Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
Arbeit machen. Ist das klar?«
»Absolut klar«, erwiderte Tooma.
Die Konversation entwickelte sich ganz nach ihrem Geschmack.
»DiMaggio ist für derlei zuständig. Übergehen Sie ihn erst, wenn er Ihnen zu sehr auf den Keks geht.«
»Ich werde mich bemühen.«
Lothian starrte sie jetzt direkt an und grunzte. »Gut. Danke. Viel Erfolg.«
Damit war das Gespräch beendet. Tooma blickte auf den gedrungenen Rücken des Mannes, der sich flink entfernte und im Gewusel untertauchte.
Sie sah Sporcz an, der nur mit den Achseln zuckte. »So ist er«, war sein einziger Kommentar. Dann machte er ein Gesicht, als sei ihm gerade etwas eingefallen.
»Capitaine, Sie haben noch gar nicht ihre persönliche Wachgruppe kennengelernt, glaube ich!«
»Meine was?«
Der Lieutenant machte ein etwas säuerliches Gesicht.
»Nun, das Marinecorps bestand darauf. Eine Art …«
»Leibwache? Auf keinen Fall! Völlig inakzeptabel!«
Sporcz wirkte jetzt direkt verlegen und hob abwehrend die Hände.
»Es ist nicht meine Idee gewesen. Es war wohl eine eher … informelle Entscheidung. Ich habe gehört, ein Capitaine Bersson hat darauf gedrängt.«
Tooma biss die Zähne zusammen. Natürlich, die späte Rache. Bersson, ebenfalls vom Marechal zum Capitaine befördert, musste ihr aus reiner Gehässigkeit noch einen einschenken. Das sah ihm ähnlich.
»Was muss ich mir darunter vorstellen?«
»Sechzehn Marinesoldaten, die ausschließlich für Ihre persönliche Sicherheit zuständig sind – sobald die Kampfhandlungen beginnen, versteht sich.«
»Und diese ›Wachgruppe‹ befindet sich, so nehme ich an, bereits hier?«
Sporcz lächelte. »In der Tat, wie es der Zufall will. Sie sind im Bereitschaftsraum auf Ebene 3. Vielleicht haben Sie ja doch ein wenig Zeit und Lust …?«
Tooma überlegte einen Moment, sich das Maß an kindischem Trotz zu genehmigen, das man einer rekonvaleszierenden Offizierin jederzeit zugestehen würde, entschied sich dann aber dagegen.
Als sie wenige Minuten später vor einem sehr großen, massiv gebauten Mann mit einem treudoofen Dackelblick stand, der sie breit anlächelte, wusste sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte.
»Sergent Clopitzky, ich sehe, dass das Marinecorps den Fehler gemacht hat, Sie zum Sergent Chef zu befördern.«
Clopitzky, der sie so breit angelächelt hatte, tat so, als schaue er verwirrt auf seine Schulterklappen. »Verdammt, Capitaine, das ist mir noch gar nicht aufgefallen! Das muss mir Bersson untergejubelt haben, der Halunke!«
»Ich vermute, der edle Capitaine Bersson steckt auch hinter Ihrer Versetzung hierher.«
Clopitzky machte ein nachdenkliches Gesicht. »Jetzt, wo Sie es sagen, kommt es mir auch so vor, als habe er seine Finger im Spiel. Aber Sie müssen mir das wirklich verzeihen: Niedere Lebensformen wie ich verstehen die weisen und durchdachten Entscheidungen der Offiziere nicht und sehen unseren Lebenssinn nur darin, ihnen auf möglichst vielfältige Art und Weise gefällig zu sein. Erst recht dann, natürlich, wenn sie früher zu uns Unterlingen gehört haben und nun zu exaltierten Rängen aufgestiegen sind.«
»Der Punkt geht an Sie, Sergent. Ich muss Sie aber warnen. Es gehen Gerüchte um, dass die Personalknappheit so gravierend ist, dass Sergenten, die sich bewähren, möglicherweise eine Feldbeförderung zum Sous-Lieutenant bekommen können, um auch exaltierte Dinge tun zu dürfen.«
Clopitzky musterte Tooma mit nur halb gespieltem Entsetzen in seinen Zügen.
»Von solchen Dingen möchte ich nichts mehr hören, Capitaine!«, stieß er dann empört aus. »Das sind sehr unanständige Gedanken.«
»Warum stellen Sie mir nicht Ihr unanständiges Team vor«, wechselte Tooma beflissen das Thema. Clopitzky ließ sich das nicht zweimal sagen. Alle sechzehn Männer und Frauen waren wie zu einer Inspektion angetreten, und Tooma erkannte manchen von ihnen wieder: Sie gehörten zu dem Team, von dem Rahel auf Lydos gerettet worden war. Ein weiteres Lächeln konnte sie sich nun nicht verkneifen, und auch das warme Gefühl, das sich in ihrer Herzgegend ausbreitete, ließ sich nur schwerlich unterdrücken. Aus irgendeinem Grunde hatte das Marinecorps sie adoptiert, endgültig, trotz ihrer langen Dienstpause und ihrer plötzlichen Beförderung. Was auf Lydos geschehen war und was sie dort hatte durchmachen müssen, war nun auf eine Art und Weise anerkannt und belohnt, die für sie schwerer wog als jeder Orden oder andere Belobigung. Und jeder Gedanke, diese
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