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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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mit den Militärwaffen, die sie hier im Dienst nicht tragen durften, hätten sie gegen einen Mob keine Chance gehabt.
    »Die Eingangstüren werden halten«, meinte Sebastian und schaute auch durch die Gitter hindurch. Die Uhr über den Eingangstüren zeigte 9:00 Uhr, und normalerweise wurde um diese Zeit geöffnet. Die wartende Menge kam offenbar zunehmend zu der Erkenntnis, dass die großen roten Schilder die Wahrheit sprachen, und es schien nicht so, als wollten alle diese Tatsache klaglos akzeptieren.
    Jedenfalls wurde die Menge nicht kleiner, sondern eher größer. Da wurden auch Fäuste geschüttelt und ein breit gebauter Mann brüllte dem Personal irgendwas zu. Da die Türen ausgezeichnet schallisoliert waren, verstand man ihn nicht, aber sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Noch ein paar Leute in dieser Kategorie und man würde anfangen, an den Gitterstäben zu rütteln. Und sobald die Leute erkannten, dass das eine herzlich sinnlose Aktivität war …
    »Wir sollten die Polizei benachrichtigen«, meinte Leon. Der Kaufhauschef wechselte einen Blick mit Sebastian, dem Schichtleiter. Der nickte nur.
    »Gut … dann … mache ich das.«
    Er wandte sich ab, eilte in Richtung des Verwaltungstrakts.
    Sebastian nahm seine Männer in Augenschein. Trotz ihrer Uniformen und der Betäubungsstäbe sahen die älteren Herren, viele mit Bauchansatz, nicht halb so bedrohlich aus wie der bärtige Faustschüttler vor der Tür, der soeben in die nächste Eskalationsstufe eingetreten war.
    Er rüttelte an den Metallgittern. Und wurde darin bestärkt. Noch jemand fand, dass gerüttelt werden müsse. Bald wurde es zum Volkssport.
    »Gleich sind sie frustriert«, murmelte Dan.
    »Sie sind bereits frustriert, jetzt werden sie richtig stinkig«, ergänzte Leon. »Sie werden es an den Schaufenstern direkt neben den Türen versuchen, alles andere wäre unlogisch. Wir haben hier eine ganz beschissene Verteidigungsposition.«
    »Wenn sie durchbrechen, riegeln wir das untere Stockwerk ab. Hier gibt es nur die Discountware, und das meiste ist eh verkauft. Wir schließen die Rolltore zu den Treppen und deaktivieren die Aufzüge«, befahl Sebastian. »Der einzige dann noch verwendbare Aufgang ist das Treppenhaus fürs Personal. Da machen wir die Tür dicht, die können wir noch am ehesten verteidigen, bis die Polizei kommt.«
    »Falls sie kommt«, sagte einer der Neulinge nervös. »Gestern gab es drei dieser Aufstände gleichzeitig in der Stadt und es war schon alles kurz und klein gehauen, bis die Bullen kamen. Drei Tote.«
    Jeder kannte die Geschichte. Niemand hatte gerade große Lust darauf, sie noch einmal zu hören.
    »Dann los!«
    Die Männer schwärmten aus. Es dauerte nur wenige Minuten, dann waren alle Rolltreppen durch Gitterwände abgeriegelt. Als Leon den Zentralschlüssel herumdrehte und damit alle Aufzüge im Gebäude lahmlegte, hörte er ein feines Klirren, dann ein vielstimmiges Gejohle. Es hatte nicht lange gedauert, bis einer den Mut gefunden hatte, eine der großen Auslagen einzuschlagen. Leon hörte genau hin, und nein, kein Sirenengeheul, keine Polizei im Anmarsch. Das war nicht ganz korrekt, wie er sich sofort selbst korrigierte: Es heulte überall in der Stadt, mal näher, mal weiter entfernt. Es schien, als seien alle Bürger am Rande des Nervenzusammenbruchs, und allein die Suizidrate hielt die öffentlichen Dienste in Atem. Keine der Sirenen näherte sich dem Kaufhaus. Man stand nicht sehr weit oben auf der Prioritätenliste.
    Leon war der Letzte, der das Treppenhaus in den ersten Stock hocheilte, und zog die Tür zum Verwaltungstrakt hinter sich zu. Die Männer hatten sich bereits in der Sicherheitszentrale versammelt und starrten auf die Monitore. Keiner der Plünderer, die nun johlend durch das Erdgeschoss des Kaufhauses strömten, beachtete die Kameras. Sie nahmen nicht zu Unrecht an, dass Strafverfolgung für Kaufhausdiebstahl, selbst in einem so schweren Fall, in allernächster Zukunft kaum irgendeine Relevanz haben würde.
    »Schaut Euch das an«, murmelte Sebastian. »Das sind doch alte Omas!« Eine Gruppe älterer Damen blieb der Spitzengruppe der hereinstürmenden Kundschaft dicht auf den Fersen und stopfte sich strategisch wichtige Güter in die ausladenden Ledertaschen. Es gab wirklich kein Halten mehr.
    »Der Frustlevel steigt schon wieder«, ergänzte Leon. Er zeigte auf einen Bildschirm, der drei Halbstarke zeigte, die Schaufensterpuppen zerschlugen. Das Eindringen in das Kaufhaus hatte kurzzeitig als

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