Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm
Himmelsstürmer, die jetzt ihre Version von Utopia verwirklichen wollen. Wenn die Tentakel weg sind, werden wir ein ganz anderes Sicherheitsproblem haben: eine Zersplitterung der Welt in zahllose Territorien, einige mehr, andere weniger gut regiert, viele nur durch nackte Gewalt oder Einschüchterung zusammengehalten, andere auf der Basis irgendeiner schwachsinnigen Ideologie organisiert. In der jetzigen Situation werden viele Menschen den Schalmeienklängen der Verführer allzu gerne Glauben schenken, wenn sie sich nur der Illusion hingeben können, dass dadurch alles besser und wieder gut wird. Wir müssen also vorsorgen.«
Leon nickte langsam. Festus hatte sicher nicht unrecht in dem, was er da sagte. Er hatte allerdings ein wesentliches Element ausgelassen. Ehe er selbst den Finger auf den wunden Punkt legen konnte, hatte Carla bereits das Wort ergriffen.
»Welche Ideologie verfolgen Sie, Festus? Wer ist Ihr kleiner König oder Raubritter?«
Festus schien die Frage nicht unangenehm zu sein. Er räusperte sich erst, zögerte aber nicht lange mit der Antwort. »Wir haben in der Tat ein politisches Programm. Es wird ihnen möglicherweise nicht besonders gefallen. Es lautet einfach: ›Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung.‹ Uns ist bewusst, dass das Direktorium auseinandergebrochen ist. Viele Direktoren sind ums Leben gekommen. Wir wissen aber auch aus zuverlässiger Quelle, dass einige wenige Direktoren Zuflucht auf dem Mars gewonnen haben, der offenbar derzeit keine starken Tentakelangriffe zu erleiden hat.«
Festus strich sich über das Haar. »Ich weiß, dass das Direktorium nicht sehr beliebt gewesen ist, und ich finde auch, dass sich einiges hätte ändern sollen und künftig ändern sollte. Aber in dieser Situation eine Revolution anfangen wird nur noch mehr unnötige Todesopfer kosten. Nein, wir brauchen wieder eine staatliche Ordnung, die auf gewissen rationalen Grundlagen beruht, nicht auf den Spinnereien eines Messias, eines Führers oder irgendeines anderen Demagogen – oder nur auf der Macht eines Bandenführers mit vielen Gewehren. Es ist nicht die ideale Zukunftsversion, und sie alle haben vielleicht andere, aber es ist diejenige, die die größte Aussicht auf Erfolg hat, wenn wir uns alle so schnell wie möglich wieder aus der Krise befreien wollen.«
Festus sah Carla ins Gesicht. »Beantwortet das die Frage?«
»Ich danke für Ihre Ehrlichkeit«, erwiderte sie. »Ich bin mir nicht sicher, ob mir diese Antwort gefällt, aber ich gebe zu, dass ich nicht in der Lage wäre, mit einer vernünftigen Alternative zu kommen. Was genau erwarten Sie sich jetzt von uns?«
»Wie gesagt: Ich biete Ihrer Gruppe an, sich uns anzuschließen. Wir haben ein fünfköpfiges Leitungsgremium und würden jemanden von ihnen in dieses aufnehmen, als sechstes Mitglied. Sie haben Führungsstärke und Umsicht bewiesen, solche Fähigkeiten werden von uns anerkannt und bitter benötigt. Doch, wenn Sie sich nicht beteiligen wollen, bitten wir sie alle zumindest darum, sich dem Angriff auf das Rathaus anzuschließen.«
»Was ist für uns drin?«, fragte Steven. Leon warf ihm einen ärgerlichen Blick zu, doch Festus hob besänftigend die Hände.
»Nein, das ist eine berechtigte Frage. Ich erwarte hier nicht allzu viel Altruismus. In jedem Falle muss etwas für sie alle drin sein, auf die eine oder andere Art und Weise. Also. Wenn sie sich uns anschließen, dann werden wir sie nach dem Kampf mit Vorräten für ein Jahr versorgen. Medizinische Güter, Munition, Kleidung, Gebrauchsgegenstände – was sie wollen. Wir werden sie in einem von ihnen zu definierenden Territorium ungehindert agieren lassen und sie dort nicht angreifen, solange sie uns nicht behelligen. Wenn es diese Kaserne sein soll, werden wir sogar Bautrupps schicken, um Gebäude wieder herzustellen.«
Festus hielt für einen Moment inne. »Ich sehe, dass die Eingangstür dieses Turms schwer beschädigt wurde. Das sind so Sachen, die können wir instand setzen. Außerdem bieten wir ihnen in jedem Fall ein Bündnis an, sollte es zu weiteren Tentakelangriffen kommen. Wir teilen unsere diesbezüglichen Informationen mit ihnen. Und das Angebot, sich uns anzuschließen, ist zeitlich nicht begrenzt. Wenn sie es erst später wahrnehmen wollen – gut.«
»Und wir sollen dafür nur mitkämpfen?«, versicherte sich Leon.
»Nur?« Festus hob die Augenbrauen. »Nur? Ich möchte alle waffenfähigen Frauen und Männer und weiß nicht, wie viele von diesen
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