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Tentakelblut (German Edition)

Tentakelblut (German Edition)

Titel: Tentakelblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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ergriff.
    »Wir sollten wieder mit dem Sänger reden«, meinte sie. »Er ist nicht ohne Einfluss und er sieht das Projekt positiv. Er wird uns sagen können, was möglich ist.«
    »Eine Anhörung«, sagte Loban plötzlich. »Er kann eine Anhörung erzwingen, die Sache in die Öffentlichkeit zerren, aus einer internen Ratsentscheidung eine allgemein zugängliche Diskussion machen.« Er sah Slap an, und sein Blick wirkte fast hypnotisch. »Der Rat wird mich und dich zur Anhörung rufen. Tansh wird sich freuen, dich vorführen zu können. Er wird alles tun, damit wir unvorbereitet und unfähig erscheinen. Aber es ist die einzige Chance, die öffentliche Meinung der Allianz auf unsere Seite zu ziehen und mit unserem Zeitplan weiterzukommen.«
    »Es kann aber auch in einer umfassenden Erniedrigung und der endgültigen Ablehnung des Projekts enden«, mutmaßte Slap.
    »So ist es.«
    Der Terraner dachte nicht lange darüber nach. Es wäre nicht das erste Mal in seinem Leben, dass er gezwungen war, alles auf eine Karte zu setzen.
    »Dann versuchen wir es. Ich habe nichts zu verlieren, ich bin unwichtig. Aber ich werde verdammt noch mal alles tun, damit der Untergang der Menschheit wenigstens irgendeinen Sinn bekommt – und sei es nur, wenn einer von uns etwas tut, was das Ende der Tentakel beschleunigt.«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Wir sollten also mit Fischer-im-Trüben reden. Bald.«
    Mirinda erhob sich.
    »Ich arrangiere sofort einen Termin. Es wäre falsch, noch zu warten.«
    Slap sah ihr nach, wie sie den Raum verließ, und fühlte sich gut. Es war sinnvoll, etwas zu tun, auch wenn es im Nachhinein nicht viel nützen würde.
    Aber es fühlte sich viel, viel besser an.
        
     

13
     
    »Bedrohungsprofil!«, sagte Smith fast leise, doch Roby hatte ihn gehört. Er war die letzten Sekunden bereits damit beschäftigt gewesen, die roten Punkte auf dem Schirm zu sortieren, gespeist durch die Sensoren der Hanna wie auch durch die Datenfeeds, die die planetare Abwehr der Tentakelwacht ihnen überließ. Rote Punkte, die ihm noch keine allzu großen Kopfschmerzen bereiten. Roby blieb entspannt.
    Alles war gut. Er spulte seine Meldungen ab, sobald er sich über die Situation vollends im Klaren war.
    »Zwei kleinere Angriffsschiffe auf Patrouillenkurs in Sektor A.«
    »Die ignorieren wir, die wollen Ausbrecher der Sphärenflotte auffangen«, sagte Smith.
    »Ein Geschwader von Torpedobooten auf der Mondumlaufbahn.«
    »Die beginnen einen Run auf das Mond-HQ, damit haben wir auch nichts zu tun.«
    »Sonst nichts in Reichweite.«
    »Wir halten die Augen auf.«
    Roby nickte, ohne dass jemand es sah, und bestätigte dann auch verbal. Bisher war der Flug erstaunlich problemlos verlaufen. Wie die taktische Lageanalyse der Orbitalverteidigung ihnen mitgeteilt hatte, konzentrierten sich die Tentakel derzeit weit außerhalb der Erde, offenbar um eine weitere Großoffensive zu starten. Auch die Sphärenflotte war für diese Verschnaufpause ausgesprochen dankbar. Mit etwas Glück, so dachte Roby, würden sie zwei oder drei Transportflüge zur Arche absolvieren können, ohne dass ihnen etwas in die Quere kam.
    Nicht dass er auf etwas derart Launisches wie Glück zu vertrauen trachtete.
    Roby schaute von seinem Schirm auf und betrachtete die Gestalt von Agent Piotrowski, der leicht zusammengesunken in einem der aufklappbaren Notsitze der Brücke saß und scheinbar alles ignorierte. Seit dieser es geschafft hatte, sich an Bord zu drängen, war er von allen geschnitten worden. Smith hatte sich die Geschichte kurz angehört, ebenso wie Robys Entschuldigung, nur um diesem dann auf die Schulter zu klopfen.
    »Mach dir keine Sorgen«, hatte er gesagt. »Die Kirchenleitung hat mir bereits auf dem Weg hierher von dem Vorfall erzählt. Ich mache dir keinen Vorwurf. Wir nehmen ihn mit, liefern ihn auf der Arche ab und überlassen alles weitere denen. Es sind einige Rahels an Bord, die ihn empfangen werden.«
    Roby hatte erneut seine Wut zügeln müssen. Piotrowski würde einen Platz bekommen, eine Kälteschlafkammer, die viel besser jemand anderem hätte zugeteilt werden sollen, egal wem. 99 Prozent der Menschheit hätten es mehr verdient als so ein rücksichtsloser Schleimscheißer des Militärgeheimdienstes. Roby fühlte, wie auch jetzt der Gedanke an diese Ungerechtigkeit wieder die Galle in ihm hochsteigen ließ. Er drängte das Gefühl zurück. Die Arche gehörte ihm nicht, er hatte nichts zu bestimmen. Er durfte froh sein, selbst eine

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