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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andree Leu
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Kopf.
    „Ich tue nur meine Pflicht.“ Der Großinquisitor lä chelte aus giftig blitzenden Augen den Navigator an.
    „Meine Pflicht ist es, die Herkunft dieses Jungen zu klären, Hochwürden.“
    Der Navigator winkte nachlässig mit der Hand ab.
    Er war offensichtlich nicht mehr bereit, mit dem Mann Gottes zu streiten. Der Großinquisitor indes war nicht gewillt aufzugeben.
    „Die einzige Möglichkeit, diesem Jungen die Wahrheit zu entlocken, ist die peinliche Befragung.“
    Arne spürte, wie sich sein Magen heftig verkrampfte. Von der peinlichen Befragung hatte er schon gelesen und mit seinem Vater sogar einmal die Folterkammer einer alten Burg besichtigt. Es waren schreckliche Instrumente gewesen, die er dort gesehen hatte.
    „Ha! Die peinliche Befragung ist einen Dreck wert!“, schrie eine junge Frau mit langem, wunderbar glänzendem, rotem Haar. Die Subtektonen warfen ihre Köpfe herum. Besonders die Blicke der Männer blieben an der schönen Frau hängen.
    „Ich wurde auch peinlich befragt und habe bis zum letzten Augenblick meine Unschuld beteuert.
    Nicht einen Beweis hatte man gegen mich. Am Ende wurde ich ins Meer geworfen.“
    „Wir kennen deine Geschichte, Esmeralda.“
    Ein Römer in weißer Tunika hatte sich zu Wort gemeldet. „Wenn du trotz des schweren Steins an deinen Füßen wieder aufgetaucht wärst, hätte man dich als Hexe verbrannt. Wir hatten da unter Julius Cäsar deutlich bessere Methoden, die zudem auch noch das Volk belustigt haben.“
    „Jetzt reicht es endgültig“, schrie der Navigator.
    An seinem Hals war eine Zornesader angeschwollen. Ungeachtet des stetigen Gemurmels unter den Subtektonen wandte er sich an Arne.
    „Sprich endlich!“
    „Ich bin Martha nie im Leben...“
    „... begegnet“, vollendete der Navigator den Satz, der nach Arnes Erkenntnis seines schweren Fehlers unvollendet im Raum stand.
    Der Navigator nickte zufrieden in Richtung des Großinquisitors.
    „Ihr leugnet nicht, dass ihr gemeinsam gekommen seid?“
    Arne und Martha sahen sich lange an.
    „Nein“, sagten beide gleichzeitig.
    Die Entrüstung der gespannt lauschenden Subtektonen machte sich lautstark bemerkbar.
    „Er muss die Terra anchronos verlassen“, forderte ein Mann in schwarzem Talar. „Als Richter kann ich nur sagen: Was das Gesetz vorschreibt, muss auch vollzogen werden. Der Verweis ist die einzige Möglichkeit.“
    Die Worte des Richters fanden ungeteilte Zustimmung unter den Subtektonen.
    „Raus mit ihm!“, riefen die Subtektonen im Chor.
    Ihr Geschrei wurde ohrenbetäubend.
    Als die Menge sich wieder beruhigt hatte, hob der Navigator die Hand.
    „Ich kenne das Gesetz. Wer unrechtmäßig in die Terra anchronos eindringt, darf nicht bleiben. Aber ...“, fuhr er fort, „... ist der Zugang durch das Loch in der Zeit wirklich nicht rechtens?“ Sein Blick glitt fragend über die vor ihm versammelten Subtektonen.
    Ein Mann in schwarzem Ledermantel meldete sich zu Wort. „Martha gehört zu uns. Das steht außer Frage.
    Sie ist rechtmäßig hier. Aber der Junge nicht. Er war dem Tod nicht nahe, wenn ich das bemerken darf. Beim Geheimdienst seiner Majestät, der Königin von . .“
    „Die Methoden des Geheimdienstes sind nicht immer die Feinsten. Ich darf an diverse Doppelagenten erinnern“, wurde er von einem rothäutigen Indianer mit prächtigem Federschmuck auf dem Kopf unter brochen. „Das Wort eines Geheimdienstlers ist nichts wert. Er spricht mit gespaltener Zunge, wie die Vipera archimedensis eine hat.“
    Der Geheimdienstler wollte sich auf den Indianer stürzen, rannte aber direkt gegen drei Eskimos, die sich in den Weg gestellt hatten, um ihren fernen Verwandten zu schützen.
    Arne indes ahnte Schreckliches. Dem entsetzten Blick seiner Freundin Martha konnte er kaum begegnen, ohne dabei das Schlimmste aus ihren Augen lesen zu können. Zu deutlich stand dem Mädchen die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben.
    „Ich bin nicht der Meinung, dass dieser junge Mann der Terra anchronos verwiesen werden muss.“ Der Navigator trat auf Arne zu und legte eine Hand auf seine Schulter. „Im Gesetz steht kein Wort über den Zugang durch das Loch in der Zeit.“
    „Dem kann ich nur beipflichten“, sprach ein junger Mann.
    „Als Anwalt muss ich bestätigen, dass alles erlaubt ist, solange es nicht ausdrücklich verboten wurde.“
    „Hört, hört!“, rief der Richter. „So kommt es, dass auch wir Subtektonen anfangen, immer neue Gesetze zu entwerfen. Wir werden darin ertrinken.

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