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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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bleiben. Vor mehr als zwanzig Jahren war ich einer der hiesigen Korrespondenten von den Rittern der Absolution …«
    »Den was?«
    »Hast du nie von der Konföderation von Naflin gehört? Von den Rittern der Absolution? Wie solltest du auch? Denn das geschah alles vor deiner Geburt, vor dem Ang-Imperium … Als die auf der Erde lebenden Anjorianer die U-Bahn bauten, stellten sie voller Entsetzen fest, dass wir Quarantäner bereits seit Langem unentdeckt unter ihnen lebten. Und sie beschlossen sofort, uns auszurotten. Doch inzwischen hatte Ut-Gen um seinen Beitritt zur Konföderation von Naflin nachgesucht – eine Art supraplanetäre Regierung, die über das Gleichgewicht der Mächte wachte. Ich habe keine Zeit, dir das alles zu erklären. Doch du musst wissen, dass die Ritter der Absolution ein Geheimorden war, und dass …«
    Er hielt plötzlich inne, als wäre ihm etwas Ungewöhnliches
aufgefallen. Dann schnupperte er wie ein Tier, und Sorge breitete sich auf seinem entstellten Gesicht aus.
    »Diese verfluchten Kreuzler! Sie haben das Datum vorverlegt! Jemand hat uns manipuliert!«
    Er sprang auf und lief aus seiner Behausung. Jek sah, dass der alte Mann wild die Plumeng-Blätter zertrampelte. Dann verschwand er in dem schmalen Gang, der zur Abzweigung führte.
    Um sich die Wartezeit auf seinen Freund zu verkürzen, aß Jek die auf dem Tablett liegenden Plätzchen. Wenigstens schlief er, während er daran knabberte, nicht ein. Dann dachte er über das seltsame Betragen Artraraks nach und wurde immer besorgter und nervöser. Schließlich stand er auf und ging in die Grotte, sorgsam darauf bedacht, sich innerhalb des Lichtscheins zu bewegen. Jetzt stieg ihm ein stechender Geruch in die Nase. In diesem Augenblick hörte er Schritte, und kurz darauf tauchte die spinnenartige Silhouette Artraraks auf, der keuchend zu ihm rannte.
    »Bleib nicht da stehen, kleiner Jek! Die Kreuzler sind dabei, uns zu vergasen!«
    Aber der kleine Junge blieb wie angewurzelt stehen und schloss nur die Augen. Das kann doch nur ein Albtraum sein!, dachte er. Gleich wache ich in meinem Bett auf, und später erzähle ich diese Geschichte lachend meinen Freunden.
    So merkte er kaum, dass der alte Artrarak ihn am Arm packte und in seine Behausung zerrte.

ZWEITES KAPITEL
    KERVALEUR: Eigenname, männlich. Bezeichnung für ein Individuum, in dessen Gehirn ein autonomes mentales Programm implantiert wurde, damit es, unabhängig von seinem Willen, diverse Handlungen ausführt. In weiterem Sinn: Verräter, Treuloser, Wortbrüchiger. Historischer Hintergrund: Marti de Kervaleur, Spross einer syracusischen Adelsfamilie und Mitglied der Geheimorganisation Mashama, sei von den Auslöschern des Seneschalls Harkot während der »Terror der Experten« genannten Periode manipuliert worden. Aus Verzweiflung habe er später Selbstmord begangen. Viele Historiker der Sharianischen Ära zweifeln allerdings an seiner Existenz und sind der Ansicht, es handele sich um eine von den ersten Kriegern der Stille erfundene fiktive Person. Jedoch haben Archäologen auf Terra Mater ein Skelett gefunden, welches als das des Marti de Kervaleurs identifiziert worden ist.
     
    Universallexikon pittoresker Wörter und Redewendungen
Akademie der lebenden Sprachen

     
    Z erstreut betrachtete Marti de Kervaleur das Ballett der mobilen Logen der Höfl inge – große, weiße, gepolsterte und nach vorne hin offene Kugeln –, die in den immens großen Empfangssaal des Arghetti-Ang-Palastes strömten. Sie kamen aus den vier Luftkorridoren und schwebten eine Weile in völliger Unordnung etwa zwei Meter über dem weißgoldenen Parkett aus Optalium.
    Die Zeremonienmeister in ihren Prunkgewändern – purpurroten Colancors mit ebensolchen von silbernem Optalium gesäumten Capes, grauen Handschuhen und schwarzen mit Mondsteinen verzierten Dreispitzen – begannen sofort mit ihrer Arbeit. Sie standen hinter einem Schaltpult aus Edelholz, gaben die gewünschten Daten ein, und die zentrale Memodiskette steuerte die Logen dann an ihre vorgesehenen Plätze, je nach Rang und Verdienst seiner Besitzer. Entweder sie schwebten auf die mit holographischen Sternen übersäten Decke zu, oder sie glitten zwischen die bereits fixierten Logen in unterschiedlicher Höhe, wo sie ebenfalls in der Luft stehen blieben. Auf diese Weise bildeten sie ein riesiges Amphitheater in der Schwebe, dessen Lücken bald geschlossen waren.
    Die untersten Ränge, direkt vor der Bühne, waren den hohen

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