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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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wiederzufinden. Es wäre schrecklich, wenn seine Freunde draußen erfrieren würden.
Um Marti, seinen großen Bruder, der ihn in Jema-Tas Büro verraten hatte, machte er sich keine Sorgen. Er ahnte, dass das Monster in dem jungen Syracuser über Marti wachte.
    Bald überkam ihn eine angenehme Euphorie. Er schwebte zwischen Traum und Wirklichkeit, leicht wie eine Feder im Wind. Dann glaubte er, in der Nähe seines Kopfes eine Bewegung, ein Zischen wahrgenommen zu haben, und streckte die Hand aus. Doch er berührte nur prall gefüllte Luftsäcke und die weichen Wände eines Raums, an denen Wassertropfen herunterrannen.
    Der Xaxas hatten seinen Stoffwechsel auf seinen menschlichen Passagier umgestellt.
    Jek wurde auf seinem weichen Bett leicht hin und her geschüttelt. Ein angenehmes Gefühl. Er hörte wie aus der Ferne eine schöne Melodie. Sie war wie Balsam für seine Seele.
     
    Die jersaleminischen Gardisten würden viel zu erzählen haben. Was sich unter ihren Augen abgespielt hatte, war unfassbar gewesen.
    Riesenschmetterlinge mit Leibern und Flügeln aus Feuer waren in Richtung der vier Gestirne davongeflogen, als hätten sie in deren Glut verbrennen wollen. Die zum Tode Verurteilten – vier schienen bereits erfroren zu sein – hatten einer nach dem anderen wieder das Bewusstsein erlangt. Als Erster der scheinbar Schwächlichste, das Gock-Kind. Es war aufgestanden und hatte den Prinzen der Amerikaner reanimiert, worauf dieser Phoenix wiederbelebte, und während er sich um den alten Gock kümmerte, hatte die junge Frau das Kind in die heilige Öffnung des Xaxas’ geschoben. Dann hatte sie sich auf San Franciscos Geheiß selbst in den Körper eines der heiligen Zugvögel gleiten lassen.
Darauf hatte sich der Prinz der Amerikaner den immer noch bewusstlosen alten Gock über die Schulter geworfen und ebenfalls in die heilige Öffnung eines anderen Vogels geschoben und gerade noch Zeit gehabt, unter einem der Panzer zu verschwinden.
    Doch dann hatten die Garden gesehen, dass seine Beine noch nicht ganz verschwunden waren und das Geräusch zersplitternder Knochen gehört.
    Die Kristalle in den Panzern der Xaxas hatten wieder zu funkeln begonnen, die Lichtsäulen waren erloschen, die himmlischen Vögel hatten ihre Flügel ausgebreitet und sich mit majestätischer Langsamkeit über dem Eisfeld erhoben, während sie lange, traurige Schreie ausstießen. Wussten sie, dass sie diesen Planeten erst in achttausend Jahren wiedersehen würden? Würden sie dann noch leben? Waren sie dem Gesetz der Zeit unterworfen?
    Mit kräftigen Flügelschlägen hatten sie sich dem Schwarm ihrer Artgenossen angeschlossen, bis sie zu winzigen Punkten geworden und am Horizont verschwunden waren.
    Nun war das strahlende Blau des Himmels verblasst gewesen und die Temperaturen sofort um viele Grad gesunken. Eine deprimierende Stille hatte über dem Zirkus der Tränen gelegen.
    Zwei Stunden hatten sich die Garden nicht gerührt. Sie waren erstarrt vor Kälte und Verzweiflung. Sie waren Zeugen gewesen, als sich die Prophezeiung erfüllt hatte. Das erwählte Volk aber hatte seine Chance verpasst.
    Prinz Casablanca vom Stamm der Maghrebiner ergriff als Erster das Wort: »Kehren wir nach Elian zurück. Hier haben wir nichts mehr zu tun.«
    »Und was sollen wir den Abynern und den Prinzen erzählen?«, fragte der Prinz Brüssel.

    »Sie müssen uns etwas erklären!«, entgegnete Casablanca erbittert. »Warum die Verfl uchten, die Nicht-Erwählten, die Gocks mit unseren heiligen Xaxas reisen durften und wir nicht …«
     
    Langsam kam Robin de Phart wieder zu Bewusstsein. Er spürte seine Glieder nicht mehr und wusste sofort, dass er sie nie mehr würde gebrauchen können.
    Aber war das noch wichtig? Er war alt und alleine, fast tot.
    Mühsam öffnet er die Augen. Ringsum Dunkelheit, er fürchtete, blind geworden zu sein. Leise hörte er eine wunderschöne Melodie.
    Kurzzeitig glaubte er, im Jenseits zu sein, aber als er den hier herrschenden Gestank wahrnahm, kamen Zweifel auf.
    Kühles Wasser tropfte auf seinen Körper. Er öffnete den Mund. Ein paar Tropfen fielen hinein. Sie schmeckten köstlich.
    Wasser … der Stoffwechsel der Xaxas’ … Er musste im Inneren eines dieser Vögel sein. Wie konnte das geschehen? Durch ein Wunder? Sicherlich hatte ihm nicht Marti geholfen. Seine väterlichen Gefühle hatten ihn blind gemacht. Marti war ein Monster, egoistisch und gleichgültig. Hatte Jek ihm das nicht sagen wollen? Und er hatte ihn nicht

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