Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
Leibwache abzulehnen und auf derlei Albernheiten zu verzichteten, schmolz beim Anblick der vertrauten, grinsenden Gesichter schnell dahin. Es gab Dinge, die konnte sie nicht befehlen, formale Autorität vorhanden oder auch nicht. Es gab Dinge, die waren jetzt einfach so, und alle Abwehr würde nichts nützen.
Tooma breitete die Arme aus und sagte: »Willkommen. Ich würde gerne so etwas wie eine aufmunternde Rede halten, aber ich möchte niemanden von Ihnen anlügen und Sie alle wissen, was uns bevorsteht.«
Sie machte eine Pause, suchte noch nach dem passenden Wort, doch es fiel ihr nicht mehr allzu viel ein.
»Danke.«
Und das genügte auch.
14 Sonnensystem
»Ich freue mich, Sie an Bord begrüßen zu dürfen.«
Haark wischte sich über die Stirn. Der Soldat gab ihm seine Papiere zurück, salutierte erneut und gab den Weg zur Schleuse frei. Der Zugang führte direkt zur Belisarius , Haarks neuem Kommando, und der Wachsoldat, der ihn gerade kontrolliert hatte, sah eifrig aus, dienstbeflissen, ja fast begeistert. Und er war fast noch ein Kind.
Haark zwang sich ein Lächeln ab. Es stand einem Kreuzerkommandanten gut zu Gesicht, etwas Zuversicht zu zeigen, vor allem, wenn sich zunehmend erwies, dass er Herr über einen besseren Kindergarten werden würde. Dann wartete er, bis der eifrige Wachmann die Identität von Leskowitz festgestellt und auch ihm ein herzliches Willkommen entboten hatte.
Als sie dann gemeinsam die Schleuse betraten, rief jemand etwas Lautes, Unverständliches, und als sie um eine Ecke kamen, stand da ein Marechal in vollem Putz vor einer offenbar eilig zusammengetrommelten Truppe in Arbeitsoveralls, einige noch damit beschäftigt, sich mit Einmalwaschlappen Dreck aus dem Gesicht zu wischen. Sie erblickten das heraneilende Paar Offiziere, nahmen den Befehl des puterrot angelaufenen Marechals ernster und versuchten strammzustehen.
Der Marechal, dessen Empörung kaum größer als sein voluminöser, die Uniform über Gebühr ausfüllender Bauch sein konnte, holte tief Luft und führte bedächtig eine Bootsmannspfeife an seinen Mund.
»Das wird nicht nötig sein, Marechal!«, beeilte sich Haark zu sagen. Der dickliche Unteroffizier stieß die bevorratete Luft wieder aus und wirkte für einen Moment enttäuscht. Ehe der zu einer längeren Meldung ansetzen konnte, salutierte Haark und sagte: »Meine Damen und Herren, ich danke Ihnen und fühle mich geehrt. Lassen Sie uns die Formalitäten als erledigt betrachten. Ich vermute, Sie haben alle wichtigere Aufgaben zu bewältigen, als mir Hallo zu sagen. Nehmen Sie Ihren Dienst bitte wieder auf.«
Der Marechal betrachtete bedauernd, wie seine Ehrenformation dahinschmolz, bis er nur noch alleine im Gang stand und sich schnaufend in Pose brachte.
»Marechal Grossmann«, stellte er sich vor.
»Sie gehören zu den Reservisten, die wieder einberufen wurden«, stellte Haark mit einem Blick auf den Leibesumfang des Mannes fest. Dieser nickte nur und tätschelte seinen Bauch.
»Das ist hart erarbeitet, Capitaine. Ich bin aber zuversichtlich, dass die Nahrungspakete, die unsere Vorfahren vor hundert Jahren eingefroren haben und die wir jetzt verspeisen dürfen, das schnell ändern werden.«
Leskowitz verzog das Gesicht. »Ist es so schlimm, Marechal?«
»Es sind ganz besondere Genüsse, die ich kaum richtig zu beschreiben imstande bin«, erwiderte Grossmann blumig. »Sie müssen es einfach selbst erlebt haben.«
»Ihre Schilderung erhöht meine Vorfreude«, meinte Haark lächelnd. »Und danke für diesen Versuch in Etikette.«
»Wir sind zwar alle im Arsch, aber wir sollten versuchen, mit Anstand und Würde ins Gras zu beißen.«
»Das halte ich für eine korrekte Einstellung«, meinte Leskowitz. »Sie sind der dienstälteste Unteroffizier?«
»Ich bin sicher der älteste, das andere weiß ich nicht.«
»Und wo finden wir Sie, wenn wir Sie brauchen?«
Grossmann grinste. »Sie sind Capitaine Leskowitz?«
»Korrekt.«
»Ich bin Ihre rechte Hand.«
»Das habe ich mir angesichts Ihrer ausführlichen Schilderung unserer Versorgungssituation schon gedacht.«
»Von Ihnen werden jetzt Wunder erwartet, Capitaine.«
Leskowitz nickte. »Natürlich. Gehen Sie voran, ich schau mir das Erbe unserer Vorfahren genauer an.«
Haark winkte den beiden Männern zu. Er beschloss, sogleich die Brücke aufzusuchen. Sein spärliches Gepäck – fast seine gesamte private Habe war mit der Malu untergegangen und in der Zwischenzeit war herzlich wenig
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