Terra Mater
seinen Stoffwechsel an den neuen Parasiten anpassen, sodass der neue Eindringling mit Luft und Wasser versorgt sein würde, bis zur nächsten Landung.
Könnte das Terra Mater sein?, überlegte der Andere in Marti.
Doch im Moment sah er noch keine Möglichkeit, in den Vogel einzudringen. Das ist ein Monster, dachte er spontan mit einem Rest menschlichen Geistes in seinen Überlegungen. Vielleicht sind diese Vögel auch nur hier gelandet, um zu sterben? Oder unterliegen sie anderen physiologischen Bedingungen?
Den Impulsen des Anderen gehorchend umrundete er den Vogel, musterte dessen Kopf, ›Bug‹ wäre ein passenderer Ausdruck gewesen. Unter den schuppenartigen Windungen konnte er weder Augen, Ohren noch Mund oder Schnabel entdecken. Nichts, was auf das Vorhandensein eines Sinnesorgans schließen ließ. Insgesamt wirkten diese Wesen zwar wie Vögel, waren aber nahezu so wuchtig wie Elefanten.
Schließlich wählte er – oder der Andere? – ein Weltraumfahrzeug von etwa zwanzig Metern Länge, kauerte sich neben den Schwanz und wartete.
Jek erwachte langsam aus seiner Betäubung. Ein schmerzhaftes Erwachen. So schmerzhaft, dass er die Augen öffnete.
Er lag in einer Eiswasserpfütze und hörte über sich etwas wie Musik. Für kurze Zeit glaubte er, es sei bereits Nacht geworden. Bis er diese blau leuchtenden Röhren sah. Dieselben massigen Körper, die den Himmel verdunkelten, waren auch überall um ihn herum. Aus seinen Augenwinkeln sah er die blutbefleckten weißen Pelze der Tigerbären und die Gestalten am Rand des Abhangs …
Sein Gehirn begann wieder zu arbeiten. Er erinnerte sich. Doch jetzt war es in dem Zirkus warm.
Jek richtete sich auf. Ein schier unerträglicher Schmerz durchfuhr seinen Körper, als das Blut wieder in seinen Adern zu zirkulieren begann. Neben ihm lagen San Francisco und Phoenix, dahinter Robin. Sein Haar war mit glitzerndem Raureif bedeckt. Marti war verschwunden.
Er durfte keine Zeit verlieren. Wenn die Xaxas die Chrysaliden freigelassen haben würden, würden sie wenig später wieder abheben. Vielleicht würden sie dann in einer unbekannten, feindlichen Welt landen. Aber das war immer noch besser, als hier zu erfrieren.
Er stand auf, konnte sich aber nicht auf den Füßen halten und fiel gleich wieder hin. Erst nach fünf Minuten waren seine Glieder wieder so weit durchblutet, dass er stehen konnte.
Jek sah sich um. Die ganze Szenerie hatte etwas Unwirkliches. Er glaubte sich in einem Traum. Allein die vielen Zugvögel am Himmel schienen zu leben.
Als Erstes versuchte er San Francisco wiederzubeleben. Er ohrfeigte ihn, schlug ihn kräftig auf Hals, Schultern und Rücken.
»San Frisco!«
Er schlug weiter, immer weiter, trotz seiner Erschöpfung.
»San Frisco! Wach auf! Wach auf!«
Der Lärm am Himmel wurde lauter, das Flügelrauschen heftiger. Es klang wie ein Alarmzeichen, so als stünde der Abflug der Zugvögel kurz bevor.
Jek konnte diese drei Erwachsenen, die einzigen Menschen, die ihm bedingungslos geholfen hatten, nicht zurücklassen. Von Panik ergriffen, zerrte er seinen Freund an den Haaren.
»Wach auf!«, flehte er schluchzend und blickte sich um.
Er entdeckte dunkle Stellen unter den Bäuchen der Xaxas’, in der Nähe ihrer Schwänze.
Wütend drosch er weiter auf San Francisco ein, obwohl er kaum noch etwas sehen konnte, weil die Lichtsäulen ihn blendeten. Sie strömten eine große Hitze aus, und sein Körper war schweißüberströmt.
Doch jetzt sah er, dass sich die Öffnungen an den Bäuchen der Vögel weiteten.
»San Frisco! San Frisco!«
Ein Zittern durchlief den Körper des Jersaleminers. Der kleine Anjorianer traktierte ihn weiter mit Schlägen. Da drehte er sich um und sah Jek an, als erwachte er aus einem tiefen Schlaf, noch ohne ihn zu erkennen.
»Die Xaxas! Sie sind da!«, schrie der Junge und schüttelte die Schulter des Mannes.
Längliche, glänzende, rauchende Kokons glitten aus den Öffnungen aufs Eis. Die Hüllen der Chrysaliden platzten.
»Die Xaxas!«
Weil San Franciso noch immer nicht reagierte, griff Jek spontan zwischen die Schenkel seines Freundes und zwickte
ihn ins Geschlecht. Der Blick des Jersaleminers wurde klarer. Er hob den Kopf und sah sich um.
»Die Xaxas! Schnell!«, sagte der Junge. »Sie haben die Kokons ausgestoßen. Uns bleiben nur ein paar Sekunden!«
San Francisco fing an, wieder klar zu denken. Seine Erinnerung kehrte zurück. Er bewegte Arme und Beine, um seinen Blutkreislauf anzuregen, beugte sich
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