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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Bella schwieg, ihr Gesicht von Gefühlen bewegt, die seinen sehr ähnlich waren.
    »Du wirst das schaffen, Roby«, brachte sie schließlich heiser hervor und drückte seine Hand. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dich jemand kleinkriegt.«
    »Ich werde mein Bestes tun«, erwiderte er. Der Klops in seinem Hals wollte einfach nicht weggehen. »Du bereitest meine Tiefkühltruhe vor?«
    »Ich werde sie für dich anwärmen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Nachricht ist.«
    Bella lächelte.
    »Ich werde noch wach sein, wenn du mit dem letzten Transport ankommst und hierbleibst. Die Wachteams, die Schiffsbesatzung und wir vom Einfrierservice werden die Letzten sein, die in den Tiefschlaf gehen. Die Überwachungsphase der gesamten Technik ist auf vier Monate angelegt, ehe auch wir uns hinlegen. Die Schiffsbesatzung bleibt weitere sechs Monate aktiv, bis der Schichtdienst beginnt. Ich … ich habe uns mal freiwillig gemeldet.«
    Roby hob die Augenbrauen. »Freiwillig?«
    »Für die Schichten. Wir haben ein Ziel, rekonstruiert aus alten Explorerdaten, recht weit von den Tentakeln entfernt. Wir werden eine Reise von gut 240 Jahren Schiffszeit vor uns haben. Die operative Besatzung der Arche besteht aus 120 Männern und Frauen, die in Schichtteams zu je zehn aufgeteilt werden, und jede dieser Schichten macht zwei Wachphasen von je fünf Jahren mit. Dann gehen sie wieder schlafen. Erst in der Nähe des Ziels werden alle wieder aufgetaut. Wir sind in einem Team und unsere Unterkunft ist nicht übel. Wir werden insgesamt zehn Jahre haben, wenn du nichts dagegen hast. Zehn hoffentlich sehr ruhige und friedliche Jahre.«
    Sie sah ihn prüfend an.
    »Du kannst natürlich ablehnen. Es gibt genug Freiwillige für das operative Team …«
    Roby hob abwehrend die Hände. »Ich lehne nicht ab. Wenn ich eingefroren bleibe, bist du zehn Jahre älter, wenn ich aufgetaut werde. Ich steh nicht so auf ältere Frauen. Ich mag sie eher knackig.«
    Bella nickte lächelnd. »Das habe ich mir gedacht. Also … du überlebst das hier. Ich bereite alles vor für die große Reise.«
    Sie fuhr ihm über die müden Augen. Sie brannten, und diesmal nicht nur aus Müdigkeit. Irgendwie hatte sich Feuchtigkeit in den Augenwinkeln angesammelt. Möglicherweise wegen des Reinigungstuchs, dachte Roby.
    »Und dann werden wir beide erst mal richtig ausschlafen, glaube ich«, murmelte sie.
    »Das hört sich verdammt gut an.«
    Sie hörten ein vernehmliches Räuspern und Roby sah, wie Smith die Brücke betrat und ostentativ auf seinen Sessel zusteuerte. Bella drückte Roby noch einen kurzen, wilden Kuss auf die Lippen, dann löste sie sich von ihm, drückte erneut seine Hand und wandte sich ab.
    Sie sagten beide kein Wort mehr.
    Es gab auch nichts mehr zu sagen. Es galt jetzt nur noch eines: Sie mussten überleben.
    Beide. Das wäre ideal.
    Er schaute ihr dann nur kurz nach, wie sie sich an den anderen hereinkommenden Besatzungsmitgliedern der Hanna vorbei durch das Schott drückte, und dann kamen die Befehle, das geschäftige Treiben der unmittelbaren Startvorbereitungen, und Roby versuchte nur noch, seine Augen offen zu halten.
    »Der Agent wurde in Empfang genommen«, erklärte Smith mit einem Lächeln und sah Roby an. »Die Rahels hier an Bord haben ihn mit größter Höflichkeit behandelt. Er ist herumstolziert wie ein Pfau und fing schon an, sinnlose Verbesserungsvorschläge zu machen. Er hat sogar Beschriftungen an Containern in Bezug auf ihre Rechtschreibung korrigieren wollen. Er macht sich wirklich nützlich, das muss man ihm lassen.«
    Roby knurrte etwas.
    »Du musst dich locker machen«, riet Smith ihm. »Es wird nicht ganz so furchtbar, wie du es dir gedacht hast.«
    »Es ist furchtbar genug«, murrte Roby. »Dass ein Arsch wie dieser sich auf eine solche Art und Weise retten darf, während andere … das ist ungerecht.«
    »Die Auswahl ist ohnehin willkürlich«, meinte Smith. »Was macht die Mitglieder einer alten Kabale besonders qualifiziert, überleben zu dürfen? Aber hab keine Sorge. Ich kenne die Rahels mittlerweile ganz gut. Sie haben alle ihre Eigenheiten, doch es gibt eine große Gemeinsamkeit, und die hängt stark damit zusammen, dass sie Leute wie Piotrowski nicht sonderlich gut leiden können.«
    »Du meinst, sie werfen ihn aus der Luftschleuse, wenn es so weit ist?«, fragte Roby hoffnungsvoll.
    Smith schüttelte den Kopf und legte einen Schalter um. Die Hanna erzitterte, als die Triebwerke in den Leerlauf sprangen. Ihr

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