Terra Mater
aus, als würde sie mit einer unsichtbaren Waffe schießen.
Jek und Marti duckten sich instinktiv in ihren Sesseln.
Ihr höhnisches Grinsen machte maßlosem Erstaunen Platz. Denn die drei Angreifer waren verschwunden. Nur ihr toter Gefährte zeugte von ihrem Eindringen.
Iema-Ta sprang vom Schreibtisch, ging zu Jek und legte die linke Hand auf die Lehne seines Sessels. Aus den Augenwinkeln sah er, wie ihre krallenartigen Fingernägel nachwuchsen.
»Pass auf, Iema!«, rief der Shelam aus seinem Versteck. »Das sind Jersaleminer! Sie können sich unsichtbar machen!«
»Mit diesen Schwachköpfen des erwählten Volkes haben wir noch nie Probleme gehabt!«, fauchte sie. »Was ist nur in die gefahren?«
Kaum hatte sie zu Ende gesprochen, als zwei Männer – scheinbar aus dem Nichts – hinter ihr auftauchten. Sie spürte ihre Feinde sofort, stieß einen schrillen Schrei aus und gleichzeitig den Arm vor. Vier Fingernägel schossen aus ihrer gespreizten Hand. Aber die Männer wichen den Geschossen mit einer schnellen Drehung des Oberkörpers geschickt aus und zückten ihre Degen.
Eine Klinge spaltete ihren Schädel, die andere trennte ihren Kopf vom Rumpf, der über den Boden zur Wand rollte. Eine Blutfontäne sprudelte aus ihrem enthaupteten Torso, ehe er auf den Fußboden fiel.
Mit wildem Wutgeschrei stürzte sich der Shelam auf die
beiden Angreifer. In seiner Rage hatte er den dritten Mann vergessen. Ein folgenschwerer Fehler: Eine Klinge durchbohrte ihn von hinten und trat im Unterbauch wieder aus. Ungläubig starrte er die glänzende Spitze an. Ein Blutstrom quoll aus seinem Mund. Taumelnd stolperte er ein paar Schritte vorwärts, ehe er über der Lehne eines Luftsessels zusammenbrach.
Die drei Männer gingen zu Jek und Marti. Der kleine Anjorianer schloss in Erwartung des tödlichen Streichs die Augen. In diesem Augenblick dachte er seltsamerweise an Todeskuss, den Hexenmeister der Wüstenratten. Dann sah er Bilder in rasend schneller Folge an sich vorüberziehen, ein großes Durcheinander …
»He! Schlaf nicht ein, Prinz der Hyänen«, sagte einer der Männer. »Du wirst erwartet.«
»Wer wartet auf ihn?«, fragte Marti, der langsam wieder seine Fassung gewann.
Der Kampf hatte zwar nur zwei Minuten gedauert, doch die waren ihm wie eine Ewigkeit erschienen.
»Ein Gock-Kopf will immer alles wissen!«, rügte ein Mann, Verachtung in der Stimme. »Hör auf dein Herz, und folge uns! Gleich werden die Getreuen dieser Hexe uns umschwirren wie Schmeißfliegen, die sich auf Aas niederlassen. Moskau, mach uns den Weg frei!«
Der Mann namens Moskau, es war derjenige, der den Shelam getötet hatte, ging auf den Flur.
»Nur eine Frage«, beharrte Marti. »Wer seid ihr, und wohin wollt ihr uns bringen?«
»Er heißt Montreal, und ich bin Schanghai. Wir haben den Befehl, den Prinz der Hyänen zum Raumschiff der Gleba zu bringen. Und jetzt, wo dein Kopf zufrieden ist, Gock, hast du die Wahl. Entweder du bleibst hier, und Jema-Tas
Männer reißen dir das Herz aus der Brust, oder du kommst mit …«
Montreal steckte seinen Degen in die Scheide zurück, packte den kleinen Anjorianer und setzte ihn auf seine Schultern. Dann gingen die beiden Jersaleminer. Nach kurzem Zögern folgte Marti ihnen.
Der Dämon begriff jedoch sehr schnell, dass er ein menschliches Medium verlöre, bliebe er allein in diesem Raum. In dem Moment, als er vor dem Erreichen seines Ziels gestanden hatte, waren die Jersaleminer aufgetaucht, um alles zunichtezumachen. Doch jetzt boten sie ihm Schutz, seine Überlebenschancen würden damit steigen, und später würde sich eine Möglichkeit ergeben, sein Projekt zu realisieren. Außerdem war es wichtig, den kleinen Anjorianer nicht aus den Augen zu verlieren; der Dämon hatte zur Sicherheit ein Transfer-Programm in Martis Gehirn implantiert. Entwickelten sich die Dinge nicht wunschgemäß, hatte er noch immer die Möglichkeit, sich in Jeks Kopf einzunisten. Es würde genügen, dass Marti den Jungen auf den Mund küsste, zum Beispiel während er schlief. Natürlich war der Körper eines Kindes nicht so kräftig, dafür bot er andere Vorteile. Niemand würde sich vor einem so jungen, unschuldigen Menschen in Acht nehmen.
Die kleine Gruppe trat auf die dunkle Gasse; Moskau ging etwa zwanzig Schritte voraus. Über Franzias Himmel bildete der Sternenhaufen eine strahlende Spirale. Die weiße Scheibe Jer Salems überzog die Dächer Nea-Marsiles mit einem milchigen Schein.
»Wie kommen wir zu dem
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