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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Tentakelschiffen. Die Erbauer dieser Einheiten hielten eine Rettung der todgeweihten Besatzung für Energieverschwendung. Es gab schließlich da noch viel mehr, wo diese hier herkamen.
    Die Frage war also, ob jemand an Bord noch lebte und ihnen Widerstand entgegensetzen würde.
    »Ich denke, dass wir am Riss einsteigen sollten«, schlug Roby vor, dem davor eher grauste. Er hatte nur wenig Übung darin, sich in der Schwerelosigkeit fortzubewegen, von den wenigen obligatorischen Rettungsdrills einmal abgesehen. Aber dennoch …
    »Dahinter ist keine Atmosphäre und wahrscheinlich auch kein lebender Tentakel. Wenn es Überlebende gibt und wenn sie Reparaturen durchführen, dann bestimmt erst mal am Triebwerk. Zurzeit treibt das Schiff nur.«
    Das reduzierte ihre Chancen auf eine eigenständige Landung, aber das kommentierte Roby nicht weiter.
    »Der Riss also.«
    Sie trugen alle ihre Raumanzüge, daher würde ein Übersetzen relativ unproblematisch sein. Smith passte Geschwindigkeit und Vektor der Kapsel an, und bald füllte das Tentakelschiff den Schirm vor Robys Augen aus.
    »Keine Reaktion. Entweder haben die uns nicht bemerkt oder es ist niemand mehr an Bord.«
    »Der Haupttentakel ist normalerweise in einer besonders gepanzerten Abteilung im Zentrum des Schiffes situiert, von wo er seine mobilen Einheiten kommandiert und das Schiff steuert. Er kann sich selbst nicht mehr bewegen, aber er ist der am sichersten platzierte Tentakel an Bord. Es besteht auch die Möglichkeit, dass er Selbstmord verübt hat«, erklärte Smith.
    »Kommt das vor?«, wollte Mengsk wissen.
    »Es gibt Berichte, nach denen Schiffstentakel sich bei Annäherung eines Enterkommandos selbst getötet haben. Sie scheinen sich sehr stark mit ihrem Schiff zu identifizieren und nehmen eine territoriale Verletzung sehr … persönlich.«
    »Hoffen wir auf das Beste«, sagte Roby, als die Kapsel mit ihrer Schleuse ziemlich genau über dem Riss zum Stillstand kam. Die Entfernung betrug keine drei Meter und würde leicht zu überbrücken sein, selbst für jemanden wie Roby.
    »Helme zu. Ich öffne das Schott«, befahl Smith. Es gab keine separate Druckkammer, dafür war die Kapsel zu klein. »Jeder hat eine Waffe?«
    Zustimmendes Gemurmel. Roby hielt die Armeepistole in seiner behandschuhten Hand. Glücklicherweise war die Waffe darauf ausgelegt, auch mit dem Handschuh bedient zu werden. Sie galt als fast rückstoßfrei. Fast. Dieses kleine Wörtchen gab Roby durchaus zu denken.
    Die Tür schwang auf und dahinter war der Riss deutlich zu sehen. An seiner breitesten Stelle – also dort, wo die Kapsel schwebte – hatte er eine Breite von gut zwei Metern. Doch er verfügte auch über sehr scharfe Aufrisskanten, aus denen abgeschnittene Leitungen und Metallzacken hervorragten. Die Raumanzüge waren sehr widerstandsfähig, aber Vorsicht war weiterhin geboten.
    »Ich gehe zuerst, dann Roby, dann Mengsk«, befahl Smith. Roby nickte nur. Er würde zwischen zwei Kameraden übersetzen, die beide, zumindest nach eigenem Bekunden, Erfahrung mit Raumspaziergängen hatten. Eine weise Entscheidung.
    Smith stieß sich ab und schwebte langsam auf den Riss zu. Mit den Füßen voran glitt er durch die Öffnung, sein Atem, den sie alle im Funk hörten, ging ruhig und gleichmäßig.
    »Ich stehe auf einer Seitenwand und habe meine Stiefel magnetisiert. Alles ruhig. Einige Trümmerteile, aber nichts, was einem wirklich gefährlich werden könnte. Das war hier mal eine Art Vorrats- oder Lagerraum. Roby.«
    Roby zögerte nicht länger, stieß sich sanft ab und schwebte schnell ebenfalls im freien Raum. Er konzentrierte seinen Blick auf den herankommenden Riss. Seine Bewegungen waren sparsam und er versuchte, den Rückstoß zu antizipieren, den jede Regung auslöste. Bald wurde es dunkel um ihn herum, als er in das Schiff eindrang, dann sah er die Helmlampe von Smith und aktivierte seine eigene. Der Kommandant reichte ihm eine Hand und zog ihn an sich.
    »Gut gemacht. Stiefel magnetisieren!«
    Roby tat es und fühlte sich von der Seitenwand angezogen, auf der Smith stand. Er war dankbar für den festen Halt.
    »Jetzt die anderen. Es ist sicher hier.«
    Roby blieb geduldig stehen, bis die restlichen Männer und Frauen der Hanna sich um ihn herum versammelt hatten. Smith nutzte die Zeit, um sich weiter zu orientieren, und hatte rasch eine Tür ausgemacht, die ins Schiffsinnere führte und die nun wie eine Bodenluke funktionierte, da sie auf der seitlichen Wand standen. Roby fand

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