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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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existiert … Komm, Mama. Wir müssen gleich aufbrechen, wenn wir noch rechtzeitig da sein wollen«, sagte Yelle entschlossen.
    Aphykit begriff, dass es sich nicht um kindliche Phantasievorstellungen handelte, sondern um eine Realität, die Yelle aus ihrer Umgebung herausgelesen hatte, so wie sie den Blouf, den Tod der Gestirne und das Schrumpfen des Universums erkannt hatte.
    »Wo wollen sie landen?«
    »In dem großen erloschenen Vulkan … Zehn Kilometer von hier.«
    »Wenn du willst, Yelle, kannst du hierbleiben. Ich reise auf meinen Gedanken dorthin.«
    »Ich kann auch auf meinen Gedanken reisen«, entgegnete Yelle, mit glühendem Blick.
    Aphykit lächelte und streichelte ihrer Tochter zärtlich übers Haar. »Wie hast du das gelernt?«
    »Ich habe es nicht gelernt, ich weiß es. Aber es wäre schade, wenn wir diesen schönen Ausflug nicht genießen würden, die Sonne, der Himmel, die Bäume … Und wir könnten in einem Bach baden.«
    »Du hast ja Recht. Ich werde faul mit dem Alter«, stimmte Aphykit zu und dachte: In allem, was Yelle sagt, ist nie ein falscher Ton.
    Als die Sonne im Zenith stand, machten sich die beiden auf den Weg. Eine schwüle Hitze lastete über dem Gebirge, im Dickicht und Gestrüpp knisterte und knackte es.
    Aphykit hatte ein ungutes Gefühl. Ihr schien, als ginge von der Natur eine latente Bedrohung aus, während Yelle lachend hinter bunten Schmetterlingen herjagte.

    Kümmere dich um unser kleines Wunder, hörte Aphykit die Stimme ihres geliebten Mannes, und Tränen traten ihr in die Augen. Sie wandte sich ab, damit Yelle nichts von ihrem Kummer merkte.
    »Du brauchst dich nicht zu verstecken, Mama!«, rief das kleine Mädchen. »Ich weiß, wie du leidest … Auch ich sehne mich nach Papa.«
    Sie gingen durch einen Kiefernwald mit schlanken, hochgewachsenen Stämmen. Das Sonnenlicht malte helle Kreise auf das dunkelgrüne Moos. Yelle ging zu ihrer Mutter, umarmte deren Taille und legte ihren Kopf sanft an Aphykits Bauch, wie sie es beim Abschied von ihrem Vater getan hatte. Aphykit weinte.
    Am Ufer des Bachs, in dem Yelle immer badete, zogen sich beide aus und tauchten in das frische klare Wasser. Dann ließen sie sich von der Sonne im duftenden Gras trocknen und aßen die mitgebrachten Früchte.
    Trotz der friedlichen Stille wurde Aphykit von dunklen Vorahnungen geplagt. Intuitiv wusste sie, dass diese Heiterkeit, die sie trotz der unterschiedlichen Landschaften an die Insel der Monager erinnerte, für sie bald zu Ende sein würde.
    Yelle spülte sich den Mund aus und wusch sich die Hände, ehe sie ihren großen Wanderstab wieder ergriff.
    »Wir müssen weitergehen, Mama. Sie kommen bald.«
    Hand in Hand gingen Mutter und Tochter den steinigen gewundenen Pfad zum großen Vulkan hoch.
     
    Durch den Biss quoll immer mehr Körpersubstanz aus der gepanzerten Haut der Feuerraupe. Sie kämpfte wütend, wobei sie sorgfältig darauf achtete, alle drei Körperöffnungen ihres Gegners bedeckt zu halten. Aber sie musste ihre Wunde
versorgen, sonst würde sie zu viel Lebenskraft verlieren. Allein das war jetzt wichtig. Sie zog sich zusammen, doch dabei löste sie sich kurz von ihrem Opfer, das nun wieder atmen konnte.
    Jek, der fast das Bewusstsein verloren hatte, konnte langsam wieder klar denken. Ein seltsam zuckendes Licht blendete ihn fast, über ihm bewegte sich ein zuckender Körper, der plötzlich durch eine heftige Bewegung gegen die Wand geschleudert wurde. Sofort wuchsen aus der Wand weiße, klebrige Fäden, die sich um die Raupe legten.
    Der kleine Junge spuckte die bitteren Reste der weichen Substanz aus und spürte ein Kribbeln im ganzen Körper. Neben ihm zuckte die immer noch stark leuchtende Raupe unkontrolliert, während sie weiter eingesponnen wurde.
    »Ich bin ein Diener, ein Transporteur«, sagt der Xaxas. »Bald sind wir am Ende der Reise angekommen, und ich muss jetzt wählen. Ich darf nicht zwischen zwei Leben wählen, zwei Lebewesen, die sich in derselben Welt bekämpfen …«
    Automatisch suchte Jek nach der Stelle, von der aus der Xaxas sprach. Im Grunde war es keine Stimme, sondern ein musikalischer Strom. Er schien gleichzeitig von nirgends und von überall herzukommen, und sein Verstand sagte ihm, dass er es vor allem in seinem Inneren hörte.
    Die Feuerraupe war inzwischen von einem Kokon umgeben. Sie leuchtete nicht mehr. Wieder herrschte absolute Dunkelheit in dem Xaxas.
    »Nur ein einziges Lebewesen kann ich jedes Mal …«
     
    Als Aphykit und Yelle ankamen

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