Terra Mater
Plattform. Er erkannte die Angreifer sofort. Noch vor ein paar Stunden hatte er dieselbe Uniform getragen.
»Die Männer des Dogen …«
»Was will dieser verfluchte Gock?«, fragte Schanghai.
»Zweierlei: Er will den Prinz der Hyänen und das Blut der Rache. Seinem Kopf und seinem Herzen hat es nicht gefallen, dass ich ihn ohne Vorwarnung verlassen habe.«
»Dann schlage ich einen Handel vor, San Frisco«, sagte Moskau. »Den Gock-Jungen gegen Frieden …«
San Frisco warf ihm einen mörderischen Blick zu. »Ich bin nicht mehr der erste Offizier auf der Papiduc, sondern ein Prinz Jer Salems, einer der vierzig Seigneurs des erwählten Volkes. Und als solcher schachere ich nicht mit dem Dogen!«
Dann schwang er seinen Dolch und stürmte die Treppe hinunter. Schanghai, Montreal und Moskau folgten ihm.
Die Lage der Jersaleminer in dem Hangar war ziemlich hoffnungslos. Die Männer Papirondas waren nicht nur in der Überzahl, sie waren auch besser bewaffnet. Doch der
ausgelaufene Treibstoff war zu San Friscos Vorteil zu nutzen, denn er verbot den Gebrauch von Schusswaffen. Seine Männer jedoch waren im Gebrauch von Hieb- und Stichwaffen geübt – ein heiliges Gebot der Neuen Bibel Jer Salems.
Um seinen Leuten Mut zu machen, ging er mit gutem Beispiel voran und stürzte sich wie ein Panther auf zwei Angreifer in der Nähe. Den ersten tötete er mit einem Stich ins Herz, dem zweiten schnitt er die Kehle durch. Sofort folgten die Gefolgsleute San Friscos dem Beispiel ihres Prinzen. Sie organisierten die Verteidigung und drängten die Männer des Dogen zum Eingang des Hangars zurück.
Jek, Robin und Marti standen jetzt auf der Plattform und beobachteten den Kampf. Als der kleine Anjorianer unter den Kämpfenden die Männer aus der Mannschaft der Papiduc erkannte, war er erschrocken. Denn er begriff, dass sie seinetwegen ihr Blut vergossen.
Schon glaubten die Jersaleminer dank ihres tapferen Einsatzes die Oberhand gewonnen zu haben, da erhielt der Gegner von draußen Verstärkung: Es waren Mitglieder der franzianischen Jagdgesellschaften, alle mit Macheten bewaffnet, die offensichtlich Halluwein getrunken hatten – einen mit Halluzinogenen versetzten Wein –, der sie unberechenbar machte.
Da ertönte ein knapper Befehl. Die ersten Reihen der Miliz Papirondas blieben etwa zwanzig Meter vor San Frisco stehen, hinter dem sich seine Männer versammelt hatten. Die Gegner maßen sich mit Blicken. Eine unheilvolle Stille herrschte im Hangar, aber die Franzianer waren kampfeslustig; sie brannten darauf, sich für die ihnen vom erwählten Volk entgegengebrachte Verachtung zu rächen. Endlich hatten sie einmal Gelegenheit dazu.
Eine Gestalt trat aus den Rängen der Miliz vor. Jek erkannte den kahlköpfigen Mann sofort, der jetzt auf San Frisco zuschritt.
»Was willst du von mir, Doge?«, fragte der Prinz Jer Salems, als Papironda mit ausgebreiteten Armen – zum Zeichen, dass er unbewaffnet sei – vor ihm stehen blieb.
»Das weißt du genau, San Frisco. Ich hole meinen Sohn zurück.«
»Weder Jeks Kopf noch sein Herz gehören dir.«
»Es ist nicht an dir, darüber zu entscheiden«, entgegnete der Doge. »Du hast nach der Landung zwei meiner Männer getötet und seine Kabinentür geöffnet. Übergib mir das Kind, und ich vergesse, dass du ein Deserteur bist. Gehst du nicht auf mein Angebot ein, wird keiner deiner Leute entkommen. Ich selbst werde ihre Leichen in Stücke zerteilen und diese einzeln nach Jer Salem schicken.«
»Du sprichst nicht mehr mit deinem ersten Offizier, Doge, sondern mit einem der vierzig Prinzen des erwählten Volkes. Ein Weltraumpirat kann mir keine Befehle erteilen.«
»Dann erkläre mir wenigstens, warum du mir Jek nehmen willst«, forderte Papironda mit kaltem Lächeln.
»Ich will dir den Jungen weder nehmen noch ihn in den Käfig meines Herzens sperren. Ich möchte ihm nur die Hindernisse aus dem Weg räumen, die es ihm erschweren, sein Schicksal zu vollenden.«
»Ihr Jersaleminer habt die widerwärtige Angewohnheit, alles über alles zu wissen!«, sagte der Doge vehement. »Eure Köpfe und eure Herzen sind ebenso voll Scheiße wie das Arschloch eines Sôns der Skoj-Welten! Was weißt du schon über Jeks Schicksal? Hältst du dich für einen Gott?«
»Ich höre nur auf mein Herz, Doge.«
»Ist das dein letztes Wort?«
San Frisco nickte.
»Nun gut. Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mir mit Waffengewalt das zu nehmen, was ich durch Verhandeln nicht bekommen habe.
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