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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Hinter mir stehen Franzianer, die sich nichts sehnlicher wünschen, als dir und den deinen die Kehlen durchzuschneiden. Wilde Tiere sind das …«
    Der Doge blickte seinem ehemaligen ersten Offizier in die Augen. Er entfernte sich, Schritt für Schritt rückwärts gehend, ohne seinen Blick abzuwenden, bis er aus dem Lichtkegel verschwand.
    Seine Miliz nahm leise über die gesamte Breite des Hangars Stellung auf.
     
    Jek sah, wie die Gegner aufeinander zugingen. Er sah die blinkenden Waffen, und er sah den Hass in den Augen der Männer. Sein Herz krampfte sich zusammen. Etwa dreißig Jersaleminer mussten sich gegen über einhundert Feinde wehren. Dieser Kampf musste mit ihrer Niederlage enden, obwohl der Prinz und seine Männer ein wahres Blutbad unter ihren Feinden anrichteten.
    Mit einem Mal konnte Jek dieses Schlachten nicht mehr mitansehen. Das Opfer der Jersaleminer empfand er umso widerwärtiger, weil es völlig umsonst war. Er durfte nicht länger zulassen, dass San Frisco gegen den Dogen Papironda kämpfte.
    Ich allein muss die Hindernisse auf meinem Weg beseitigen, dachte er, und in diesem Moment beseelte ihn dieselbe Entschlossenheit, die er verspürt hatte, als er den Hyänen in der Wüste Ut-Gens gegenübergetreten war. Seine Angst war verschwunden.
    Mit Entsetzen in den Augen sahen Robin de Phart und Marti, wie Jek auf die Brüstung stieg, tief einatmete und
einen langen, schrillen Schrei ausstieß. Sofort hielten die Kämpfenden inne. Sie hoben die Köpfe und starrten den kleinen Anjorianer an. Wie die Hyänen schienen sie jede Kampfeslust verloren zu haben.
    Jek sprang auf die Plattform und ging zur Treppe.
    Marti packte ihn am Arm. »Bist du verrückt geworden?«, sagte der Dämon in ihm. »Sie werden dich in Stücke reißen!«
    Erst jetzt hatte der Andere in Marti begriffen, dass Jek kein unschuldiges Kind war, sondern einer dieser Ur-Menschen, die noch imstande waren, das Murmeln der Quelle zu hören. In seiner Seele wuchs unbewusst der Keim der Inddikischen Wissenschaft. Noch kannte dieser Junge seine Macht nicht – sie manifestierte sich unregelmäßig und ungesteuert –, aber er war gefährlich, er musste unbedingt vernichtet werden, wie diese Krieger der Stille, wie Alexus Tochter Aphykit, wie Tixu Oty, der Oranger …
    Marti lockerte seinen Griff, und Jek lief die Treppe hinunter und stellte sich inmitten des Schlachtfelds unter den Lichtkegel eines der Projektoren. San Frisco folgte ihm.
    »Doge Papironda!«, rief er mit lauter Stimme. »Ich weiß, dass Sie mich holen wollen. Hier bin ich!«
    San Frisco hielt sich abseits, doch schon tauchte der Doge aus dem Dunkel auf.
    »Verschonen Sie die Jersaleminer«, sagte Jek, »und befehlen Sie Ihren Männern, sich zurückzuziehen.«
    »Nur, wenn du mit mir gehst«, antwortete der Doge ernst.
    »Ich komme mit Ihnen … Aber Sie könnten Ihren Sohn auch ganz anders behandeln.«
    Noch als Jek diese Worte sprach, fühlte er, wie verzweifelt der Doge war. Dass er sich sehnlichst einen Sohn wünschte,
weil er keine Nachkommen hatte. Und dass der Doge ihn liebte. Nicht einmal sein Vater hätte für ihn mit dieser Vehemenz gekämpft.
    Tränen traten in Jeks Augen. Er gehorchte seinem Herzen, ging auf Papironda zu und umarmte ihn, den Kopf an dessen Leib geschmiegt. Da spürte er, wie sich der Mann entspannte, und er ihm die Hände auf den Nacken legte. So blieben beide lange Minuten stehen.
    Schließlich schob der Doge Jek sanft von sich, unendliche Traurigkeit in den Augen.
    »Du wirst für immer mein Vater sein«, sagte Jek leise. »Wenn man sich liebt, muss man nicht immer einander nahe sein.«
    Der Doge lächelte traurig, und Tränen liefen über sein ausgezehrtes Gesicht. Dann hob er langsam den Arm und gab seinen Männern das Zeichen zum Rückzug. Auch die Franzianer gehorchten, wenngleich widerwillig.
    Langsam und sehr zärtlich strich der Doge über Jeks Haar, drehte sich dann abrupt um und verschwand in der Nacht mit seinen Männern.
     
    Marti ging aus seiner Kabine über den schmalen Gang des Raumschiffs der Gleba. Das Auftanken und Beladen hatte fünf Stunden gedauert, und der Abflug hatte sich noch um weitere zwei Stunden verzögert, um der Toten zu gedenken.
    Man hatte sie in einer Reihe nebeneinandergelegt, und Prinz San Francisco – sein richtiger Name, die Gocks hatten ihn aus Bequemlichkeit abgekürzt – hatte Verse aus der Neuen Bibel Jer Salems gelesen. Dann hatte man die Leichen ins Raumschiff gebracht, dort eingeäschert und

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