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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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langsam und beobachtete weiter ihre körperlichen Reaktionen. Ihr Herzschlag hatte sich leicht erhöht. Ihr wurde ein wenig warm. Was hatte ihr der Wahnsinnige gegeben?
    »Erst einmal schließen wir den Scan ab. Danach erforschen wir gewisse Reaktionen und Mechanismen, die uns Tentakeln weitgehend unverständlich sind. Hier besteht ein Unterschied zwischen Ihnen und uns, wissen Sie? Hier haben unsere Schöpfer unterschiedliche Wege beschritten. Sie haben einiges, was wir nicht mitbekommen haben, und ich möchte gerne wissen, was das ist. Dazu benötige ich umfassende Aufzeichnungen. Sie müssen dafür Verständnis haben. Ich tue nur, was getan werden muss.«
    Mirinda sagte nichts.
    Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wovon dieser seltsame Tentakelwissenschaftler sprach, aber sie befürchtete, dass sie sehr schnell herausfinden würde, worum es hier letztendlich ging. Ihr war immer noch warm.
    Die Hitze stieg ihr etwas zu Kopf. Es war, als hätte sie Alkohol getrunken und sich erlaubt, die berauschende Wirkung des Getränks zu erfahren. Sie konnte immer noch klar denken, aber gleichzeitig war es, als würde eine sanfte Watte sich über ihre Wahrnehmung legen.
    »Ich bereite jetzt meine Untersuchung vor. Ich bin stolz auf meine Ausrüstung. Ich habe sie selbst gezüchtet. Es gibt sie kein zweites Mal. Schauen Sie selbst!«
    Der Tisch, auf dem sie lag, surrte und schob sich ein klein wenig mehr in eine waagerechte Position, sodass sich ihr Blickfeld in den Raum hinein wieder erweiterte.
    Sie öffnete die Augen weit, und trotz Watte und Hitze dominierte für einen kurzen Moment wieder die Angst.
    Was war das?
    Vor ihr stand eine Art Tentakel, aber es war eindeutig erkennbar, dass es sich nicht um ein intelligentes Lebewesen handelte. Es stand völlig still und reagierte nur, wenn Actinotroch einen Befehl murmelte. Es war gut drei Meter groß und besaß in drei Ringen um den konisch geformten Körper verteilt Kränze mit Tentakelgliedmaßen, und da ähnelte keines dem anderen. Vor allem an dem Ende fanden sich Wölbungen unterschiedlicher Form, manche wie kleine Eier, andere, die eher an große, runde Früchte erinnerten, wieder andere, die eher länglich geformt waren und über verschiedene Muster verfügten, die in ihre Oberfläche gestanzt oder geschnitzt worden waren. Was auch immer dieses Ding war, es stand unter dem Befehl des Tentakelwissenschaftlers und erinnerte entfernt an einen gigantischen, vielarmigen Operationsroboter, nur mit dem Unterschied, dass keines der Gliedmaßen auch nur andeutungsweise etwas trug, was wie ein Schneidewerkzeug aussah. Generell war nichts Metallisches zu entdecken.
    Er wirkte groß, massiv und durchaus bedrohlich. Aber um die Art der Bedrohung zu definieren, fehlte es am äußeren Anschein. Mit diesen Vorrichtungen konnte dieser pflanzliche Roboter sie vielleicht verprügeln oder erwürgen – aber Mirinda glaubte nicht, dass dies Gegenstand des nunmehr beginnenden Experiments war.
    Sie sah zur Seite und erkannte, dass das Ding mit einigen Zuleitungen versehen war, die direkt zu einer kleinen Phalanx von Computern führte, die am Ende des Raumes aufgestellt waren. Sie hatte nicht den Eindruck, dass das Ding von dort mit Energie oder mit Daten versorgt wurde, sondern es schien, als würde es die Computer mit etwas speisen.
    Es war eine biologische Maschine, ein Produkt der langjährigen Klon- und Zuchterfahrungen der Tentakel, und Mirinda war sich ganz sicher, dass es davon nur dieses eine Exemplar gab. Sie verfügte über ausgezeichnete Informationen aus den Datenbanken der Allianz, war mit allen Variationen der Tentakelrasse vertraut, den aktuellen wie denen der Vergangenheit. Sie wusste wahrscheinlich mehr über die genetische Vielfalt dieser Aliens als Actinotroch, ein Wissen, das auch nur zu erwähnen sie sich wohlweislich hütete. Doch ein solches Exemplar passte in kein Schema. Das war etwas ganz Neues, und dies wiederum bedeutete, dass der Wissenschaftler, der von sich selbst so viel hielt, in der Tat auf irgendeine Art und Weise etwas … anderes vorhatte, als die Tentakelintelligenz normalerweise plante.
    Seine Worte enthielten somit mindestens ein Körnchen Wahrheit.
    Und das hieß auch, dass die potenzielle Gefahr, die von diesem Tentakel ausging, größer war, als sie bisher vermutet hatte. Diese Erkenntnis machte ihre eigene hilflose Lage nur noch verzweifelter. Doch die Angst wollte nicht wiederkommen, obgleich sie es sich fast wünschte. Das Medikament hatte seine

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