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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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den Mangel an Schwerkraft sowie die damit verbundenen Perspektivenveränderungen sehr verwirrend. Er war ausgesprochen dankbar dafür, dass Smith offenbar keinerlei Orientierungsprobleme hatte. Tatsächlich schienen sich alle gut zurechtzufinden. Oder sie ließen sich ihre Verwirrung einfach nicht anmerken.
    »Die Tür ist unverschlossen. Gebt mir Deckung.«
    Smith beugte sich über den Verschluss. Auch die Tentakel versahen ihre Türen mit einer Art Handrad, um sie im Falle eines Energieverlusts öffnen zu können. Es gab eben ewig und allgemein gültige Konstruktionsprinzipien bei Raumschiffen, für die man in Augenblicken wie diesen sehr dankbar war.
    Hinter der Tür war noch Atmosphäre. Es gab einen Luftzug nach draußen, gefolgt von einem herausgleitenden toten Tentakel, der sich zielsicher durch den Riss ins Weltall begab. Er war noch nicht lange tot, der Körper noch voller Flüssigkeit, die nun zu kochen begann. Es war dem sachte dahintreibenden Körper anzusehen, wie es unter der widerstandsfähigen Haut zu brodeln begann und Flüssigkeit aus den Körperöffnungen austrat.
    Kein angenehmer Anblick.
    »Weiter!«, unterbrach Smith ihre andächtige Kontemplation des Todes.
    Sie drangen in das Schiff ein. Es war nicht völlig dunkel, da die Tentakel gleichfalls eine Notbeleuchtung installiert hatten. Der Gang sah fast unberührt aus, ein etwas unwirklicher Eindruck.
    »In dieser Richtung zur Zentrale, in dieser zum Maschinenraum!«, sagte Smith. »Das Schiff ist kleiner als die Hanna , es gibt kaum Orte, an denen sich die Tentakel noch verstecken können. Roby, du und Mengsk geht nach hinten und schaut euch die Maschinen an. Der Rest mit mir.«
    Roby gehorchte, hielt die Waffe vielleicht ein wenig fester als notwendig und war froh, dass Mengsk die Führung übernahm. Sie begegneten niemandem. Das Schott zum Maschinenraum aber war fest verschlossen und es bedurfte einiger Anstrengung, um ihn zu öffnen. Wieder entwich Atmosphäre, und erneut war es nicht dieser Druckverlust, der den Tentakel über den Kontrollen tötete. Ein Metallsplitter steckte in seinem Körper, der nicht herumtrieb, weil er sorgfältig angeschnallt auf einem geeigneten Sessel fixiert war.
    »Hier herrscht ganz schönes Chaos«, berichtete Roby über Funk. »Es muss einiges an kinetischer Energie durchgekommen sein. Wir finden hier nur einen Toten. Die Hauptanlage sieht von außen unbeschädigt aus, aber Sekundäreinrichtungen … ich bin mir nicht sicher, was davon noch funktioniert und was nicht.«
    »Energieversorgung?«
    »Mengsk kümmert sich gerade. Es sieht so aus, als wären einige der Notbatterien noch online, und mit etwas Glück …«
    Wie zur Bestätigung seiner Worte ging das Licht an. Nun, hell erleuchtet, konnte sich Roby ein noch besseres Bild des Allgemeinzustandes machen. Er war nicht sehr zufrieden mit dem, was er da sah. Während der Generator – wenn es einer war – und die Triebwerkseinheit von hier ganz gut aussahen, hatte es viele der Kontrollen zerlegt. Roby hatte seine Zweifel, was die Ansteuerung noch funktionsfähiger Bereiche anbetraf. Die Tentakel legten ihre Leitungen weitgehend unverkleidet durch das Schiff, und viele davon waren gerissen.
    »Kommt zu uns«, hörte er Smith. »Wir haben den Cheftentakel gefunden. Bringt Kotztüten mit.«
    Obgleich diese Aussage einen unerfreulichen Anblick voraussagte, empfand Roby dabei eher Zuversicht. Es bedeutete nämlich, dass der Kommandant dieses Schiffes tot war. Damit waren auch eventuell doch noch irgendwo überlebende Tentakel weitgehend passiv. Roby ging ohnehin davon aus, hier niemanden mehr anzutreffen, der noch am Leben war.
    Er wanderte mit Mengsk nach vorne und in einer aufgerissenen Kugel aus Panzermaterial fanden sie den unförmigen Körper des stationär hier eingepflanzten Tentakels vor, der einstmals dieses Schiff geführt hatte. Sein unförmiger, wurmähnlicher Körper lag aufgerollt in einer Art Halterung, übersät von Wucherungen, aus denen Leitungen ragten, die in der Wand verschwanden und sicher dazu gedient hatten, Befehlsimpulse in die Schiffsanlagen zu senden.
    Der Kommandotentakel machte an einigen Stellen einen ziemlich zermatschten Eindruck.
    Roby wusste jetzt, was Smith gemeint hatte. Hier aber war er im Vorteil: Er hatte schon einige tote Tentakel in seinem Leben gesehen. Das hieß nicht, dass er wahnsinnig abgehärtet war, doch es half ihm, sich einigermaßen unter Kontrolle zu halten.
    »Keine äußerliche Einwirkung. Entweder ist die

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