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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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erkennen. Und das machte Slap gleich noch ein Stück ungehaltener.
    »Haben Sie schon einmal vom Tentakeltraum gehört?«
    Slap schloss die Augen. Der Begriff war ihm in der Tat entfernt geläufig. Die Forschungen des genialen Wissenschaftlers DeBurenberg während der ersten Tentakel-Invasion hatten nicht nur wesentlich zum Verständnis dieses »Virtuums« beigetragen, wie er es genannt hatte, sondern auch einen starken Antrieb dazu gegeben, die Controllerausbildung und die Reichweite des NeuroLAN zu verbessern. So hatte die Irdische Sphäre, wenn man so wollte, ihr eigenes Virtuum erschaffen, wenngleich es nur wenigen Auserwählten offen stand.
    Das war bei den Tentakeln ähnlich, wie Slap wusste. Dort wurde der Tentakeltraum – eine Art höherdimensionale Existenzebene, über die Kommunikation zeitlos möglich war – vor allem von den Anführern und Wissenschaftlern dieses Volkes genutzt, um die Kohäsion des Tentakelreiches zu gewährleisten, kollektive Entscheidungen zu treffen und Feldzüge zu planen. Für kurze Zeit hatten die Menschen Zugang zum Tentakeltraum erlangt, DeBurenberg war einer der wenigen gewesen, die ihn sogar richtig »betreten« hatten. Irgendwann hatten die Tentakel die »Lücke« in ihrem System geschlossen. Seitdem blieb dieses Kontinuum für die Menschen unzugänglich, obgleich die Forschung daran nie aufgehört und unter anderem zur Erschaffung einer neuen Kaste an Offizieren geführt hatte: den Controllern.
    Leuten wie Slap.
    Das ergab also durchaus Sinn.
    Slap fasste kurz zusammen, was er wusste. Loban reagierte mit keiner Bewegung. Amüsierte er sich über das begrenzte Wissen des Erdlings? War er gelangweilt ob dessen Vortrag, dass er ihn nur aus Höflichkeit nicht unterbrach? War er überrascht über die Tiefe der Kenntnisse? Slap konnte es nicht einmal im Ansatz ermessen. Das stank ihm wirklich gewaltig.
    Er mahnte sich zur Ruhe.
    »Der Tentakeltraum ist unser Schlachtfeld.«
    Lobans einziger Kommentar. Slap runzelte die Stirn.
    »Sie haben also Zugang zum Virtuum?«
    »Wir erschufen die Tentakel – unsere Vorfahren zumindest – und wir erschufen den Tentakeltraum.«
    Slap war nicht mehr geschockt über diese Erkenntnisse. Dass die Allianz in grauer Vorzeit die Tentakel gebastelt hatte, war ihm von Mirinda bereits erläutert worden. Eine Waffe gegen einen anderen, übermächtig erscheinenden Feind. Den Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Slap fühlte sich nicht in der moralischen Position, darüber zu urteilen, und die Allianz versuchte immerhin, ihren damaligen Fehler wiedergutzumachen.
    Was durchaus in seinem eigenen Interesse war, ebenso wie in dem der Menschheit.
    »Nicht jeder ist befähigt und stabil genug, auf diesem Schlachtfeld zu kämpfen«, sagte Loban.
    »Das ist bei uns genauso«, erwiderte Slap. »Nicht jeder kann Controller werden. Dafür haben wir Tests.«
    »Sie haben diese bestanden.«
    »Sonst wäre ich nicht hier.«
    Dass dazu auch die Tatsache gehörte, dass man einen Mord vertuschen musste, den er begangen hatte, um sich gegen die Vergewaltigungsversuche einer psychopathischen Offizierin zu wehren, behielt er für sich. Da die Allianz aber sein Gehirn vollständig gescannt hatte, ging er davon aus, dass es allgemein bekannt war. Er war dennoch dankbar dafür, dass es hier nicht weiter zur Sprache gebracht wurde.
    Mirindas Blick sagte ihm, dass sie daran dachte. Sie hatte nie einen Vorwurf geäußert. Er war hier mindestens genauso ein Opfer wie ein Täter gewesen.
    »Dann sind Sie möglicherweise qualifiziert, auf unserem Schlachtfeld zu kämpfen.«
    »Ich muss erst wissen, worauf ich mich da einlasse.«
    »Natürlich. Und wir müssen Ihre genaue Eignung testen, damit wir wissen, auf welcher … Ebene Sie einzusetzen sind.«
    »Was bedeutet das?«
    Loban zeigte immer noch keine Regung, aber sein Tonfall deutete nun erstmals an, dass er der Fragen – oder vielmehr der Pflicht, diese zu beantworten – überdrüssig war.
    »Sie werden alles verstehen. Dürfen wir die Untersuchungen beginnen?«
    Slap sah Mirinda an, die ihm aufmunternd zulächelte. »Ich werde dabei sein, Slap. Es werden dir keine Schmerzen zugefügt. Und es wird nicht ewig dauern.« Sie flatterte mit den Augenlidern. »Es wird Gelegenheit geben für Entspannung und Ablenkung.«
    Slap sah Loban an.
    »Ich bin bereit.«
        
     

5
     
    Partystimmung. Ein anderes Wort passte einfach nicht.
    Als Roby aus dem Bodenfahrzeug sprang, das ihn vom Flugfeld zur Sammelstation geführt hatte, war

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