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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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abgehalten.
    Etwas Glück wäre wirklich eine feine Sache, meinte Leon.
    Sie machten sich in aller Vorsicht auf den Weg. Das Gelände war verfallen und das hieß auch, dass die aufgebrochenen und vergammelten Gebäude hervorragende Brutnester für allerlei Bedrohungen sein konnten, auch wenn eine erste Untersuchung der Gegend nichts zutage gefördert hatte. Leon hatte eine lockere Schützenreihe befohlen, er selbst hatte die Führung übernommen. Sie gingen langsam, die schussbereiten Jackhammer in den Armbeugen, und ihre Augen wanderten wachsam über die Gebäude, an denen sie vorbeischritten. Es regte sich nichts. Schnell hatten sie einen großen Platz in der Mitte des Kasernengeländes erreicht. Kahle Fahnenmasten ragten in die Höhe, der Beton war an einigen Stellen durchbrochen worden und es wuchs Gras und Unkraut aus den Rissen. Am Rande des Platzes rosteten zwei obsolete Bodengleiter vor sich hin, die hier seit vielen Jahren stehen mussten. Die Polizeiabzeichen waren durch die Wettereinflüsse verblasst und nur die durchlöcherten Plastikhauben der Signalanlagen wiesen darauf hin, dass dies einmal Dienstfahrzeuge gewesen sein mussten.
    Es regte sich kein Lüftchen, außer dem gelegentlichen Zwitschern eines Vogels war nichts zu hören.
    »Wir gehen am Rand des Platzes entlang«, entschied Leon und wies in die Richtung der rostenden Fahrzeuge. »Da gibt es Deckung, falls wir sie brauchen. Die Sporthalle ist nicht mehr weit.«
    Steven und Jack widersprachen nicht. Was sie einst an jugendlicher Aufmüpfigkeit erfüllt hatte, war aufgrund der invasionsbedingten Erfahrungen durch einen harten Realitätssinn ersetzt worden – und einen gehörigen Respekt vor Jorge, Carla und Leon, die sie soweit gebracht hatten. Die Aussicht auf ein volles Depot, das ihrer aller Leben einige Wochen würde verlängern können, wirkte ebenfalls disziplinierend. Sie benötigten Leons Zugangscodes, um es betreten zu können. Leon hatte Brotislav die Anweisung gegeben, den Jungs den Code mitzuteilen, sollte ihm etwas geschehen, aber nicht vorher. Wie gesagt, er verließ sich auf die beiden Männer nur so weit, wie er überhaupt jemandem zu vertrauen bereit war. Er hatte die Ziffern nur Jorge und Carla mitgeteilt, sollte es auch Brotislav eines Tages erwischen. Das musste genügen.
    Es gab Bewegung, aber die Ursache dafür waren nur ein paar bemerkenswert fette Ratten, die ungeniert umherliefen, als ob sie erahnen würden, dass ihre wahren Gegner nicht mehr die Menschen waren, dass deren Zeit mehr oder weniger abgelaufen war. Leon war bewusst, dass sie irgendwann anfangen mussten, die wohlgenährten Tiere zu jagen, um ihre Diät aufzufrischen. Er fragte sich bereits, wie Rattenfleisch wohl schmecken und ob gründliches Braten den Ekel beseitigen würde, den viele ganz sicher beim Anblick eines Rattenragouts empfanden. Interessanterweise hatten die meisten ausgeplünderten Supermärkte zwar keine Nahrungsmittel im engeren Sinne mehr enthalten, die Gewürzabteilungen hatten aber die wenigsten angerührt. Leon hatte bei seinen Raubzügen darauf geachtet, ausreichend Salz sowie schärfere Gewürze wie Pfeffer oder Paprika mitzunehmen. Spätestens dann, wenn man etwas frisch Verstorbenes von der Straße aufkratzen und erhitzen würde, konnten Gewürze manches Wunder vollbringen. Curry-Ratte, so kam ihm der Gedanke, hörte sich gar nicht schlecht an.
    Die Sporthalle zeigte nicht nur die Spuren des Feuers, das sie einst vernichtet hatte, sondern auch Anzeichen eines Kampfes. Leon musste gar keinen Befehl geben, um dafür zu sorgen, dass seine Begleiter erhöhte Vorsicht walten ließen. Alle hatten die beiden zusammengeschossenen Leichen der Milizionäre entdeckt, in denen Tentakelsporen Wurzel geschlagen hatten und sich langsam entwickelten. Das war wieder einer dieser Momente, in denen Leon bedauerte, nicht über einen Flammenwerfer zu verfügen. Glücklicherweise gab es andere Methoden.
    Ohne dazu aufgefordert werden zu müssen, holte Steven eine Tube mit weißer Paste aus seiner Tasche, klassischer Brandbeschleuniger für den Grillabend. Sie hatten einen ganzen Karton davon. Er verteilte davon über die beiden Toten, deren Leiber von den weiß-bläulichen Sporen bis zur völligen Unkenntlichkeit überwuchert waren. In diesem Stadium waren die Tentakelsporen ungefährlich, man hätte sie sogar gefahrlos berühren können. Steven schien das nicht ausprobieren zu wollen.
    Danach genügte ein Feuerzeug. Binnen weniger Sekunden hatten die beiden

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