Terra Mater
ihre Asche in einer Urne verwahrt. Später würde sie über dem Gletscher der Ahnen Jer Salems verstreut werden.
Nach dem automatischen Öffnen des Hangardachs war das Raumschiff mit einem wütenden Aufheulen der Motoren gestartet.
San Frisco hatte seine Gäste und ein paar Jersaleminer zum Essen in den neben dem Cockpit liegenden Gemeinschaftsraum eingeladen. Von dem Kampf war nicht gesprochen worden, doch die bewundernden Blicke der Jersaleminer und Robin de Pharts in Richtung Jek sprachen Bände; er hatte ein Massaker verhindert.
Marti hatte sein Essen kaum angerührt, die Speisen – gefüllte Schneeraupen, Seehundhirn im Teigmantel, Kutteln vom weißen Tigerbären – waren nicht nach seinem Geschmack gewesen.
»Etwas mehr Aufgeschlossenheit würde Ihnen nicht schaden, Marti!«, hatte Robin de Phart gesagt. »Das Essen ist köstlich.«
Robin … Warum saß ihm dieser Mann ständig im Nacken? Das bisher einzig Gute an dieser Reise war, dass er eine Einzelkabine hatte.
»Normalerweise sind wir zu zweit in einer Kabine«, hatte Montreal erklärt. »Aber da die Hälfte der unseren gefallen sind …«
So hatte sich jeder in sein Reich zurückgezogen, obwohl Robin de Phart versucht hatte, mit seinem Mitplanetarier ins Gespräch zu kommen. Umsonst. Marti hatte geduscht und den weißen Overall angezogen, den Montreal jedem Gast gegeben hatte.
»Sonst würde unser Volk sofort merken, dass ihr Gocks seid. Und dann dürftet ihr keinen Fuß auf Jer Salem setzen …«
»Was würden sie uns denn antun?«
»Das hängt ganz vom Willen der Abyner ab. Entweder sie
werfen euch nackt in dem großen Zirkus der Tränen den wilden Tigerbären zum Fraß vor, oder sie kastrieren euch und schlitzen euch danach die Bäuche auf, damit sich die Zuchtraupen an euch gütlich tun können.«
»Gibt es noch andere Verfahrensweisen?«
»Ein paar. Aber das sind die gebräuchlichsten.«
Marti hatte sich auf seiner Koje ausgestreckt, doch der Dämon gönnte ihm keine Ruhe, denn er hatte seine Pläne geändert. Er wollte sich nicht mehr Jeks Geist bemächtigen. Der kleine Anjorianer gehörte noch zu den ursprünglichen Menschen, er würde die implantierten Daten gefährden.
Dieser Dämon war nur ein mentales Transplantat und nicht mit den Basisdaten eines in einem Matrix-Bottich herangewachsenen Keimling ausgestattet. Daher besaß er keine Autonomie und benötigte für Ortsveränderungen einen Menschen als Transportmittel. Auch konnte er keine Löschprogramme in den Geist anderer Menschen implantieren, sondern nur in den, den er besetzt hatte. Denn er war allein darauf programmiert worden, eine ganz bestimmte Mission zu erfüllen, und deshalb entschied er sich immer für die Maßnahme, die ihn seinem Ziel näherbrachte. Jek war ein ernst zu nehmender Störfaktor, er musste ihn so schnell wie möglich eliminieren. Jek durfte nicht zu einem jener Ur-Menschen werden, die ihn ausschalten konnten. Durch ihre Strahlung, ihre Hitze und ihre schöpferische Souveränität stellten die Ur-Menschen die größten Feinde des Hyponeriarchats dar. Und da er Jeks Erinnerungen nicht auslöschen konnte, musste sein Medium in Menschengestalt für ihn handeln – und Jek töten.
Marti war auf dem Weg zu Jeks Kabine. Außer den beiden Piloten im Cockpit schliefen alle. Dass die Menschen gezwungen waren zu schlafen, kam dem Anderen entgegen;
diese notwendige Erholungsphase mit Bewusstseinsveränderungen, in denen der Schlafende nicht mehr wachsam ist.
Marti ging an einer Reihe geschlossener Türen vorbei, als er eine Stimme hinter sich hörte. Er schrak zusammen. Der Andere verkroch sich sofort in den Tiefen von Martis Geist.
»Was hast du hier zu schaffen?«, fragte Montreal misstrauisch und ging zu dem Syracuser.
Marti fand keine plausible Erklärung.
»Deine Kabine ist ganz woanders!«, fuhr der Jersaleminer in schneidendem Ton fort.
Da flüsterte der Dämon Marti eine Antwort ein. »Ich … ich habe mich verlaufen … ich kenne das Raumschiff noch nicht gut.«
»Du solltest in deiner Koje liegen bleiben.«
»Ich wollte mir die Beine vertreten … Können Sie auch keinen Schlaf finden?«
»Prinz San Francisco hat mich gebeten, die Kabine des Prinzen der Hyänen zu bewachen.«
»Ihm droht doch keine Gefahr hier, im Raumschiff.«
»Woher sie auch kommen mag, der Kopf und das Herz des Prinzen sind sehr kostbar … Folge mir. Ich bringe dich zurück.«
Mit diesen Worten machte Montreal kehrt und ging zu der Stelle, wo sich zwei Gänge
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