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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Wochen und ich muss die Notgeilen einsperren lassen.«
    Delivier lächelte dabei nicht. Er meinte es todernst. Frazier verkniff sich mit aller Gewalt ein Grinsen; die Vorstellung von einem verzweifelt durch die Station eilenden Delivier, der sich den Nachstellungen frisch geouteter Homosexueller erwehrt, hatte etwas. Wäre der Colonel noch der gute alte Mistkerl gewesen, den Frazier vor Beginn der Kämpfe gekannt hatte, hätte diese Szene noch größeren Spaß gemacht. So aber erkannte Frazier, dass Delivier offenbar in großer Sorge um die Arbeitsfähigkeit der Einrichtung war.
    Und dass das auch für ihn als Verbindungsoffizier Konsequenzen haben würde.
    »Das alles hat auch für Ihre Arbeit Konsequenzen«, sagte Delivier nun mit telepathischer Genauigkeit. Frazier hasste es manchmal, recht zu haben. »Ich weiß, dass Sie sich weiterhin vor allem um unser geniales Baby kümmern müssen. Aber ich muss Sie zudem für den Wachdienst und für interne Disziplinarmaßnahmen einteilen. Und letztlich müssen wir auch Thetis für eine mögliche Invasion vorbereiten. Ich habe diesbezüglich eindeutige Befehle.«
    Frazier runzelte die Stirn. »Befehle?« Er ahnte jetzt schon, dass er das Kommende nicht schätzen würde.
    »Befehle, ja. Thetis ist auf jeden Fall zu halten. Die Flottenführung setzt größte Hoffnungen in unsere Forschungsarbeit. Wir sollen bis zur letzten möglichen Minute an Gegenmaßnahmen arbeiten, die noch das Blatt wenden könnten.«
    »Ich bin mir sicher, dass Sie mit ›bis zur letzten möglichen Minute‹ etwas Bestimmtes im Sinn haben.«
    »Ja, es ist ein Euphemismus, ich gebe es zu. Stellen Sie es sich in etwa so vor: Wir beide stehen mit gezogenen Waffen vor DeBurenbergs Labortür und feuern, was das Zeug hält, während unser Genie dahinter an seinen Experimenten sitzt.«
    Fraziers mangelnde Begeisterung war ihm augenscheinlich deutlich anzusehen, denn nun wirkte Delivier fast fröhlich. Ein wenig von dem arroganten Arsch, der er früher einmal gewesen war, schimmerte hindurch. Frazier fand das beinahe tröstlich. »Sie bieten mir doch tatsächlich den Heldentod an Ihrer Seite an, Colonel«, rang er sich noch zu etwas Sarkasmus durch. Delivier lächelte freudlos.
    »Sie sind jedenfalls in meinem Dienstplan, Frazier. Ich glaube, Sie werden zu den Wenigen gehören, die bis zum Schluss einigermaßen bei Verstand bleiben werden.«
    Frazier hob die Augenbrauen.
    »Ich nehme das als Anerkennung aus Ihrem Mund, mon Colonel.«
    Delivier maß ihn mit einem langen Blick.
    »Nehmen Sie es als Ausdruck meiner Verzweiflung.«
    Manche Dinge änderten sich nie.

 
12 Europa
     
    »Die Gefahr ist zu groß«, erklärte der Kaufhauschef und zuckte mit den Achseln. Er schaute hin und wieder misstrauisch durch die vergitterten Kaufhaustüren auf die Straße. Obgleich große rote Schilder die Leute darüber informierten, dass das Kaufhaus geschlossen bleiben würde, hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt, diskutierte, starrte hoffnungsvoll durch die Fensterscheiben.
    Leon fühlte sich mulmig, wie ein Tier im Zoo, und obgleich die Metallgitter vor den Glasschiebetüren massiv waren und nur durch einen Panzer gebrochen werden konnten, waren die großen Schaufensterauslagen die Schwachstelle. Sie waren durch doppeltes, dickes Verbundglas geschützt, das man kaum wirksam eindrücken konnte, aber einige beherzte Schläge mit einem geeigneten Instrument und dann lag zwischen der Meute und den Männern vom Wachschutz nur noch eine dünne Pappwand.
    Bis jetzt schien da draußen noch niemand auf diese Idee gekommen zu sein, doch Leon spürte, wie sich die Emotionen langsam aufbauten.
    »Wir haben für viele wichtige Abteilungen keine Lieferungen erhalten«, setzte der nervöse Kaufhauschef seine Erläuterungen fort. »Gerade bei Warengruppen, die zurzeit nachgefragt werden, gibt es große Engpässe. Wenn ich die Leute reinlasse und sie merken, dass sie maximal noch bei Spielwaren und Unterwäsche die ganze Auswahl haben – weiß nicht, was dann passiert. Da hilft uns dann auch der Tranquilizer im Kaffee nicht mehr.«
    Dan und Sebastian nickten nur. Sie hatten zwar mittlerweile Verstärkung erhalten – fünf weitere Angestellte der Sicherheitsfirma waren diesem Objekt zugeteilt worden –, aber letztlich war das nur ein Tropfen auf den heißen Stein gegen eine Menge an frustrierten Kunden auf fünf Etagen. Trotzdem ertappte sich Leon dabei, wie er den Betäubungsstab in seiner Hand fester umklammerte. Doch selbst

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