Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
wiedersehen oder ihr Kind in den Armen halten.
    Wie würden sie ihn in Erinnerung behalten? Würde ihre Enttäuschung über sein Versagen langsam schwinden? Ohne Zweifel, denn beide waren großherzig und neigten dazu, leicht zu verzeihen. Aber er, er konnte sich nicht verzeihen. Es sei denn, er fände die Arche und die Inddikischen Annalen.
    Nach langen Bädern in der Quelle war Sharis Körper wieder in der Lage gewesen, das Antra in sich aufzunehmen. Doch als er sich zum zweiten Mal auf den Weg des Lichts machte, hatte ihn abermals eine unerträgliche Furcht ergriffen. Die formlose Kraft hatte ihn wieder besiegt.
    In einer kleinen weiß getünchten Zelle war er aufgewacht,
mit der vagen Erinnerung an eine junge Frau, die ihn hierher getragen und auf ein Bett gelegt hatte. Doch im Gegensatz zum ersten Mal hatte das Antra ihn nicht verlassen.
    Das musste ein Fortschritt sein, ein Zeichen, dass sich sein Körper besser gegen die Angriffe der In-Creatur wehren konnte. Also musste er sich sofort wieder an die Arbeit machen. Du musst die Quelle finden, hatte der Narr der Berge gesagt, sonst geht die Menschheit zugrunde.
    Als Shari Schritte hörte, hatte er sich sofort in jene ätherischen Regionen begeben, die ein ungeschulter Geist nicht erreichen konnte – er war unsichtbar geworden.
    So hatte die junge Frau seine Anwesenheit nicht bemerkt. Aber ihre Schönheit hatte ihn zutiefst bewegt, denn ihr Antlitz war das Spiegelbild ihrer reinen Seele. Um sich an ihrer Anmut und Grazie satt zu sehen, war er ihr ins Bad gefolgt und hatte den Blick nicht von ihrem bronzefarbenen Körper und ihrem schwarzen langen Haar wenden können.
    Frauen hatten Shari zuvor nie interessiert. Aphykits mütterliche Liebe war seine einzige Erfahrung mit dem weiblichen Geschlecht. Doch der Anblick von Onikis Körper hatte derart vehement alle seine männlichen Instinkte geweckt, dass er sich vor ihr rematerialisiert hatte.
    Nach dem ersten Erschrecken hatte sich Oniki ihm bedingungslos hingegeben. Ein Wunder war geschehen, denn von dieser Stunde an war Shari mit sich selbst versöhnt – vergessen waren alle Zweifel und Selbstanklagen.
    Erst als die Pritiv-Söldner in die Zelle eingedrungen waren, hatte Shari begriffen, welches Opfer er von Oniki verlangt hatte. Von nun an würde sie eine Ausgestoßene sein. Wie eine Kriminelle durfte sie ein letztes Mal nur fliehend die Freiheit und die Freude beim Erklimmen der Großen Orgeln genießen. Ihre Ordensschwestern hatten sie zu einem Leben
in der Finsternis auf der Insel Pzalion verdammt. Sie wurde ständig von einem scaythischen Inquisitor überwacht.
    Die Liebenden sehnten sich nach einander. Aber Shari wollte jede Gefahr von seiner Geliebten und dem Kind abwenden. Doch sie wurde nicht vom Antra geschützt. Er hätte vor ihr erscheinen müssen, um sie einzuweihen. Dann wären jedoch die Scaythen sofort informiert gewesen und hätten Pritiv-Söldner geschickt.
    Also durfte Shari Oniki nur während ihres Schlafs besuchen und sie mit den Augen lieben.
     
    Noch immer rührte ihn ihre Schönheit wie am ersten Tag. Er hörte ihre Bewacher, die Verrückten, vor dem Eingang schwer atmen und deckte ihren angeschwollenen Leib mit der Decke aus getrockneten Algen liebevoll zu.
    Gerade hatte er eine herzzerreißende Entscheidung getroffen. Selbst seine als Träume getarnten Besuche bedeuteten eine unablässige Gefahr für Oniki. Die von Ephren Verbannten würden sich um sie und ihr Kind kümmern.
    Die Zeit drängte, und immer mehr Menschen verschwanden im Universum. Jetzt musste er sich darauf konzentrieren, die In-Creatur zu überwinden!
    Er küsste Oniki weinend auf den Mund.
    »Mein Prinz?«, murmelte sie schlaftrunken.
    Noch einmal atmete er tief den Duft ihres Körpers ein, als er sie schluchzend umarmte und alle seine Kräfte aufbieten musste, um sich nicht neben sie zu legen.
    Sie wusste nichts von ihm, nicht einmal seinen Namen. Eines Tages würde er zurückkommen. Dann würde er sie mit Liebe überschütten, sie und das Kind … Er würde das Schicksal bezwingen …
    Als Oniki die Augen öffnete, war Shari verschwunden.

     
    Oniki stand bis zur Taille im Meer und musterte prüfend den Stützpfeiler. Die Verrückten, die immer um sie waren, hatten Angst vor dem Wasser und saßen an dem schwarzen Strand. Sie fragten sich, was die werdende Mutter, die Hoffnung des Dorfes, hatte. Warum saß die junge Frau nicht wie gewöhnlich auf einem Felsen?
    Oniki konnte sich dieses Gefühl plötzlicher

Weitere Kostenlose Bücher