Terminal 3 - Folge 2: Die Sensen des Himmels. Thriller (German Edition)
suche mir einen öffentlichen Münzfernsprecher und rufe Ben Paice an.
Er hat mir Murphy vermittelt.
Früher arbeitete Ben in leitender Position für den Konzern. Chile, Südafrika, zuletzt Kongo.
Im Kongo hatte ich auch mehrere Einsätze, bis die Bergbau-Konzessionen von den neuen Machthabern an die Chinesen vermacht wurden.
»Sie haben Murphy festgenommen«, teile ich Ben mit.
Für Begrüßungsfloskeln bin ich nicht in der Stimmung.
Ben schweigt zwei Atemzüge lang und fragt dann dämlich: »Wieso, Vanessa?«
»Das wüsste ich gern von dir! Der Kerl machte heute Morgen den Eindruck, als hätte er irgendwas eingeworfen. Ist der Kerl auf Drogen? Sag schon!«
Ben versucht Haltung zu bewahren. Aber er ist nicht mehr der Jüngste. Seine Stimme kiekst ein wenig. »Andrew Murphy hat immer gute Arbeit geleistet. Wer hat ihn festgenommen?«
»Irgendein Zivilbulle. Vermutlich Flughafensicherheit. Keiner von der TSA. Wenn ich der Chefetage von deinem Fehlgriff berichte, wird das Konsequenzen haben.«
Ben tut so, als hätte er die Lage nach wie vor im Griff: »Ich werde feststellen, was da gelaufen ist. Auf keinen Fall wird er reden.«
Ich grinse in den Hörer. »Da bin ich mir sicher. Ich habe ihn ausgeknipst.« Ich verschweige, dass ich Murphy nach Beendigung seiner Arbeit ohnehin eliminiert hätte. Aus Sicherheitsgründen.
Ben atmet zischend ein. Manche werden im Alter zimperlich.
»Hatte er schon das Material von dir erhalten?«, frage ich.
»Nein.«
»Du bringst es mir. In drei Stunden. Mission Dolores Park. Exakt wie beim letzten Treffen.«
Ich lege auf.
Der alte Ben Paice hat jetzt Angst vor mir.
Er ist sicher froh darüber, dass er nicht alle Details meines Vorgehens kennt.
Das rettet nach einer solchen Panne sein Leben.
Es gibt nur eine Person, die eingeweiht ist.
Joseph Ketou.
Er hat ein wirklich gutes Motiv auf meiner Seite zu sein.
Der Sensenmann hat seine Familie ausgerottet. In Etappen.
Jetzt ist Zeit für ein leichtes Frühstück.
Unvorhergesehenes darf mein Level nicht beeinflussen.
Immer hübsch ausgeglichen bleiben.
Lennard Fanlay
»Ihre dilettantischen Alleingänge sind unerträglich!«, blafft Duane Parker, stützt sich mit beiden Armen auf seinen Schreibtisch, und es sieht so aus, als wolle er sich aus seinem Bürostuhl katapultieren. »Wenn Ihnen jemand verdächtig erscheint, haben Sie meine Leute zu informieren.«
»Dafür blieb keine Zeit«, erwidere ich ruhig und betrachte den Schweißtropfen unter Duane Parkers Nasenspitze. Als sich Parker wieder in den Stuhl zurückfallen lässt, fällt der Tropfen und landet auf einem Dokument mit dem Dienstwappen der TSA.
Ich stelle fest, dass es mittlerweile schmeichelhaft wäre, den Federal Security Director als kräftig zu bezeichnen. Er gerät aus der Form.
Neben dem Telefon liegt ein angebissener Erdnuss-Karamell-Riegel der Marke Baby Ruth.
»Wenn er bei meinen Leuten gewesen wäre, würde er noch leben.« Parker wiegt seinen mächtigen Schädel hin und her. Eine Geste, die mir vermitteln soll, ich sei in etwa so kompetent wie ein elfjähriger Schüler mit extrem schwachem Auffassungsvermögen.
Ich muss an meinen Assistenten Marc denken. Er war von der Situation tatsächlich völlig überfordert gewesen.
»Niemand konnte voraussehen, dass dieser Murphy plötzlich erschossen wird«, wende ich ein. »Aus welchem Motiv auch?«
Das Telefon klingelt.
»Was?«, grunzt Parker in den Hörer und ist mit einem Mal ganz aufgekratzt: »Stellen Sie durch!«
Er lauscht konzentriert, bellt ein »Wer sind Sie?« und starrt dann den Hörer in seiner Hand an.
Er legt auf und braucht einen Moment, um sich zu sammeln. »Der Ermordete hatte Heroin dabei. Stimmt’s, Fanlay?«
Ich nicke und warte ab.
»Das war gerade eine Botschaft von der beschissenen Drogenmafia. Die dulden nicht, dass auf dem Flughafen gedealt wird. Dieser Murphy wäre dazu nicht autorisiert gewesen.«
»Nicht autorisiert?«, wiederhole ich.
»Genau!« Duane Parker macht jetzt auf wichtig. »Deswegen wurde er aus dem Verkehr gezogen.«
»Und das hat Ihnen die Drogenmafia gerade freundlicherweise per Telefon mitgeteilt?«
»Die hat ihr Territorium genauestens abgesteckt. Es gibt wohl Absprachen, dass der Flughafen sauber bleiben soll. Zu riskant. Schadet dem Geschäft. Schätze, die haben Respekt vor mir und meinen Leuten. Oder haben Sie hier jemals was von irgendwelchen Drogendeals mitbekommen, Fanlay?«
»Klingt absurd«, wende ich ein.
»Weil Sie keine Ahnung von
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