Terminal 3 - Folge 4: Weiche Ziele. Thriller (German Edition)
zu Boden.
Erst jetzt kommt der Schmerz.
Asher hat auf mich geschossen. Der blaue Stoff des Jackettärmels ist aufgerissen. Blut sickert darunter hervor.
»Nur ein Streifschuss, Matschbirne«, höre ich Desmond Ashers Stimme. »Ich finde es besser, wenn du nicht voll einsatzfähig bist.«
Ich stehe vorsichtig auf. Blut läuft jetzt aus dem Ärmel und tropft von den Fingern auf die Fliesen. Es ist nicht allzu viel, aber der Arm fühlt sich taub an. Mir wird schwindlig.
Bloß nicht umfallen!
Asher legt den Hebel an der Waffe wieder um. Er hat von Einzelschuss auf Dauerfeuer gestellt.
Er jagt eine kurze Salve in Richtung der uniformierten Sicherheitsleute. Ich weiß nicht, ob er jemanden getroffen hat. Eine gläserne Wand zerspringt unter den Kugeln.
Asher weicht mit dem Kind als Schutzschild langsam zur Wand zurück.
»Wir verschwinden«, teilt er mir mit. Er entlässt das Mädchen kurz aus dem Würgegriff und fingert etwas aus seiner Jackentasche.
»Das werden wir sicher brauchen, was?«
Es ist meine Keycard. Er muss sie mir gestern irgendwann während der Führung durchs Terminal gestohlen haben.
»Bring mich zu diesen Fließbändern«, verlangt er.
Ich setze vorsichtig einen Schritt vor den anderen. Das Schwindelgefühl verebbt, der Schmerz ist ein stetiges Pochen. Ich bekomme meinen Körper wieder unter Kontrolle.
»Du haust ab! Das Mädchen bleibt!«
Er meint die Mutter. Die schüttelt energisch den Kopf. Ihr Make-up ist völlig verlaufen.
Asher zielt auf sie.
»Gehen Sie!«, sage ich. »Ich passe auf Ihre Tochter auf. Ich verspreche es.«
Die Frau will nicht auf mich hören. Sie bewegt sich auf Asher zu.
Ich stelle mich vor sie.
»Er bringt Sie sonst um. Dann können Sie gar nichts mehr für Patti tun.«
Sie stoppt. Patti weint.
Ich wende mich an Asher. »Beeilen wir uns.«
Ich muss ihn von der Frau wegbringen. Ich befürchte, dass er sie sonst noch tötet. Ganz egal, wie sie sich verhält.
Er braucht bestimmt keinen Grund.
Desmond Asher
Dass ich die hysterische Frau verschont habe, möchte ich nicht als Milde verstanden wissen.
Man muss wohlüberlegt vorgehen. Dieser Schnösel Marc kann mir eine Weile nützlich sein.
Jetzt denkt er, er hat die Frau gerettet. Hat er nicht. Ich will nur, dass er glaubt, er könne mich beeinflussen.
Ich habe ihn gecheckt. Er ist unbewaffnet.
Wie klugscheißerte er gestern, während er Dolores auf den Hintern glotzte: Das hängt immer von der Situation ab.
Jetzt steckt Marc Matschbirne in einer prächtigen Situation.
Ich lache. Muss meine gute Stimmung nicht verleugnen. Es ist jetzt egal, was alle von mir halten.
Wir hocken in einem kleinen Häuschen inmitten des Gepäckfördersystems.
Das muss wohl der Aufenthaltsraum für den Vorarbeiter gewesen sein.
Die Einrichtung besteht aus einem Schreibtisch mit Computer und Telefon und zwei Stühlen. Es gibt eine Fensterfront.
Die Koffer und Kisten auf den Fließbändern bewegen sich nicht mehr vorwärts. Sie haben den Laden abgeschaltet.
Vermutlich schleichen sie da draußen schon rum und warten darauf, einen Fangschuss platzieren zu können. Das wird aber nichts werden. Die kleine Patti würde die Kugeln abfangen.
»Wie geht es weiter?«, fragt Matschbirne. Er ist ziemlich blass um die Nase herum. Manchmal verzieht er den Mund.
Ja, so eine Schusswunde tut weh. Scheiße, wenn man ein Weichziel ist.
»Wir haben keine Eile«, sage ich.
Das Telefon vor mir klingelt. Matschbirne und Pattilein zucken zusammen, als hätte man sie unter Strom gesetzt.
Ich nehme den Hörer ab. »Eine große Zwiebelpizza mit extra Käse. Und zwei Bier.«
Am anderen Ende der Leitung ist nur ein verblüfftes Schnaufen zu hören, dann hat sich der Anrufer wieder halbwegs gesammelt.
»Was sind Ihre Forderungen?«, sagt ein Mann. Er klingt, als wäre er übergewichtig. Ich stelle mir vor, wie seine Hand immer schwitziger wird. Gleich kann er den Hörer nicht mehr halten.
»Wer sind Sie überhaupt?«, frage ich zurück.
»Duane Parker, Leiter der hiesigen Transportation Security Administration.«
»Toll!«, erwidere ich. »Zunächst nur eine Sache, Parker. Wenn ich auch nur einen von euch sehe, lege ich sofort eine Geisel um.«
Parker schweigt.
»Wie viele habe ich eliminiert?«
Parker atmet schwer.
»Wie viele?«
»Fünf sind tot. Zwei verletzt.« Dieser Parker ist ziemlich wütend. Ich kann es spüren.
»Gut«, erwidere ich und lege auf.
Marc Matschbirne hockt auf dem zweiten Stuhl. Patti sitzt auf meinem Schoß. Die
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