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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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egoistisch. Möglicherweise würde er sich dafür anschließend einen feurigen Einlauf abholen, aber diese Chance ergab sich vielleicht kein zweites Mal.
    »Wir sprachen über die Notwendigkeit der Kommunikation und Kooperation«, begann er vorsichtig. »Wo werden Sie operieren – auf der ganzen Welt verteilt oder an einem bestimmten Ort?«
    »Wir sind zurzeit verteilt, weil wir auf die überall stehenden Klonfabriken angewiesen waren«, erklärte die Rahel. »Wir sammeln uns jetzt. Am Ende werden wir gemeinsam eine Verteidigungsstellung in der Mojave-Wüste einnehmen, auf dem Grundstück einer verlassenen militärischen Installation. Dort gibt es ein Flugfeld, das wir zu nutzen gedenken.«
    »Es wäre also sinnvoll, wenn wir dort auch einen Kommunikationspunkt einrichten. Und um zu vermeiden, dass das gegenseitige Misstrauen überhandnimmt, wäre es auch sinnvoll, wenn wir eigene Verbindungsleute vor Ort haben, die sicherstellen, dass sie dort nichts tun, was den Tentakeln in die Hände spielt. Ich glaube selbst nicht daran, aber Sie vermuten genauso wie ich, dass es ausreichend Psychopathen in der Militärführung gibt, die der derzeitigen Taktik der gegenseitigen Duldung sehr kritisch gegenüber eingestellt sind. Wenn also Leute von uns vor Ort sind und die Abstimmung vornehmen, würde dies als vertrauensbildende Maßnahme verstanden werden.«
    Die Rahel sah ihn an, dann wechselte sie kurz einige Blicke mit anderen Klonsoldatinnen. Bemerkenswerterweise ignorierte sie die beiden Männer völlig. So viel zu der Frage, wer der Hund und wer der Schwanz war, dachte Roby.
    »Dieser Vorschlag ist attraktiv«, meinte die Wortführerin schließlich. »Wen schlagen Sie vor?«
    »Capitaine Lefevre hier, sowie zwei seiner Leute, mich und Sergent Navrova.«
    Allein schon dafür, dass er gerade seine Kameraden freiwillig gemeldet hatte, würde er einen Einlauf bekommen. Mit Nachbrenner, dessen war er sich sicher. Aber er hatte jede Vorsicht abgelegt, denn er spekulierte nicht allein auf eine einigermaßen sichere Stellung auf einer dem Tode geweihten Erde.
    Er spekulierte auf ein Ticket.
    Navrova sah ihn bedeutungsvoll an. Sie nickte unmerklich. Sie hatte genau verstanden, worum es Roby ging, und hielt den Mund. Es war allzu offensichtlich, dass die anderen Soldaten ihrer Truppe nicht nachvollzogen, was Roby hier gerade getan hatte.
    Lefevre war nicht so dumm. Er lächelte anerkennend.
    »Wir werden dies besprechen«, erwiderte die Rahel. »Aber ich sehe eigentlich kein Problem. So machen wir es.«
    Roby unterdrückte ein erleichtertes Aufseufzen. Mit etwas Glück, ein klein wenig Glück, hatte er gerade dafür gesorgt, dass er das Ende seiner Zivilisation möglicherweise überleben würde. Für einen Moment gestattete er sich die Freude über diese Aussicht, eine Aussicht, die jederzeit von höherer Stelle kassiert werden konnte.
    Aber er hatte getan, was er konnte.
        
     

Zwischenspiel
     
    Johanna Fanck war nicht viel mehr als ein Büroalbino, eine von Dutzenden Staubtauchern, die im Großraumbüro von TechnoPlex saßen und auf ihre Monitore starrten. Wichtig genug, einen klimatisierten Raum, geregelte Mittagspausen sowie einen alten Nahrungsautomaten in der viel zu engen Kantine zu verdienen, aber bei Weitem nicht wichtig genug, um moderne Holoschirme oder gar ein NeuroLAN zu erhalten, wie es in den Großraumbüros ein Stockwerk höher der Fall war.
    Natürlich wussten alle, dass der Krieg diese Unterschiede sehr schnell verwischen würde. Johannas latente Unzufriedenheit mit ihrem Job – und das, obgleich es ihr besser ging als der Mehrheit der Menschheit – hatte sich mit der wachsenden Kriegsangst aufgelöst. Dazu kam sicher auch, dass TechnoPlex als Teil des militärisch-industriellen Komplexes in der Kriegsvorbereitung quasi verstaatlicht und mit Aufträgen überschüttet worden war. Neben militärischer Software und Logistik gehörte auch die Produktion von mobilen Raketenwerfern, ewig haltbaren Rationspackungen sowie elektronischen Brillen für die Helme der normalen Infanteristen zum Geschäftsbereich der Firma. TechnoPlex war es bereits zu Friedenszeiten gut gegangen, jetzt allerdings konnte man sich vor lauter Arbeit nicht retten. Sämtliche Ressourcen wurden auf die Vorbereitung der nahenden Invasion konzentriert, alle Mitarbeiter arbeiteten in Doppelschichten, und auch die Leute aus dem Büro eine Etage höher sahen zunehmend hohlwangig und grau aus, wenn Johanna ihnen auf dem Gang einmal

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