Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
lebend wieder zurückkehren werden. Sie unterstellen sich meinem Kommando. Während des Angriffs werden sie Teil einer größeren militärischen Truppe sein, und es wird Disziplin und vor allem Gehorsam erwartet.«
»Wer beschützt in der Zwischenzeit jene von uns, die nicht kämpfen können?«, wollte Carla wissen. Sie wies auf die Alten, die Kranken und die Kinder.
»Wir. Und sollten zu wenige Ihrer Kämpfer zurückkehren, um diesen Schutz künftig übernehmen zu können, versprechen wir, dass wir uns um sie kümmern werden.«
»Aus welchem Grunde sollen wir dem Angebot vertrauen?«, stellte nun Jorge die Gretchenfrage. »Was sagt uns, dass Sie unsere Kämpfer nicht verfeuern und dann über deren Leichen hinweg den Sieg für sich reklamieren, sollte dieser gelingen?«
Festus nickte. »Ich kann Ihnen diesen Beweis hier und jetzt nicht bieten. Aber ich mache Ihnen eine andere Zusage: Niemand wird irgendeinem Ihrer Leute jemals die Waffen abnehmen. Sie dürfen bis kurz vor dem Angriff wieder aussteigen, wenn Ihnen unser taktischer Plan und die Rolle Ihrer Leute darin nicht zusagen. Wir vereinbaren so etwas wie …«, er suchte kurz nach einem passenden Wort, »… eine Probezeit.«
»Sind wir die Einzigen, denen Sie dieses Angebot machen?«, fragte Leon.
»Nein. Es gibt eine weitere Gruppe in einem Vorort, die uns auch ordentlich organisiert und geführt erscheint. Einer meiner Männer ist schon dort, um ähnliche Verhandlungen zu führen wie ich jetzt hier. Ansonsten gibt es im Stadtgebiet nur schlecht organisierte und kleine Gruppen oder die bereits erwähnten Gangs. Niemand, mit dem wir als kohärente Einheit Gespräche anberaumen könnten.«
Jorge, Leon und Carla wechselten stumme Blicke.
»Wir benötigen Bedenkzeit, um Ihr Angebot zu besprechen«, sagte Carla schließlich.
»Selbstverständlich.«
»Bis wann wollen Sie von uns hören?«
»Versuchen Sie, innerhalb der kommenden Woche zu einer Entscheidung zu kommen«, bat Festus. »Sie können mich direkt über eine bestimmte Frequenz mit dem Milizkommunikator kontaktieren. Sie haben noch ein funktionsfähiges Gerät?«
»Ja. Binnen einer Woche also«, bestätigte Leon. Festus schien zufrieden.
»Ich habe Ihnen im Rucksack, den Sie mir vorhin abgenommen haben, einiges mitgebracht, als kleine Bestechung, wenn Sie so wollen«, fügte er dann lächelnd hinzu. »Sie sind gut versorgt, wie ich sehen kann, aber es sind ja oft vor allem die Kleinigkeiten, die wir vermissen. Schokolade, eine Flasche Whisky, ein paar Batterien, zwei Packungen mit Schmerztabletten und ein Mittel zur Behandlung von akutem Durchfall. Einige Tabletten zur Reinigung von Trinkwasser, das Ihnen nicht sauber erscheint. Keine revolutionären Vorräte, aber ein Zeichen unseres guten Willens. Ich lasse Ihnen den ganzen Rucksack hier.«
»Danke«, erwiderte Leon schlicht.
»Dann werde ich Sie jetzt verlassen«, kam Festus ohne Umschweife zum Ende. »Ich habe alles gesagt, was ich Ihnen zu sagen hatte, und mein Weg zurück ist weit.«
»Sie sind allein unterwegs?«
»Nur die ersten fünfhundert Meter. Mein Team wartet da draußen auf mich.«
Festus lächelte entschuldigend, doch niemand machte ihm hier einen Vorwurf. Er neigte grüßend den Kopf, dann wurde er von Steven die Treppe hinunter aus dem Turm geführt. Als er das Gebäude verlassen hatte, sahen sich alle nur schweigend an.
Es war Ellie, die das Wort ergriff. »Ich will Tentakel töten«, sagte sie schlicht. Niemand war ob einer so martialischen Äußerung aus dem Munde einer Zwölfjährigen erstaunt. Es wurde fast als selbstverständlich angesehen.
Leon warf einen Blick in die Runde.
Viel mehr gab es offenbar auch nicht zu sagen.
36 Afrika
»Sie ziehen sich weiter zurück«, meldete Sporcz. »Mir schmeckt das ganz und gar nicht.«
Tooma konnte dem nichts hinzufügen. Die Angriffe der Tentakel gingen weiter, und dem ungeübten Auge mochte sich der Unterschied nicht einmal erschließen. Doch die Aliens griffen immer weniger mit schwerem Gerät an, und die Wellen von Kriegern, die gegen die Befestigungsanlagen brachen, waren schneller vorbei und nicht mehr auf einen Durchbruch an einer bestimmten Stelle gerichtet. Die Wachsoldaten mussten weiterhin aufmerksam sein, sie erlitten auch Verluste, doch die Meldungen der Abschnittskommandanten sprachen eine deutliche Sprache.
Sie hatten begonnen, Mannschaften auszurotieren, die Lazarette füllten sich auch mit weniger schwer verletzten Soldaten, Männer und Frauen
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