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Terra Anchronos (German Edition)

Terra Anchronos (German Edition)

Titel: Terra Anchronos (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andree Leu
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auch schon solche Flecken. Doch waren sie bei Weitem noch nicht so zahlreich. Er durfte sich nicht mehr lange aufhalten und den Zeigern auf ihrer Kreisbahn zuschauen.
    Arne musste handeln. Sofort und ohne weitere Zeitverschwendung. Das wurde seinem vernebelten Geist in diesem Augenblick klar. Arne ignorierte das Zittern seiner Finger, so schwer es ihm auch fiel. Nachdem er einmal kurz und entschlossen die Hand zur Faust geballt hatte, kniff er die Augen zu engen Schlitzen und nahm das Stellrädchen ins Visier. Nach mehreren Versuchen war es ihm tatsächlich gelungen, den Nagel seines Zeigefingers hinter das Rad zu schieben.
    Mit einem leisen Klicken sprang der Mechanismus heraus. Die Uhr blieb augenblicklich stehen.  Arne atmete erleichtert auf. Der Junge wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann überfiel ihn ein Husten, der daran erinnerte, dass sein Leben nicht gerettet war. Zwar raste die Zeit nicht mehr. Aber wie lange würde er diese giftigen Abgase noch einatmen können, ohne zu sterben? Und wann würde Sigurd kommen, um ihn zu holen? Was würden die Subtektonen mit ihm machen?
    Nachdenklich betrachtete Arne seine Uhr. Während er noch voller Angst über seine Zukunft grü belte, begann er spielerisch an dem Rädchen seiner Uhr zu drehen. Nachdem er den Stundenzeiger um eine ganze Umdrehung zurückgedreht hatte, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Waren die Altersflecken weniger, die Haut etwas glatter geworden? Arne drehte weiter an dem Rädchen. Es gab keinen Zweifel. Nach einer weiteren Umdrehung war ein Fleck verschwunden, von dem er genau wusste, dass der eben noch zu sehen gewesen war.
    Nun versuchte er es in die andere Richtung und beobachtete seinen Handrücken aufs Genaueste. Tatsächlich. Der Fleck erschien, wenn er die Uhr langsam vorstellte, verschwand aber beim Zurückdrehen.
    Mehrmals wiederholte er den Vorgang, bis er sicher war, dass seine Beobachtung immer die gleiche blieb.
    Arne stellte die Uhr eine zweite Stunde zurück. Dann eine dritte und vierte. Ihm war, als würde sein Körper leichter. Die Falten wurden mit jeder Umdrehung weniger. Nach der sechsten Stunde waren schon fast keine Altersflecken mehr zu erkennen. Arne ließ den Stundenzeiger seiner Uhr immer schneller rückwärts wandern. Er hatte das merkwürdige Gefühl, fast zu schweben. Der harte Felsvorsprung, auf dem er saß, drückte nicht mehr unangenehm die Adern seiner Beine ab, die schon eingeschlafen waren, weil das Blut nicht mehr zirkulieren konnte. Arne drehte weiter an seiner Uhr. Als er bereits elf Stunden gestellt hatte, vernahm Arne ein Geräusch, wie er es von starken Stürmen kannte. Ein Heulen und Sausen erfüllte den schwarzen Raucher. Arne drehte immer weiter. Er wusste nicht, was geschehen würde. Aufhören konnte er jedoch auch nicht. Mit jeder Minute, die Arne den Zeiger rückwärts laufen ließ, wurde das Geheul in seinen Ohren lauter. Ein Sog ergriff seine Haare und ließ sie bald steil zu Berge stehen. Arne verlor den Halt.
    Als der Zeiger auf seiner Umlaufbahn die 24. Stunde erreicht hatte, war der Sog unwiderstehlich geworden.
    Arne spürte noch, dass er in rasendem Tempo emporgerissen wurde. Dann verlor er die Besinnung.
    „Das ist unglaublich.“
    Der alte Mann rieb sich die Augen und beugte sich dann wieder auf seinem Stuhl vor, um erneut durch das Objektiv seines alten Fernrohrs zu schauen.
    „Seit über vierzig Jahren beobachte ich nun schon die Sterne. Aber so etwas habe ich noch nie erlebt“, murmelte er, ohne seine Augen von dem Glas zu nehmen.
    Ein dumpfer Aufprall in seinem Rücken ließ ihn kurz den Oberkörper aufrichten und sich umschauen.
    Da der Mann jedoch alle Lampen in dem Raum gelöscht hatte, um seine Beobachtungen nicht durch unnötiges Licht zu erschweren, starrte er nur in schwarze Dunkelheit. Schulterzuckend nahm er seine Studien des Himmels, der sich in dieser Nacht wolkenlos und klar zeigte, wieder auf.
    Mehrere Minuten vergingen, bis er sich kopfschüttelnd wieder aufrichtete und nachdenklich durch den Raum schritt. Dann ging er zu einem breiten Schrank, der genau zwölf mächtige Schubladen aufwies.
    „Januar“, sagte der Mann zufrieden, als er in der Dunkelheit die erste der zwölf Aufschriften entziffert hatte. Er zog an der Lade und zählte sorgfältig genau zwanzig Blätter ab. Das nächste Blatt zog er heraus und legte es auf einen Tisch, der in der Mitte des Raumes stand. Dann ging er quer durch den Raum und griff in ein Regal. Kurz darauf blitzte der helle

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