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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Schluss.
    »Ich habe noch Waffen«, begehrte Roby auf.
    »Auf Automatik. Wir verlassen das Schiff.«
    Roby gehorchte automatisch, überließ der KI endgültig sein Pult.
    »Wir evakuieren!«, kam der erwartete nächste Befehl. Ebenfalls wie automatisch – konditioniert durch eine Kette von Drills – erhob sich Roby und eilte auf die Luke zu, die im hinteren Teil der engen Brücke aus der Wand ragte: die Rettungskapsel für die Führungsmannschaft. Smith war sofort neben ihm, schlug auf den Öffnungsknopf und die mächtige Metalltür schwang mit einem wenig vertrauenerweckenden Knirschen zur Seite. Fünf Plätze gab es hier, fünf Überlebende kletterten in den winzigen Raum, saßen in einem engen Kreis, die Gesichter einander zugewandt und schnell mit Gurten an die gepolsterten Wände gekettet. In der Mitte stand eine Konsole mit fünf im Kreis angeordneten, sehr einfachen Bedienungselementen. Jeder konnte die Kapsel steuern, dafür war sie ausgelegt, doch alle überließen diese Arbeit stillschweigend dem Kommandanten, der sein Schiff verloren hatte.
    Smith ließ sich nichts anmerken. Ganz der Profi, wie immer.
    Roby versuchte, sich daran ein Beispiel zu nehmen.
    Er spürte ein vertrautes Rütteln. Die KI hatte keine Zeit verschwendet. Die Waffen, die der Korvette noch zur Verfügung standen, wurden abgefeuert. Die Kanonen sprachen. Weitere Raketen verließen die Lafetten.
    »Absprengung. Festhalten.«
    Smith hatte es tonlos angekündigt, als würde er mehr zu sich selbst reden. Der Befehl war unnötig. Roby wurde dermaßen durch die Gurte in die Polster gepresst, er konnte sich absolut nicht bewegen.
    Ein heftiger Knall. Robys Magen drehte sich um, als die Explosionsbolzen die Kapsel mit einem Male ins All katapultierten. Er spürte massiven Andruck, und dann einen zweiten Ruck, als das Triebwerk zündete. Kapseln in Militärschiffen waren darauf programmiert, mit höchster Beschleunigung ein Kampfgebiet zu verlassen. Diese war darin keine Ausnahme. Vor Robys Augen tanzten rote Schleier und er spürte den metallischen Geschmack von Blut in seinem Mund. Das Gefährt rüttelte und schüttelte, die Vibrationen erzeugten Übelkeit und Schwindel. Jemand sagte etwas, doch Roby verstand nichts. Er starrte mit größter Willenskraft auf die einfache Anzeige auf der Konsole vor ihm, sah, wie die Hanna hinter ihnen wegfiel, dann waren da grüne und rote und gelbe Blips, die irgendwie zusammentrafen – einer davon die Schwesterkorvette, die, von der KI der Hanna einmal abgesehen, nun ganz allein die Last des Kampfes tragen musste.
    Roby fühlte sich, als würde er Kameraden und Schiff im Stich lassen. Eine höchst irrationale Empfindung, hätte er doch nichts weiter ausrichten können, wären sie an Bord geblieben.
    Die Vibrationen ließen langsam nach. Robys Blick klärte sich. Er schaute weiterhin konzentriert auf den Schirm. Die Tentakel. Wo waren die Tentakel …
    »Es hat sie erwischt!«, sagte Smith.
    »Was?«
    »Die Karibu . Die andere Korvette. Es hat sie erwischt.«
    Roby streckte einen Arm nach vorne, wischte über den Schirm und sah Smiths Aussage bestätigt. Hektisch fuhr er über die Darstellung.
    »Die Tentakel sind auch übel dran. Der Große torkelt weiter davon. Eines der beiden kleineren Schiffe ist explodiert. Das dritte ist … es scheint schwer beschädigt und …«
    »Es kommt auf uns zu«, murmelte Smith.
    Roby nickte langsam.
    »Aber aus Absicht … oder weil es einfach in diese Richtung treibt?«
    Smith sagte nichts. Er drückte den Sendeknopf der Funkanlage. Dann runzelte er die Stirn.
    »Sieht so aus, als wäre der Funk der Kapsel beschädigt.«
    Roby betrachtete die roten Warnkontrollen und fühlte, wie sich ein dünner Schweißfilm auf seine Stirn legte. Die Kapsel strebte weiterhin stetig vom Kampfgebiet fort … aber im Erdorbit bedeutete dies, dass sie unweigerlich auf ein anderes zuflog.
    »Ich reduziere unsere Beschleunigung«, erklärte Smith.
    »Wohin fliegen wir?« Tamara Mengsk, eine junge Frau, die als eine Art Chefingenieurin auf der Hanna gedient hatte, stellte diese Frage.
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Wo ist der Shuttle?«
    Roby wischte über den Schirm.
    »Hat sich befehlsgemäß abgesetzt und hält in einer weiten Schleife auf die Arche zu. Sie sollten es schaffen.«
    »Was ist mit uns? Sie könnten uns aufsammeln.«
    »Die Befehle sagen etwas anderes. Und die Piloten der Fähre halten sich daran.« Smith sah auf. »Das ist gut so. Da drin sind viele Passagiere, die man nicht

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