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Tentakelwacht

Tentakelwacht

Titel: Tentakelwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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Stoff bereits etwas schäbig wirkte. Der eine hieß Rolf und hatte kein Wort herausgebracht, ein düsterer Mann, mit einer dünnen Nase und einem Blick, der in Slap gar nicht erst die Frage aufkommen ließ, warum es ihn hierher verschlagen hatte. Der andere hieß José und war kaum achtzehn Jahre alt, ein nervös wirkender Junge mit reichlich Akne im Gesicht, fettigen Haaren und feinen, nervigen Fingern. Er meinte, dass all dies doch ein großer Glücksfall für sie sei, das aber mit einem fragenden Unterton, als ob er sich von Slap Trost erhoffte.
    Slap war kein Kindermädchen.
    Er nickte José nur ein oder zweimal zu, ließ dessen Redefluss über sich ergehen und war froh, als sie gelandet waren. Wachsoldaten begleiteten sie in ein niedriges Gebäude. Slap erhaschte einen Blick auf das Gelände. Ein militärischer Raumhafen, kein Zweifel. Das Militärshuttle auf dem Rollfeld stieß Dampf aus und die Mannschaft umkreiste es zu einem Außencheck. Slap ahnte nichts Gutes.
    Im Inneren des Gebäudes wurde sie aufgefordert, die Uniform zu wechseln. Der kratzige Stoff wurde gegen eine Art Fliegermontur ausgetauscht. Dann baute sich eine Offizierin vor ihnen auf. Slap kannte die Dienstgrade, sie gehörten zu dem, was jedem in den fünf verpflichtenden Schuljahren eingeimpft wurde. Die junge Frau mit dem aschblonden Haar und den grünlich blauen Augen, etwas zu pummelig, um in der Uniform noch scharf auszusehen, war ein Aspirant und somit völlig grün hinter den Ohren. Um die Schläfen trug sie die schimmernden Flächen des NeuroLAN-Implantats. Ob sie ein Controller war, konnte Slap daraus aber nicht ableiten.
    »Männer, ich darf gratulieren! Sie wurden positiv getestet und werden bald einer Eliteeinheit der Tentakelwacht angehören. Wir Controller sind das Rückgrat der Streitkräfte. Wenn die Aliens zurückkehren, werden wir diejenigen sein, die der Menschheit das Überleben sichern.«
    Sie schaute auf die Uhr.
    »Das Shuttle draußen wird Sie zur Marsbasis bringen, dort liegt das Ausbildungszentrum. Ich vermute, von Ihnen ist noch nie jemand im All gewesen?«
    Sie lächelte bei dieser Frage. Natürlich nicht. Das All war die Domäne des Militärs sowie der vom Militär kontrollierten Handelshäuser. Nur Mitglieder der Streitkräfte verließen die Erde.
    »Es liegen ausreichend Kotztüten bereit«, erklärte sie. José stöhnte. Rolf sagte nichts. Slap entspannte sich. Er war zwar noch nie im All gewesen, hatte aber einen starken Magen und außerdem seit dem schleimigen Dreck, den sie hier Frühstück nannten, nichts mehr gegessen. Er hatte durchaus die Absicht, seine Würde zu bewahren.
    »Sie werden Annehmlichkeiten genießen, denn Ihre Begabung ist wertvoll. Von 1000 getesteten Personen verfügen bestenfalls gerade einmal fünf oder sechs über das notwendige Talent, und selbst diese scheitern manchmal an den Herausforderungen der Ausbildung und werden dann zurückgestuft, falls sie es überleben. Aber wenn sie es schaffen, führen sie ein gutes Leben. Bilden Sie sich aber nicht allzu viel darauf ein. Sie leben gut, solange Sie funktionieren. Es ist Ihre Leistungsbereitschaft, die Ihnen den Lebensstandard sichert. Aber das werden Sie früher oder später selbst merken.«
    »Madame!« José hob zögerlich den Arm.
    »Ja, Rekrut?«
    »Sind Sie ein Controller?«
    Für einen winzigen Moment zogen Ärger und Neid über das Gesicht der jungen Frau, für Slap Antwort genug.
    »Nein, Rekrut. Aber ich habe die Ausbildung überlebt, obgleich ich gescheitert bin, und habe das Privileg, die neuen Controller zu begleiten und zu empfangen.«
    Slap war sich nicht sicher, ob sie es wirklich als Privileg empfand. Er hielt sich aufrecht, stand starr da und sagte nichts. José murmelte etwas.
    Es gab keine weiteren Fragen und sie wurden nach kurzer Einweisung in das Shuttle getrieben. Der Innenraum des Transportschiffes roch nach Schweiß und die Luft hatte zudem etwas Metallisches. Einfache Kunststoffsitze mit Gurten waren aneinandergereiht, und sie alle nahmen kommentarlos und etwas aufgeregt Platz. Die Offizierin, die sich ihnen bis jetzt noch nicht einmal mit Namen vorgestellt hatte, setzte sich wortlos in die erste Reihe. Neben ihr wollte niemand sitzen, nicht einmal der Sergent, der sie begleitet hatte.
    Der Pilot meldete sich nicht. Die Funktion der Gurte war glücklicherweise selbsterklärend. Als das schwere Raumfahrzeug anrollte, um den atmosphärischen Steigflug zu beginnen – es startete wie ein Flugzeug –, war jeder

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