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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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dann stark genug, um Panik zu verursachen, wenn ein Tentakel kurz vor dem Tode steht. Es gibt welche unter uns, die diese Emotion niemals genossen haben, ihr ganzes Leben lang. Es ist beinahe bedauerlich.«
    »Wollen Sie sie haben? Nehmen Sie meine«, entgegnete Mirinda.
    Actinotroch stieß wieder sein seltsames Tentakellachen aus.
    »Sehr freundlich, aber nein. Meine Forschungen kommen zu dem Schluss, dass wir dieses Gefühl nicht benötigen, um unsere Ziele zu erreichen und unsere Handlungen effektiver zu machen. Unsere gemeinsamen Schöpfer scheinen ähnlicher Ansicht zu sein, sonst hätten sie Ihnen nicht die Möglichkeit gegeben, diese Angst zu kontrollieren.«
    »Warum haben Sie mir dann diese Möglichkeit der Kontrolle genommen?«, fragte Mirinda, und es war die Angst, die ihrer Stimme einen anklagenden Unterton gab, den diese sonst sicher nicht gehabt hätte. »Wenn Sie keine Angst benötigen, ist meine auch nicht von Nutzen, außer Sie befriedigen damit sehr unwissenschaftliche Gelüste.«
    Actinotroch schien sich zu amüsieren.
    »Gute Frage. Ich weiß, was Sie denken. Sie befürchten, ich würde jetzt die schönen kleinen Seziermesser herausholen und an Ihnen herumschnitzen, um Angst- und Schmerzreaktionen hervorzurufen. Ein alberner Gedanke.«
    »Er drängte sich mir auf.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber wie bereits gesagt: Wir Tentakel haben keinen Bedarf für Angst und übermäßigen Schmerz. Behalten Sie beides. Wir benötigen es nicht. Und egal, welcher Ruf uns vorauseilt: Wir sind kein unnötig grausames Volk. Wir verfolgen Ziele, die gewisse Opfer erfordern, wie Sie wissen. Aber uns ist nicht daran gelegen, jemanden unnötig zu foltern oder uns an seinem Leid zu laben. Oder haben Sie das vermutet?«
    Mirinda zögerte. Was Actinotroch entweder nicht verstand oder nicht verstehen wollte, war die Tatsache, dass Leid und Angst nicht nur durch körperliche Bedrohungen ausgelöst wurden. Selbst wenn der Tentakel nicht die Absicht hatte, sie bei lebendigem Leibe auszuweiden, konnte er sie doch foltern. Und Mirinda war sich zunehmend sicher, dass dies seine Absicht war, wenngleich möglicherweise auf eine abstruse Art und Weise, die sich ihr bisher noch nicht offenbart hatte.
    »Ich kenne Tentakel als effiziente und effektive Mörder«, erwiderte Mirinda und fragte sich, wohin diese Diskussion führte. Während sie sich unterhalten hatten, hatten feine Schneidewerkzeuge behutsam ihre Kleidung geöffnet und von ihrem Körper entfernt, ohne ihre Haut auch nur einzuritzen. So weit also waren die Worte des Tentakels wahrheitsgemäß geblieben. Entweder betrieb der Wissenschaftler ein Psychospielchen oder er meinte wirklich ernst, was er sagte. Doch wozu ihre Kleidung entfernen, wenn er ihr doch keinen direkten körperlichen Schaden zufügen wollte? Noch gestattete sich Mirinda keine Hoffnung.
    »Effizient und effektiv«, wiederholte Actinotroch, während er außerhalb ihres Blickfeldes an irgendwas herumfuhrwerkte. »Aber bewusst grausam?«
    »Nun ja, die Methode, noch lebende Menschen als Blumentöpfe für die höheren Arten Ihres Volkes zu missbrauchen, erscheint nicht nur mir grausam.«
    Actinotroch hielt in seinem Tun inne, als müsse er darüber nachdenken. »Ah, das ist sicher Ansichtssache. Ich versichere Ihnen, dass die Saatböden keinen Schmerz empfinden und sich in einem deliriösen Zustand befinden, der sie langsam in den Tod dämmern lässt, je weiter sich die Wurzeln der Setzlinge in der Hirnmasse ausbreiten. Ein durchaus sanftes und gewiss schmerzloses Dahinscheiden.«
    »Ist das auch mein Schicksal?«
    Actinotroch hob abwehrend einige seiner Gliedmaßen. »Aber nein, aber nein. Ich gebe zu, meinen eigenen Setzling in ein Gehirn Ihrer Güte und Ausdifferenzierung zu setzen, ist nicht ohne Verlockung. Aber hier geht es nicht um mich. Es geht um die Wissenschaft. Ich kann noch nicht genau sagen, wie alles enden wird, aber als Saatboden werde ich Sie nicht verwenden, das darf ich versprechen.«
    Mirinda wusste nicht, ob sie über den letzten Teil des Satzes beruhigt oder über den ersten beunruhigt sein sollte. Wieder spürte sie etwas Kaltes an ihrer Schulter. Diesmal ein anderes Medikament, aber ganz sicher wieder ein Psychopharmakon. Die Angst ebbte ab, stattdessen empfand sie plötzlich eine seltsame, künstlich induzierte … Erwartung. Kein negatives Gefühl an sich.
    Mirinda machte dies mehr Sorgen als vorher.
    »Wenn Sie mir keinen Schmerz zufügen wollen, was ist dann Ihr Ziel?«, sagte sie

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