Terra Mater
über Phoenix und ohrfeigte sie mit aller Kraft.
Aus den geplatzten Kokons schlüpften Millionen Schmetterlinge, strahlend leuchtende Geschöpfe, mit einem Körper, der flüssiger Lava glich, und Flügeln aus Feuer. Sie erhoben sich in die Luft und schwirrten durcheinander, ein Anblick, der an fliegende Wunderkerzen denken ließ.
Jek hatte Mühe, sich auf seine nächste Aufgabe zu konzentrieren, er unterzog Robin de Phart derselben Behandlung, die er San Francisco hatte angedeihen lassen.
Dann machten sich die Feuerschmetterlinge gleichzeitig zum Abflug bereit. Der Schwarm der himmlischen Zugvögel am Himmel machte ihnen Platz. Die Schmetterlinge teilten sich in vier Gruppen auf, und eine jede flog in Richtung eines der vier Farfadets, der Sonnengestirne, deren Töchter sie zu sein schienen.
Auch Phoenix kam langsam wieder zu Bewusstsein. Sie hob den Kopf und öffnete die Augen.
»Die Xaxas sind da!«, schrie San Francisco. »In wenigen Sekunden werden sie nicht mehr zugänglich sein!«
Noch war sie zu schwach, um zu sprechen. Aber sie nickte und versuchte, aufzustehen. Aber wie bei Jek zuvor, wollten ihr ihre Beine nicht gehorchen. Sie sank in den Schnee zurück, stand jedoch gleich wieder auf und begann zu hüpfen.
Entsetzt sah Jek, dass sich die plumpen Xaxas zu bewegen
begannen. Er geriet in einen großen Gewissenskonfl ikt zwischen dem instinktiven Wunsche, in einen der großen Vögel zu schlüpfen, und Robin zu retten.
Die Feuerschmetterlinge waren nur noch als flammende Wolken am azurblauen Himmel zu erkennen.
San Francisco erlöste Jek aus seiner Qual. »Ich kümmere mich um Robin, Prinz der Hyänen.«
Jek zögerte – wieder ein Mensch, der sich für mich opfert –, aber Phoenix packte seine Hand und zog ihn zu dem nächsten, etwa zehn Meter langen Xaxas und drängte ihn zur Öffnung.
»Kriech da rein. Und wenn du drin bist, rühr dich nicht mehr«, sagte sie mühsam. Das Sprechen fiel ihr noch unendlich schwer.
Plötzlich überfiel Jek eine große Angst, von diesem schwarzen Loch verschlungen zu werden; darin zu ersticken. Es gab kein Bullauge, keine Luftzufuhr wie in der Papiduc.
»Schnell!«, drängte Phoenix. »Mit dem Kopf zuerst.«
Jek war wie gelähmt. »Ich will nicht … Ich kann nicht.«
Phoenix erkannte seine Angst, noch nie war der kleine Gock mit einer solchen Situation konfrontiert worden.
»Beruhige dich, Jek«, sagte sie. »Dir wird nichts geschehen. Du musst dich nur hinlegen und von Zeit zu Zeit deinen Mund mit etwas Wasser befeuchten. Du riskierst nichts. Der Vogel ist ein Freund … dein Freund …«
Während sie sprach, hatte sie ihn bei den Schultern gepackt und sanft vorwärtsgeschoben. Ihre Nähe und ihr Einfühlungsvermögen hatten ihn beruhigt. So steckte er den Kopf in die dunkle Öffnung und wurde wieder von Panik ergriffen, als er fühlte, wie sich weiches, warmes Fleisch um ihn schloss. Er strampelte mit den Beinen, aber Phoenix
schob ihn unerbittlich weiter, bis er ganz und gar in dem Xaxas verschwunden war.
Die himmlischen Zugvögel bedienten sich ihrer inneren Anatomie, einem mit Rohrleitungen vergleichbaren System, sowohl um ihre Passagiere auszustoßen als auch um neue anzulocken. Ihre inneren Organe waren so konzipiert, dass sie einem einzigen Zweck dienten: Lebewesen von einer Welt in eine andere zu transportieren.
Jek wurde durch den dunklen, feuchten Darm gepresst. Dort herrschte ein widerlicher Geruch. Er rang nach Luft. Doch anstatt langsam zu atmen, fing er, voller Panik, an zu keuchen und drohte zu ersticken. Er wollte zurückkriechen, krallte sich an die weiche Darmwand. Umsonst. Immer stärker werdende Spasmen schoben ihn weiter vorwärts, während sein Herz schmerzhaft klopfte.
Ein letzter Spasmus, viel heftiger als die vorherigen, schleuderte ihn unsanft nach vorn. Dann lag er auf etwas Weichem, sich Bewegenden. Er streckte die Arme aus, konnte aber nichts ertasten. Es herrschte absolutes Dunkel, doch er hatte nicht mehr das Gefühl, ersticken zu müssen.
War das der innere Raum, von dem Phoenix gesprochen hatte?
Langsam begann er wieder, normal zu atmen, obwohl es auch hier stank. Aber er gewöhnte sich daran. Er tastete seine Umgebung ab und spürte sich bewegende, poröse Membranen.
Nun beruhigt, fragte er sich, ob auch San Francisco, Phoenix und Robin genug Zeit gehabt hatten, in ihr Weltraumfahrzeug einzudringen, denn er hatte nicht die geringste Lust, sich alleine auf dem neuen Jer Salem oder irgendeinem anderen Planeten
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