Terra Anchronos (German Edition)
Ebenso wie die Menschen auf der Erde. Macht nur. Ich sage euch: Raus mit ihm!“
„Dazu gehört ein parlamentarischer Beschluss, der nur mit einer Mehrheit von 75 % zustande kommen kann. Unter der Regierung von ...“
„Blödsinn.“ Die Stimme des Navigators klang scharf. „L’ état c’est moi. Der Staat bin ich und somit auch das Gesetz.“
Augenblicklich herrschte Schweigen in der Versammlungshalle. Dann durchbrach eine einzelne Stimme die Totenstille.
„Brüder! Es ist Zeit für eine Revolution.“
Ein Mann mit Baskenmütze auf dem Kopf sah sich um und wartete auf eine Reaktion der Subtektonen.
Als diese schwiegen, wandte er sich an den Navigator.
„Wenn du daran zweifelst, dass dieser Junge der Terra anchronos verwiesen werden muss, gibt es dafür nur einen einzigen Grund.“
„Und der wäre?“, entgegnete der Navigator mit einem kalten Lächeln.
„Du weißt nicht, auf welche Weise das geschehen soll.“
Der Mann mit der Baskenmütze deutete mit dem Finger auf den Navigator und drehte sich zu der Versammlung um. „Er hat keine Ahnung, wie man jemanden der Terra anchronos verweist. Schlimmer ist allerdings, dass er selber die Schuld an der Anwesenheit dieses Kindes trägt.“
„Was erdreistet du dich?“ Der Navigator nahm nervös seinen Zweispitz vom Kopf und fuhr sich mit zitternden Fingern durchs Haar.
„Ohne deine Besessenheit hätte Martha nie Gelegenheit gehabt, die Terra anchronos zu verlassen.
Wenn nicht dein einziges Interesse dieser verdammten Faulkammer und die Bestimmung der Zeit wäre, hätten wir jetzt kein Problem.“
Schlagartig schlug die Stimmung unter den Subtektonen gegen den Navigator um. Er wollte noch etwas erwidern, doch niemand hörte ihm mehr zu.
Er wurde zurückgedrängt und musste zusehen, wie Arne von den beiden Wikingern gepackt wurde.
„Steckt ihn in einen schwarzen Raucher“, befahl der Baske. „Dann überlegen wir, was weiter mit dem Jungen zu tun ist.“ Sigurd nickte und warf Arne mit einer Leichtigkeit über seine Schulter, als sei er nicht schwerer als ein Bund Stroh.
Der schwarze Raucher, zu dem Arne getragen wurde, war ein kegelförmiger Schlot, der von der Decke einer kuppelförmigen Halle nach oben, in Richtung des Meeresbodens wuchs. Sigurd, der Wikinger, holte tief Luft und hielt dann den Atem an. Mit eiligen Schritten trug er Arne bis in die Spitze des schwarzen Rauchers und setzte den Jungen dort auf einen kleinen Vorsprung im Fels.
„Rühr dich nicht von der Stelle“, drohte er. „Ich bewache dich.“
Die Drohung war nicht erforderlich, denn schon nach kurzer Zeit merkte Arne, wie ihm das Atmen immer schwerer fiel. Warme, verbrauchte Luft strömte unentwegt an ihm vorbei und sammelte sich als schwarzer Dunst in der äußersten Spitze des Kegels.
Arne legte ein Ohr an die Felswand und hörte ein lei ses Blubbern. Offenbar fanden die übel riechenden Gase, in denen er saß, ihren Weg durch den Fels und stiegen zur Wasseroberfläche auf.
„Ich sitze in einem Abluftkamin der Terra anchronos“, murmelte er. Rasend schnell vernebelten die Gase ihm die Sinne. Sämtliche Kraft schien aus seinem Körper zu weichen und Arne wurde unendlich müde. Mit ungeheurer Anstrengung war er bemüht, die Augen nicht zu schließen. Arne warf einen Blick auf seine Uhr, die er am Handgelenk trug. In der ihn umgebenden Dunkelheit sah er auf das leuchtende Zifferblatt. Die Zeiger der Uhr wanderten in rasendem Tempo. Stunde um Stunde verging in Bruchteilen von Sekunden.
Entfernt hörte Arne tief unter sich eine schaurige Stimme.
„Du bist der einzig unrechtmäßige Gast in der Terra anchronos. Nimm Abschied! Deine Lebenszeit läuft ab!“
Arne schaute nach unten und sah deutlich das Gesicht eines Mannes, dessen Stirn von den gelben Zähnen eines Eisbären eingerahmt war. Schaum stand ihm vor dem Mund. In seinen Augen war nur das Weiße zu sehen.
Das schreckliche Lachen des Schamanen verklang in der Ferne.
Greenwich, London
Trotz der unendlichen Müdigkeit, die sich wie ein Leichentuch über Arne gelegt hatte, befiel ihn maßlose Panik beim Anblick der rasenden Zeiger auf dem Zifferblatt seiner Uhr.
Mit letzter Willensanstrengung versuchte er den Lauf der Zeit aufzuhalten. Seine Finger zitterten, als er das Stellrädchen seiner Uhr anfassen und herausziehen wollte. Konnte das wahr sein? Beim Anblick seines eigenen Handrückens bemerkte er tiefe Falten und braune Altersflecken. Die Haut sah aus wie die eines alten Mannes. Der Vater bekam
Weitere Kostenlose Bücher