Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
um viele Meter zurück, dann kommt die große, zerstörerische Welle. Ich möchte, dass der Aktivitätslevel der Tentakel an allen Abschnitten unter permanenter Beobachtung bleibt. Wenn wir eine Reduzierung um weitere zwanzig Prozent haben, benachrichtigen Sie mich sofort. Für alle Truppenteile müssen Evakuierungspläne vorliegen. Ich möchte jeden Kämpfer binnen zehn Minuten nach der Fluchtorder in einem Schutzraum wissen.«
Tooma wusste, dass das eine illusorische Vorgabe war. Es gab genügend Bunker, und die meisten waren auch gut genug, um einen Orbitalschlag zu überstehen, aber der Befestigungsring war groß und in zehn Minuten nicht so aufzulösen, dass jeder Soldat seinen Platz gefunden haben würde. Aber der Befehl war vor allem psychologisch gedacht, als Versicherung an alle Kämpfenden, dass für ihren Schutz Sorge getragen wurde, falls es zu einer Eskalation kommen sollte.
»Was ist mit dem MGZ?«, fragte Sporcz.
»Wir bleiben bis zum Schluss. Wenn das HQ direkt getroffen wird, kann das Fahrzeug einen Fallout überleben. Die Wahrscheinlichkeit, dass es uns direkt erwischen wird, ist eher gering.«
Der junge Mann nickte nur.
Besonders überzeugt wirkte er nicht.
33 Station Thetis
Drei der Kameras funktionierten noch.
Die Techniker hatten im Schutzraum behelfsmäßig alte Bildschirme installiert, auf die sie Bilder aus den drei Linsen zeigten. Die Kameras waren gut versteckt und hatten eine eigene Energieversorgung, sicher auch ein Grund, warum sie noch übertrugen. Eine war im alten Leitstand der Station platziert, eine zweite in einem der Hangars und die dritte in einem Gang, der von den Mannschaftsquartieren zum Erholungsbereich führte.
Frazier, Delivier und weitere Flüchtlinge, zusammengepfercht in den beiden tiefsten Schutzräumen starrten auf diese Bildschirme, als würde aus ihnen die Erlösung kommen. Tatsächlich gab es dort nichts Erbauliches zu sehen: Überall waren Tentakel. Und sie waren sehr fleißig.
Tentakelsoldaten durchstreiften die Station, mit ziemlicher Sicherheit auf der Suche nach Überlebenden oder Widerstand. Dass sie einen fanden, war sehr unwahrscheinlich, denn der klägliche Rest der Besatzung hatte sich in die Tiefen zurückgezogen, abgekoppelt von der Energieversorgung, verborgen hinter dicken Stahlwänden, in der Hoffnung, dass die Invasoren sie nicht finden und lange genug in Ruhe lassen würden, bis Entsatz kam.
Niemand sprach offen aus, dass diese Befreiung niemals stattfinden würde.
Die Tentakel hielten sich aber nicht nur mit Suchaktionen auf. Sie trugen die Toten, die meisten davon bereits reichlich mit sprießenden Tentakelsporen versetzt, den Gang entlang, offenbar in die große Cafeteria. Der Ansicht der meisten Wissenschaftler in den Schutzräumen zufolge lagerten sie die Toten dort, um das ungestörte Wachstum der Sporen beobachten und gewährleisten zu können. Die Tatsache, dass auf diesem Weg auch Gärtnertentakel gesichtet wurden, sprach für die Theorie. Es bedeutete aber auch, dass die Tentakel die Absicht hatten, sich auf Thetis häuslich einzurichten.
Dafür sprach ebenfalls, dass Tentakeltechniker sich in der Leitzentrale mit den technischen Anlagen befassten. Dass sie dies sachkundig taten, war für die Beobachter keine Überraschung. Die Tentakel hatten eine große Menge irdischer Technologie erobert und konnten ihre in der gesamten okkupierten Sphäre gewonnenen Erkenntnisse mithilfe des Tentakeltraums jederzeit austauschen. Eine Weile hatten die Tentakel anscheinend mit den Sicherheitsprotokollen zu kämpfen, die gerade auf einer militärischen Forschungsstation besonders elaboriert waren. Doch es gelang den Experten unter den Invasoren, diese nach und nach entweder auszuschalten oder zu überwinden. Delivier hatte einige zentrale Speicher vor dem Rückzug in die Tiefen der Station vernichten lassen, auch die Tentakel konnten daran nichts ändern, dennoch gingen sie eifrig zu Werk, um zu verstehen, was sie da gerade erobert hatten.
Außerdem begannen sie damit, die Station umzubauen. Trotz aller Abneigung kam Frazier nicht umhin, die Effektivität und Effizienz, vor allem aber die Geschwindigkeit dieser Wesen zu bewundern. Das sorgfältige Aufeinanderabstimmen aller Aktivitäten, die nahtlos ineinandergriffen, hing sicher damit zusammen, dass die Individualität der Tentakel je nach Funktion und Position in der Hierarchie nach unten hin erkennbar abnahm und zahlreiche Verhaltensweisen bereits genetisch in ihrem
Weitere Kostenlose Bücher