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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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beantworten … viel besser als diejenigen, die nicht dabei gewesen sind.«
    »Fragen?«
    Mirinda lächelte.
    »Du hast diese Fragen. Manche hast du bereits geäußert, andere schlummern in dir. Wie es kommt, dass es die Tentakel gibt. Wie es kommt, dass sie zur Geißel der Galaxis wurden. Wie es kommt, dass sie das Allianzsystem unbehelligt lassen. Und was zu tun ist, um dieser Bedrohung am Ende wirksam zu begegnen. Und du solltest noch einige andere Dinge erfahren, die mit der Politik in der Allianz zu tun haben und die sich für dich als sehr wichtig herausstellen könnten.«
    Slap nickte. »Das sind in der Tat interessante Fragen. Das mit der Politik aber …«
    Mirinda wollte sich wohl nicht auf eine Diskussion einlassen.
    »Es ist gut, dass wir sie jetzt stellen, denn es gibt nicht mehr viele Sänger. Sie sind wirklich das älteste Allianzvolk und sie sterben allmählich aus. Es gibt Phasen in der Entwicklung einer Spezies, da hilft auch die modernste medizinische Wissenschaft nicht mehr weiter. Es hat wohl etwas mit … kollektiver Müdigkeit zu tun, wenn du mich fragst.«
    Slap behauptete nicht, verstanden zu haben, was sie damit meinte, wollte aber das Gespräch in Gang halten, als sich das Boot mit stark verminderter Geschwindigkeit dem Konglomerat an Bauwerken näherte, das scheinbar willkürlich zusammengesetzt vor ihnen im All schwebte.
    »Wie viele gibt es von ihnen noch?«
    »Genau weiß man das nicht. Sie bewohnen nur noch einen der Türme ihres Habitats, der Rest ist längst von anderen Allianzvölkern übernommen worden. Dies ist übrigens auch der Sitz der großen Universität, wo wir den wissenschaftlichen Nachwuchs heranziehen, den wir für unser Überleben so dringend benötigen. Ich habe gehört, es sollen noch ein paar Dutzend Sänger am Leben sein. Viele leben sehr zurückgezogen. Es ist ihr Sprecher, den wir treffen werden.«
    »Gut«, murmelte Slap. »Wir stören hoffentlich nicht.«
    »Die Sänger erfüllen keine aktiven Funktionen mehr, von ihrem Sprecher als Einzelperson einmal abgesehen, der diese Spezies im Allianzrat vertritt. Aber wir arrangieren regelmäßig diese Gespräche mit neuen Allianzvölkern, denn es ist ein wichtiger Kontakt. Wir wollen ihre Erfahrung und ihr Wissen nutzen, solange es noch da ist.«
    »Es ist doch sicher alles irgendwo gespeichert und aufgezeichnet.«
    »Ja. Aber ist es das Gleiche, sich mit den Fakten zu befassen, statt sich von jemandem, der vieles davon erlebt hat, eine Perspektive auf diese Fakten zu verschaffen, die aufzuzeichnen schwer ist?«
    Slap dachte einen Moment darüber nach, während das Habitat das Cockpitfenster langsam ausfüllte. Ihre Geschwindigkeit war noch geringer geworden. Bald konnte er die erleuchtete Öffnung eines Hangars ausmachen, in den das Boot elegant einschwebte. Die Warnlichter erloschen. Sie betraten die Halle, diese wirkte wie ausgestorben.
    »Wir sind im Wohnturm der Sänger gelandet«, erklärte Mirinda unaufgefordert und wies ihm den Weg. »Hier gibt es normalerweise sehr wenig Verkehr. Die Sänger reisen nicht und sie bekommen selten Besuch. Unsere Ankunft hier stellt durchaus eine Besonderheit dar. Es wirkt sehr verlassen, ich weiß – aber unsere Ankunft wurde registriert und wir sind willkommen. Mache dir keine Sorgen.«
    »Ich bin gespannt«, erwiderte Slap, das war nicht gelogen. Er folgte Mirinda durch schmucklose Gänge in einen großen Raum, in dem es etwas wärmer war als in der restlichen Umgebung. Slap starrte auf eine mindestens vier Meter hohe Glaswand, hinter der sich eine trübe Flüssigkeit befand. Er fühlte sich wie in einem gigantischen Aquarium. Er schaute seine Begleiterin fragend an.
    »Die Sänger sind Wasserbewohner«, erklärte Mirinda.
    »Das habe ich mir jetzt auch zusammengereimt«, murmelte Slap und legte eine Hand flach auf die Scheibe. Sie war körperwarm. »Ich sehe aber nichts.«
    »Geduld. Wir können uns hier hinsetzen.« Mirinda zeigte auf einige Sessel, die direkt an der Glaswand standen und aus diesem Raum wohl so etwas wie ein Audienzzimmer machten.
    Slap setzte sich und blickte in die trübe Flüssigkeit. Erst tat sich nicht allzu viel, dann, nach einer Wartezeit von wenigen Minuten, erkannte er Bewegung. Als sich der große Schatten über die Scheibe senkte, hielt Slap kurz die Luft an. Die Sänger mochten im Aussterben begriffen sein, aber die noch Lebenden waren verdammt groß. Slap fiel als Vergleich nur ein kleiner Wal ein, doch dieses Wesen wirkte bei aller Eleganz

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