Terra Anchronos (German Edition)

Versammlungshalle unter der Nordsee führen sollte. Arne begann zu zählen. Nicht einmal bis sieben war er gekommen, als es vor den Kindern wieder heller wurde und Martha stehen blieb.
    „Da ist die Halle“, sagte sie. „Warte hier, bis ich dich rufe.“
    Arne drückte sich in den Schatten des Ganges und sah atemlos zu, wie Martha die Versammlungshalle betrat.  Die Subtektonen kehrten ihr den Rücken zu. Am anderen Ende stand etwas erhöht der Navigator. Arne erkannte ihn nach Marthas Beschreibung sofort. Der Zweispitz auf seinem Kopf, der lange blaue Mantel. Es gab keinen Zweifel.  Kaum hatte Martha den Raum betreten, unterbrach der Navigator seine Ansprache, die er an die versammelten Subtektonen hielt.
    „Ich denke, wir können unsere Suche einstellen“, sagte er nach einer kurzen Pause. Dann wies er mit dem Arm über die Köpfe der Versammelten hinweg.
    „Dort steht Martha Achterdiek.“
    Fast gleichzeitig drehten sich alle Subtektonen um.
    Ein Raunen, begleitet von vereinzelten, erstaunten Ausrufen, ging durch die Menge.
    Es kam Arne vor, als sähe er zur gleichen Zeit alle Zeitalter der Menschheitsgeschichte vor sich. Auch hier standen römische Legionäre, die sich scheinbar nach alter Gewohnheit alle gleichzeitig umgedreht hatten. Direkt daneben erkannte Arne in Robbenfelle gehüllte Eskimos. Er meinte auch den Schamanen zu erkennen. Hinter einigen zerlumpt aussehenden Männern, von denen zwei eine schwarze Augenklappe trugen, war der Eisbärenkopf mit den gelben Zähnen aufgetaucht.
    Es gab auch elegant aussehende Herren in feinen Anzügen zu sehen, die neugierig über die Köpfe einer Gruppe von Frauen in seidenen Abendkleidern hinwegsahen.
    Arne war überwältigt. In vorderster Reihe standen wild aussehende Männer, die nichts trugen als einen Lendenschurz und einen dünnen Knochen, den sie sich durch die Nasenlöcher gezogen hatten. Arne schauderte bei dem Gedanken, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit soeben leibhaftigen Menschenfressern begegnete.
    „Bringt Martha Achterdiek zu mir!“, befahl der Navigator. Seine Stimme klang nicht sehr freundlich.
    Etwas Drohendes schwang gefährlich in der Aufforderung mit.
    Martha machte einige zögerliche Schritte, bis die Versammelten vor ihr eine Gasse bildeten, durch die sie dann ungehindert bis zum Navigator gelangte.
    „Wo warst du, Martha Achterdiek?“
    Deutlich leiser und etwas ängstlich antwortete Martha.
    „Ich habe es nicht mehr rechtzeitig geschafft, die Faulkammer zu erreichen.“
    „Das weiß ich“, sagte der Navigator ungeduldig.
    „Ich will wissen, was du auf der Erde gemacht hast und wie du zurückgefunden hast.“
    „Ich wurde von einem Schiff gerettet. Der Kapitän hat mich mit nach Hause genommen.“ Martha hielt den Kopf gesenkt, als erwarte sie eine Strafe.
    „Du hattest Kontakt zu Menschen?“ Die Stimme des Navigators hatte sich zu einem Kreischen erhoben. „Wissen sie von der Terra anchronos? Hast du etwa zu ihnen davon gesprochen? Wehe dir, wenn es so gewesen ist!“
    Arne konnte erkennen, wie Martha bei den Worten des Navigators ein erschrecktes Zucken durchlief.
    „Nein!“ rief sie. „Nein, ich habe zu niemandem von unserem Aufenthaltsort gesprochen.“
    „Wenn das eine Lüge sein sollte, Martha Achterdiek, werde ich es herausfinden. Und du weißt, was dann geschieht.“
    „Sie muss aus der Terra anchronos verschwinden.
    Schmeiß sie raus, Navigator.“
    Die versammelten Subtektonen drehten sich zu dem Mann um, aus dessen Mund der laute Zwischenruf gekommen war.
    „Nur langsam, Ahab“, erwiderte der Navigator. „So weit sind wir noch nicht. Martha sagt, dass sie keinem Menschen unsere Existenz verraten hat. Ich glaube ihr.
    Und das solltest auch du tun.“
    „Bis der Beweis für das Gegenteil gefunden und alles zu spät ist.“ Ahab drehte sich wütend um und humpelte auf einem Holzbein davon. Die Menge sah ihm nach und wartete scheinbar auf etwas. Entsprechend zufrieden fiel die Reaktion der Subtektonen aus, als Ahab sich noch einmal umdrehte und eine Goldmünze in die Höhe warf.
    „Wer als Erster den weißen Wal sieht, dem verspreche ich diese Münze.“
    Mit leisem Lachen wandten sich die Subtektonen wieder dem Navigator und Martha zu.
    „Wie bist du wieder in die Terra anchronos gelangt?
    Hat irgend jemand eine Vipera archimedensis herausgezogen?“
    Empörtes Gemurmel machte sich breit. Ein Mann in Kapitänsuniform wies den Verdacht weit von sich.
    „Niemand verletzt in der Terra anchronos das