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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Abflug stand unmittelbar bevor.
    »Nein, so etwas machen sie nicht. Das würde gegen ihre Prinzipien verstoßen. Dem Mann wird nichts Gewaltsames zustoßen, da bin ich mir sicher. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass er ungeschoren davonkommt.«
    Roby warf einen Blick auf seine Schirme, die nun hell wurden. Das dort abgebildete Bedrohungsszenario hatte sich kaum verändert. Wenn alles gut ging, würden sie eine relativ ungestörte Heimreise haben und dann sogleich mit dem Verladen der nächsten Flüchtlingsgruppe beginnen können.
    Er war so, so müde.
    Seine Hand wanderte zum Päckchen mit den Tabletten in seiner Brusttasche. Eine weitere Dosis Weckamin würde seine Sinne schärfen und das bleierne Gefühl, das seine Gesichtsmuskeln zu lähmen schien, vertreiben helfen. Aber mit jeder Dosis nahm die Wirkung ab und sie fingen doch erst an mit der Evakuierung. Darüber hinaus waren die Nebenwirkungen erheblich, konnten zu neurologischen Schäden führen, zu Gedächtnisverlust, Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen, Kreislaufproblemen – die lange Liste, die der Arzt ihm heruntergeleiert hatte, war Roby lebhaft in Erinnerung geblieben. Natürlich würde er das Zeugs wieder nehmen … aber wenn die Rückreise tatsächlich ereignislos zu werden schien, dann vielleicht jetzt noch nicht. Die Wirkung trat schnell ein. Würden Tentakel auf seinen Schirmen auftauchen, war genug Zeit, um sich aufzufrischen. Er ließ die Tabletten, wo sie waren.
    Er dachte an Kaffee, aber selbst ein dreifacher Espresso, den er kauen konnte, würde ihm keine halbe Stunde helfen.
    Die Hanna erzitterte und glitt mit ihren Begleitschiffen aus dem Hangar. Mit routinierten Bewegungen aktivierte Smith das Haupttriebwerk und die Korvette begann, in Richtung der Erde zu beschleunigen. Der Capitaine sah furchtbar frisch aus, ordentlich gekämmt, mit knitterfreier Uniform. Roby würde ihn irgendwann nach seinem Geheimnis fragen müssen, wenn all dies vorbei war.
    Vielleicht würde er sogar den richtigen Namen des Mannes erfahren. Und seine Geschichte. So schlimm konnte sie nicht sein.
    Roby musterte erneut mit aller Aufmerksamkeit seine Schirme, überprüfte sie einmal, dann ein zweites Mal, ehe er sagte: »Keine Tentakel näher als drei Stunden!«
    Smith nickte. »Dann mach die Augen zu, Roby, und schalte den automatischen Alarm ein. Der wird dich wecken, wenn sich irgendwas verändert. Ich will, dass du frisch bist, wenn die Tentakel kommen sollten. In der Zwischenzeit hast du nichts zu tun.«
    Roby warf ihm einen dankbaren Blick zu, den der Kommandant wahrscheinlich gar nicht wahrnahm. Er justierte den Alarm auf eine recht niedrige Warnschwelle – kein Grund, ein unnötiges Risiko einzugehen – und legte den Kopf zurück.
    Er überlegte erst noch, ob er den Sessel ein wenig nach hinten stellen sollte, doch kam zu keinem Ergebnis mehr.
    Er war bereits eingeschlafen.
    Diesmal träumte er von Bella, einem feuchten, warmen Tuch und davon, was sie damit zu reinigen begann.
        
     

Zwischenspiel
     
    Admiral Wladimir Sutton stand auf der Brücke der Jonathan Haark und schaute an Sobhex, dem seltsamen Allianzbotschafter, vorbei auf die Schirme. Die gut 30 Männer und Frauen an Bord des Flaggschiffs der Sphärenflotte waren sehr beschäftigt – sowohl mit ihrer Aufgabe wie auch in ihrem Bestreben, nicht die Aufmerksamkeit des Admirals auf sich zu ziehen. Dieser hatte einen Raum weiter einen eigenen Befehlsstand für die Flottenoperationen, doch er zog es vor, neben der Kommandantin der Haark , Geraldine Legard, zu stehen und durch finstere Blicke und gelegentliches Grunzen Nervosität zu verbreiten. Als Flottenkommandeur und Leiter des Einsatzes, der die Zündung des Weltentores auf dem Jupiter erreichen und damit eine Fluchtmöglichkeit für eine kleine Elite der Menschheit ermöglichen sollte, konnte man ihm schlecht befehlen, die Zentrale zu verlassen.
    Er gab die Befehle.
    »Einsatzbereitschaft aller Geschwader bestätigt«, erklärte der diensthabende Offizier am Kommunikationspult. »Die Geschwaderchefs erwarten ihre Befehle.«
    Sutton nickte.
    Er hatte eine schwierige Aufgabe. Die eine Hälfte der restlichen Sphärenschiffe versuchte, die Tentakelinvasion auf der Erde zumindest zu verlangsamen, und das mit wechselndem Erfolg. Die andere Hälfte – unter seinem Kommando – sollte die einzig reelle Fluchtmöglichkeit eröffnen, die der Menschheit blieb. Dafür war die Regierung sogar bereit gewesen, den Mars zu opfern. Von den

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