediensteten führte. Doch Tooma hatte sich gleich von Anfang an ein Bild von dem machen wollen, was für sie von viel zentralerer Bedeutung war: das Terrain, das sie zu verteidigen hatte. Zu ihrem großen Missfallen hatte es außer ein paar sanften Hügeln so gut wie nichts an natürlicher Deckung aufzuweisen. Sicher, die Anlage war mit zahlreichen Bunkern abgesichert, automatischen wie bemannten Geschützstellungen, Depots für Kampffahrzeuge und endlosen Selbstschussanlagen. Tooma wusste, wie die Tentakel kämpften, dass diese sich auf ihre überlegene Anzahl und die Zähigkeit ihrer Soldaten verließen und auf welche Art und Weise diese die Stellungen zu überrennen gedachten. Sie hätte daher gerne eine Auswahl an taktischen Optionen zur Verfügung gehabt, doch die einzige Verteidigungsart, die sich hier anbot, war der klassische Festungskampf, bei dem es nur darum ging, den Feind draußen zu halten – ein Kampf, der mehr oder weniger verloren war, gelang dem Gegner irgendwo der Durchbruch. Drei Festungsringe umgaben das Hauptquartier, verstärkt durch eine umfassende Luftabwehr, doch jeder Ring war nur so gut wie seine schwächste Stelle und wurde obsolet, sobald er an dieser Stelle durchbrochen worden war. Dann hieß es, hektisch Truppen zurückzuziehen und umzugruppieren, und das kostete Zeit und führte zu unnötigen Verlusten. Eine beweglichere Taktik wäre Tooma viel lieber gewesen, doch die Anlage, deren Kommando man ihr hier übertrug, erlaubte derlei leider nicht oder nur in einem eingeschränkten Maße. Sporcz schien Tooma die Missbilligung gut ansehen zu können, denn er hütete sich, irgendwas zu sagen, und hatte wohl beschlossen, erst mal abzuwarten, bis Tooma sich selbst regte. Doch sie stand immer noch neben dem Schweber, die wackeligen Beine streckend, und starrte auf den Monolithen des Hauptquartiers, der sich weitere zweihundert Meter unter der Erde erstreckte.
»Lieutenant?«
»Ja, mon Capitaine?«
»Ich beraume eine Sitzung aller Führungsoffiziere an, achtzehnhundert, in meinem Gefechtsstand. Ich habe doch einen Gefechtsstand?«
Sporcz erlaubte sich ein Lächeln. »Vier, Capitaine. Einer davon mobil.«
»Der mobile dann. Ich halte wenig davon, stationär zu verbleiben.«
»Achtzehnhundert, mon Capitaine.«
»Wer hatte während meiner Abwesenheit das Kommando?«
»Capitaine Adojo. Er ist Ihr neuer Stellvertreter.«
»Ist er stinkig?«
Sporcz sah Tooma leicht irritiert an. Sie seufzte. Es würde eine Weile dauern, bis sie sich den Lieutenant erzogen hatte. Mitdenken schien nicht zu seinen herausragenden Qualitäten zu gehören.
»Ist er sauer darüber, dass er das Kommando nicht bekommen hat und nun wieder die zweite Geige spielen muss?«
Der Gesichtsausdruck des Lieutenants hellte sich wieder auf.
»Nein, das glaube ich nicht. Adojo ist frisch befördert und hat sicher nicht damit gerechnet, den Posten dauerhaft zu behalten. Außerdem flucht er dauernd. Ich glaube, er ist recht froh darüber, den Job wieder los zu sein und jemandes Befehle ausführen zu dürfen.«
»Ist das so?« Aus
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