Terra Mater
Raumschiff?«, fragte Marti.
»Dein Kopf ist wie der Bauch eines Tigerbären: unersättlich«, sagte Schanghai und seufzte. »Wir fahren mit einem
Ovalibus der Transportgesellschaft. Auf diese Weise erregen wir am wenigsten Aufmerksamkeit.«
»Auch mit einem weißen, blutbefleckten Overall?«
Der Jersaleminer warf einen kurzen Blick auf seine Kleidung »Welche Flecke?«
Da sahen Marti und Jek, dass die Spuren des Kampfes verschwunden waren.
Schanghai schaute zu Jek hoch, der noch immer auf Montreals Schultern saß. »Ich wette, der Prinz der Hyänen möchte gerne wissen, wie wir uns unsichtbar machen können.«
Eigentlich interessierte Jek dieses Phänomen lange nicht so wie Martis seltsames Benehmen, des Mannes, den er als seinen großen Bruder betrachtet hatte. Sein Gesicht hatte sich innerhalb einer Sekunde zu einer abscheulichen Grimasse verzerrt, als diese kleine Frau ihm den widerlichen Handel vorgeschlagen hatte. Jek hatte ihn nicht wiedererkannt. Es schien, als ob zwei Martis in seinem Körper wohnen würden und als würde der eine, das Monster, nicht zögern, alle Wertvorstellungen des anderen, seines fröhlichen Gefährten, zu opfern. Und vor diesem Marti würde er sich von nun an wie vor der nuklearen Pest hüten.
»Der Shelam hat die Frage doch bereits beantwortet«, mischte sich der junge Syracuser ein. »Ihr macht das mit Zauberei.«
Die beiden Jersaleminer lachten laut.
Doch Schanghai sagte nur verächtlich: »Wieder so eine Gock-Idee …«
Das Raumschiff der Gleba war winzig, kaum dreißig Meter lang und vier Meter hoch. Es hätte ohne weiteres in einem der Rettungsboote der Papiduc Platz gehabt. Ein ovales,
bronzefarbenes Gebilde ohne Bullaugen, das auf fünf Füßen stand. Die Pilotenkabine – eine verglaste Ausbuchtung im Bug und die Bordtür waren die einzigen sichtbaren Öffnungen an dem glänzenden Rumpf, an dessen Heck das holographische Signum der Gleba in Blau leuchtete.
Das Zwielicht der franzianischen Nacht verwischte alle Konturen. Auf den Eingang des Hangars war das grelle Licht schwebender Projektoren gerichtet. Männer in weißen Uniformen machten sich unter dem Fluggerät zu schaffen. Sie überprüften die Sicherheit, schafften Lebensmittel an Bord, andere überwachten die Arbeiten. Die schwüle Luft roch nach Treibstoff.
Montreal hob Jek von seinen Schultern. Sie gingen in den Hangar zu einer Wendeltreppe, stiegen sie empor und kamen zu einer mit einem Metallgeländer umgebenen Plattform. Von dort aus konnten sie die ganze Flugzeughalle überblicken. Die gewölbte Flanke des Raumschiffs sah wie von Wind und Wetter poliertes Felsgestein aus. Dann betraten sie einen kleinen, in grelles Licht getauchten Raum. Er war spärlich möbliert mit dreibeinigen Hockern und einem großen Holztisch, auf dem ein blau, grün und ockerfarbener Globus stand – die Gleba.
»Sei willkommen, Prinz der Hyänen!«, sagte San Frisco lächelnd und hob ihn auf. Auch er war weiß gekleidet und trug schwarze Stiefel. Doch die Aufschläge seiner Uniform waren mit silbernen Litzen verziert.
»Wie ich sehe, hast du dich aus dem Herzen des Dogen davonstehlen können«, fügte er voller Freude hinzu.
Robin de Phart stand auf, wagte aber nicht, seinem Gefühl zu folgen und Marti zu umarmen. Trotzdem fühlte er sich wie ein Vater, der seinen verlorenen Sohn willkommen heißt, doch die Vernunft riet ihm zur Vorsicht. Jetzt verstand
er, warum die Jersaleminer den Gegensatz zwischen Kopf und Herz, zwischen Intellekt und Gefühl sowohl in ihre Sprache als auch in ihr Benehmen integriert hatten.
Marti schlug mit der Faust auf den Tisch, so heftig, dass der Globus auf seinem Sockel erzitterte.
»Ich hätte mir denken können, Sieur de Phart, dass Sie hinter dieser Entführung stecken! Wir wollten gerade einen Vertrag mit der Schlepperorganisation abschließen.«
»Zorn erfüllt das Herz und den Kopf unseres jungen Freundes«, sagte San Frisco gelassen. »Doch die Versprechen Iema-Tas gleichen den Beinen eines Sterbenden: Sie halten nicht länger als ein paar Sekunden. Ich habe beschlossen, meine Männer dorthin zu schicken. Ich allein. Der Prinz der Hyänen ist meinem Herzen teuer. Und an Bord der Papiduc hätte ich ohne eine Kriegserklärung an Papirondas Leute nichts unternehmen können. Auch hätten weder der Prinz der Hyänen noch ich von einer Konfrontation mit dem Dogen profitiert.«
»Hast du die beiden Wächter vor meiner Tür getötet?«, fragte Jek.
»Sagen wir, diese beiden Gocks haben
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