Tentakelblut (German Edition)
übereinander angeordneten Kojen, in denen die Mannschaft schlafen konnte. Die anderen würden sich in einer der Baracken am Flugfeld hinhauen können. Roby wollte die Hanna nicht verlassen. Er wollte bereit sein.
Er warf sich auf eine der Plastikmatratzen und schloss die Augen. Der Raum war schallisoliert, und so war nur etwas zu hören, wenn auch die anderen Besatzungsmitglieder eintrudelten. Nicht alle schienen Smiths Aufforderung so wahnsinnig ernst zu nehmen, doch Roby war sich einigermaßen sicher, dass sich das noch ändern würde. Es knirschte schließlich, als die beiden anderen Kojen belegt wurden, von wem auch immer. Roby öffnete nicht einmal die Augen.
Er probierte gar nicht erst, den Schlaf zu erzwingen. Er atmete flach und tief, blieb regungslos auf dem Rücken liegen und versuchte, nicht an die vergangenen Stunden zu denken, da er sich durchaus darüber im Klaren war, dass ihn dies nur unnötig wach halten würde.
Er döste ein wenig ein.
9
»Hm, das könnte jetzt etwas unangenehm werden«, erklärte Actinotroch, und wer nur die Stimme hörte, mochte fast glauben, dass sein Bedauern nicht nur gespielt war. Mirinda starrte auf den langen und breiten Untersuchungstisch, der in dem hellen Raum stand und der von allerlei Gerätschaften umgeben war, deren Sinn sie weder deuten konnte noch wollte. Mirinda war in der Lage, ihre Gefühle unter Kontrolle zu halten, ein Geschenk ihrer Schöpfer, für das sie jetzt sehr dankbar war. Actinotroch wedelte mit seinen Tentakeln und gab den beiden Soldaten hinter Mirinda ein Zeichen. Sie spürte einen sanften Stoß im Rücken, der sie in Richtung Tisch führte, und der Hinweis war nicht zu übersehen.
Sie machte einen Schritt vorwärts. Dort, wo ihre Arme und Beine liegen würden, gab es Gurte, und darüber hinaus bestand offenbar die Möglichkeit, weitere Befestigungen über ihren Oberkörper zu schlingen, sodass jeglicher Versuch der Gegenwehr zum Scheitern verurteilt sein würde.
»Ich darf dann bitten, ja?«, sagte der Tentakelwissenschaftler und wies auf den Tisch. »Einfach hinlegen und entspannen. Sieht übel aus, ich weiß. Aber erst einmal wird es nur nichtinvasive Scans geben, davon spüren Sie gar nichts. In einer zweiten Phase der Untersuchungen möchte ich eine Reihe von biochemischen Reaktionen austesten, die mit einigen Ihrer Gefühlszentren verbunden sind. Es sind, wenn Sie so wollen, Belastbarkeitstests.«
Mirinda kletterte auf den Tisch und legte sich hin. Würde sie sich weigern, verfügte der Tentakel über die Mittel, sie zu zwingen, daran gab es absolut keinen Zweifel. Als sie lag, spürte sie plötzlich etwas Kaltes an ihrer Schulter. Gleichzeitig wurden ihre Arme und Beine an die Oberfläche gefesselt.
»Ich habe Ihnen ein Mittel verabreicht, das gewisse Kontrollmechanismen vorübergehend außer Gefecht setzen sollte. Es ist im Experimentierstadium, also kann ich nicht ganz für die Wirkungsdauer garantieren. Aber für diese erste Untersuchung sollte es reichen.«
»Was für Kontroll…«
Mirinda ächzte, als sie plötzlich Angst in sich aufsteigen fühlte, Verwirrung, Verzweiflung. Es war wie eine Welle, die durch ihr Bewusstsein brandete und der sie mit völliger Hilflosigkeit begegnete. Sie schloss die Augen und versuchte, ein Zittern zu unterdrücken, woran sie gleichfalls kläglich scheiterte.
Das hatte Actinotroch also gemeint, als sie sich bemühte, den Emotionsmix wieder herunterzuschlucken und etwas wie äußere Fassung zu erlangen. Ihre Fähigkeit, den eigenen Gefühlshaushalt zu kontrollieren und negative Emotionen fast vollständig zu neutralisieren, war soeben ausgeschaltet worden. Sie begann, Angst vor der Angst zu entwickeln, und das machte alles sofort noch viel schlimmer. Es war ein mörderischer Kreislauf, der einen ungeübten Geist in den Wahnsinn treiben konnte. Ihrer war ungeübt, hatte sich bisher auf Fähigkeiten verlassen, über die sie nun nicht mehr verfügte.
Sie atmete tief durch, rang erneut um ihre Beherrschung. Sie öffnete die Augen. Das Zittern hatte sie überwunden, doch ihre Aufgewühltheit blieb bestehen. Ein Schatten fiel auf ihr Gesicht, als sich Actinotrochs Oberkörper über sie beugte.
»Ah, Angst. Eine faszinierende Emotion. Wir Tentakel empfinden kaum welche. Wenn es uns richtig an den Kragen geht, empfinden wir mitunter Panik, vor allem jene unter uns, die nur mit begrenzten Geistesgaben gesegnet sind. Die Panik wird ausgelöst durch Schmerz, und der Schmerz ist erst
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