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Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm

Titel: Tentakel-Trilogie 3: Tentakelsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Er wischte sich verstohlen die feuchten Handflächen an seiner Hose ab und benetzte die Lippen. Die Tentakelraketen glichen ihren Kurs an. Der erste Schwarm würde sie in wenigen Minuten erreicht haben.
    »Capitaine, die Khan meldet, dass sie wieder auf 100% gehen kann«, hörte er den Funkspezialisten. Haark schaute erneut auf die Koordinaten, sah, wie der Kampfcomputer die Neuigkeit ungefragt bereits in seine Projektionen einbaute, und lächelte. Es würde heiß werden, aber sie würden sich nur verbrennen und nicht gleich in Stücke fliegen.
    Außer, es ging noch irgendwas schief.
    Haark bestätigte einen Satz Berechnungen mit einem simplen Tastendruck, dann lehnte er sich zurück und schloss die Augen. Dank des NeuroLAN-Implantats wurden sofort zentrale Daten direkt in sein Gehirn überspielt und in seinem Sehzentrum visualisiert. Er sortierte sie nach Prioritäten und ließ nur den Flugvektor und die anfliegenden Raketenschwärme vor seinem geistigen Auge schweben.
    Er fühlte, wie sein Schiff wieder etwas stärker beschleunigte. Die Erschütterungen der hochgefahrenen Maschinen waren kaum spürbar, doch Haark hatte, wie man sagte, »einen Arsch für sein Schiff« entwickelt.
    Wenn sonst vielleicht auch nichts, so machte ihn zumindest das zuversichtlich.

 
35 Europa
     
    Der Besucher stand in der Mitte des Raumes und wirkte vor allem deswegen gefährlich, weil er keine Waffe trug. Er trug eine volle Uniform der Infanterie, allerdings ohne Rangabzeichen, und wirkte muskulös. Seine Bewegungen waren sorgfältig abgezirkelt und verrieten Körperbeherrschung, er war makellos rasiert, wenngleich man seinen Händen die Wochen der Anstrengungen durchaus ansehen konnte. Leon hatte ihn schließlich vorgelassen, weil dieser ihm eine Nachricht von Sebastian, seinem alten Kollegen aus Zeiten des Wachdienstes, übermittelt hatte. Jetzt, wo herkömmliche gesellschaftliche Rituale und Regeln über Respekt nichts mehr galten, war es nur noch das Wort eines anderen Menschen, dem man vertraute, das Türen öffnete.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie mich anhören«, wandte sich der Mann an niemanden Bestimmten. Er schien sie alle gleichzeitig im Blick zu haben, was auch bedrohlich wirkte. Leon versuchte, sich für einen Moment von diesem permanenten Gefühl des Misstrauens frei zu machen und räusperte sich.
    »Vielleicht kommen Sie gleich zur Sache. Wir sind Besucher eigentlich nicht gewöhnt. Ich möchte die allgemeine Nervosität gerne im Rahmen halten.«
    Der Mann nickte und zeigte ein verständnisvolles Lächeln.
    »Ich fasse mich kurz. Mein Name ist Festus. Ich führe eine Gruppe von Kämpfern an, darunter auch Ihr Bekannter Sebastian. Bei uns sind einige versprengte Soldaten, eine Reihe Milizionäre, aber auch bewaffnete Bürger wie die meisten hier. Wir haben eine Basis aufgebaut, und zwar an der alten Sternwarte.«
    Das klang logisch, wie Leon zugeben musste. Die Sternwarte stand auf einem Hügel am Rande der Stadt, mit einem wunderbaren Blick in alle Richtungen, auf einem massiven Fundament und verfügte über dicke Mauern. Eine gut zu verteidigende Stellung.
    »Sie haben eine dauerhafte Basis errichten können?«, fragte Jorge. »Wie können Sie sich der permanenten Angriffe erwehren?«
    »Deswegen bin ich hier. Zum einen: Wir haben in der Tat eine Reihe von Angriffen abwehren können. Aber wir sind nicht nur defensiv, sondern haben gezielte Befriedungsaktionen in unserem Stadtviertel durchgeführt. Sie werden davon nicht viel mitbekommen haben, da es am anderen Ende des Stadtgebietes liegt. Wir konnten in einem Viertel so etwas wie eine Stadtteilverwaltung installieren. Die öffentlichen Dienste sind überall zusammengebrochen und ganze Straßenzüge sind in Trümmern oder das Opfer von Großbränden. Wir konnten uns in unserer Ecke ein wenig organisieren. Das zieht die Gutwilligen an und schreckt die Böswilligen ab. Meistens jedenfalls«, fügte er am Ende halb entschuldigend hinzu.
    »Was haben wir damit zu tun?«, fragte Carla.
    »Nun, es geht mir um zwei Dinge. In dieser Gegend ist Ihre Gruppe die derzeit am besten organisierte. Zum einen biete ich Ihnen an, sich uns anzuschließen. Das ist, ganz bewusst, nur ein Angebot. Wir zwingen Sie nicht dazu, das könnten wir auch gar nicht. Zum anderen hat sich durch die Aktivitäten vieler Milizen und Bürgergruppen die gesamtstrategische Lage im urbanen Gebiet in den letzten Wochen gewandelt.«
    Festus' Hand fuhr in seine Jacke. Binnen weniger Momente waren zehn

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