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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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kreuzten. Seine Schritte hallten rhythmisch auf dem Metallboden wider. Marti starrte den runden Knauf seines Langschwerts an, der aus der Scheide hervorragte.
    Plötzlich empfing der Syracuser Befehle. Er näherte sich leise dem Vorangehenden, schlang den linken Arm um dessen Hals und zog mit der Rechten das Schwert aus der
Scheide. Als sich Montreal umdrehte, bohrte er ihm die Klinge ins Herz. Der Mann starb ohne einen Laut.
    Marti verlor keine Zeit. Er ließ das Schwert im Körper stecken, damit kein Blut austrat, warf Montreal über seine Schulter und trug ihn in seine Kabine. Dort legte er den Toten unter seine Koje und bedeckte ihn mit einem Tuch. Dann riss er einen Fetzen von seinem Laken ab, ging auf den Gang, schloss die Tür und änderte den Code der Tür. Nachdem er die Spuren seiner Tat auf den Wänden und dem Boden beseitigt hatte, ging er zu Jeks Kabine.
     
    Der runde Türknauf ließ sich nicht drehen.
    Der Junge hatte aus Vorsicht den Sicherheitsriegel vorgeschoben.
    Zynisch dachte der Andere in Marti: Nicht nur den Transfer nach Terra Mater habe ich in Iema-Tas Büro verloren, sondern auch Jeks Vertrauen. Ihn zu töten, wird vielleicht viel schwieriger werden als ursprünglich geplant.
    Jetzt darauf zu beharren, würde nur Ärger bringen. Er musste andere Maßnahmen ergreifen.
    Sonst war der Tod Montreals völlig umsonst.

VIERZEHNTES KAPITEL
    Sibrit de Ma-Jahi, Gemahlin des Imperators Menati. Es gibt noch viele unbeantwortete Fragen über die erste Imperatrix des Ang-Imperiums der Jahre eins bis sechzehn. In erster Ehe war sie mit dem Seigneur Ranti Ang verheiratet, eine Verbindung, die hauptsächlich zustande kam, um die Rebellen der Provinz Ma-Jahi zu befrieden.
    Nach dem Tod ihres ersten Gemahls, des Seigneurs Ranti Ang – für den man sie verantwortlich machte – heiratete sie dessen jüngeren Bruder Menati, und trotz des Drucks am kaiserlichen Hof auf sie, gebar sie keinen Thronerben. Ihr plötzliches Verschwinden wurde niemals aufgeklärt. Nach einem von ihr selbst inszenierten Skandals nahm sie nicht mehr am höfischen Leben teil.
    Im Jahr sechzehn zwang sie die aus dem Hochadel stammende Kurtisane Dame Veronit de Motohor völlig nackt durch den Palast zu spazieren. Wurde die Kaiserin das Opfer eines Racheakts der Familie de Motohor, wie einige Historiker vermuten? Andere jedoch behaupten, dass sie der Hexerei beschuldigt und von einem heiligen Tribunal zum Tode am Feuerkreuz verurteilt wurde und dass das Urteil auf einem der öffentlichen Plätze im Stadtviertel Romantigua vollstreckt wurde.
    Der große neoropäische Gelehrte Anatul Hujiak behauptet hingegen, sie sei in eine vom Seneschall Harkot gestellte Falle gegangen und habe sich einen Ausgelöschten – einen Mann, in dessen Gehirn die Scaythen ein Mord-Programm implantiert hatten – zum Liebhaber genommen.

    Als die zweite Gemahlin des Kaisers Menati, Dame Annyt Passit-Païr (vom Jahr 16 bis zum Jahr 23) ihre Gemächer renovieren ließ, entdeckten die Handwerker zahlreiche Skelette und Leichen in den Räumlichkeiten der Kaiserin. So wurden die zahllosen schrecklichen Gerüchte über Dame Sibrit bewiesen. Ihre vielen Beinamen – die Rote Kaiserin, die Blutrünstige Provinzlerin, die Dämonische Hure, die Infernalische Schlampe, usw. – waren berechtigt: Sie badete wirklich in dem Blut der Männer, die sie in ihr Schlafzimmer lockte und im Augenblick höchster Ekstase erdrosselte. Dann biss sie ihnen die Kehle durch und zerfetzte sie mit ihren Fingernägeln. Erst jetzt wurde bekannt, welches Monster im kaiserlichen Palast gewütet hatte, und das Volk bedauerte den Imperator Menati …
     
    »Geschichte des Großen Ang-Reichs«, Unimentale Enzyklopädie

     
    I n Begleitung ihrer vier Gedankenschützer und ihrer treuen Gesellschafterin Dame Alakaït de Phlel, schritt Dame Sibrit über den mit blauem und grauem Optalium geäderten Marmor ausgelegten Flur.
    In regelmäßigen Abständen standen Gardisten in Paradeuniform  – rotem Colancor und Mantel, Zweispitz mit weißem Federbusch, hohen, goldfarbenen Stiefeln und Säbel. Näherte sich die Kaiserin, knallten sie die Hacken zusammen und verneigten sich tief.
    »Das ist der reine Wahnsinn, Madame! Wahnsinn! Kehrt in Eure Suite zurück, ich flehe Euch an …«, jammerte Dame Alakaït.
    Dame Sibrit hatte nur ein weit geschnittenes Cape aus Lebens-Stoff über ihren Schlafcolancor geworfen und den hohen Kragen mit einer Brosche aus rosa Optalium geschlossen. Nicht einmal ihre

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