Terra Mater
versengen.
»Der Schmerz lässt bald nach«, murmelte Barrofill XXIV. »Ich habe Euch eine elektromagnetische Plakette implantiert. Sie besitzt zwei unschätzbare Vorteile. Einerseits kann man mit keinem Mittel ihr Vorhandensein aufspüren. Von nun an ist sie ein in Eurem Körper integrierter Bestandteil, gleich einem inneren Organ. Andererseits sendet sie in regelmäßigen Intervallen unterschwellige Suggestionen aus, die Euer Erinnerungsvermögen wiederherstellen werden. Sie wird Euch helfen, Eure Ziele zu erreichen … Wie fühlt Ihr Euch?«
»Ich habe keine Schmerzen mehr, Eure Heiligkeit.«
»Ich muss mich beeilen, denn es bleiben uns nur noch vier Minuten … Diese Scheibe wird Euch unter anderem zu einer Geheimbibliothek des Palastes führen. Dort werdet Ihr ein kleines Filmbuch finden, in dem die Kirche eine effiziente Methode beschreibt, wie sich der Mensch gegen fremde mentale Gehirnströme schützen kann. Auch die Kirche war einmal eine Meisterin der Inddikischen Wissenschaften. Jetzt wisst Ihr, warum der Seneschall Harkot mich eliminieren will. Er hat sich ebenso wie ich der Vikare bedient. Doch ich war im Vorteil, weil ich mich auf bekanntem Terrain bewegte … Also, mein Sohn, jetzt bist du gerüstet, dich mit der Tiara krönen zu lassen und den Siegelring zu tragen, das Objekt aller Begehrlichkeiten … Ein letzter Hinweis: Der geniale Wissenschaftler, der dieses kleine technische Wunder, dieses Implantat, geschaffen hat, ist leider bei einem Unfall ums Leben gekommen. Ich habe sehr viel Blut an den Händen … Etwas mehr oder weniger, ändert das etwas an dem Urteilsspruch? Von jetzt an bist du der einzige Mensch im Universum, der Kenntnis von diesem Gerät hat. Es wird nach und nach – und das hoffe ich von ganzem Herzen – die Integrität deines Geistes wiederherstellen. Und es wird dir Handlungsweisen suggerieren, die dir manchmal absurd erscheinen. So wird es dir zum Beispiel raten, mentale Memoiren nach den Vorstellungen des Seneschalls und der Vikare zu verfassen. Es wird dich in obskure Kämpfe verwickeln, gewalttätige und blutige Auseinandersetzungen …«
»Und wenn das Vikariat mich nicht mehr unterstützen sollte?«, sagte Fracist Bogh und kleidete sich wieder an.
»Darüber brauchst du dir keine Sorgen zu machen, mein lieber Fracist. Die Kastraten haben zwar keine Hoden mehr, aber sie haben Verstand … Uns bleiben nur noch ein paar Sekunden … Adieu! Möge die Kirche dir helfen, das zu vollbringen,
wo ich gescheitert bin! Zögere nicht, wenn du mir den letzten Kuss gibst. Noch nie war ein Opfer mit der Tat seines Mörders so einverstanden … Ein sanfter Tod wiegt vielleicht die Irrungen eines vertanen Lebens auf …«
Der Muffi schloss die Augen und warf den Kopf nach hinten, als biete er seine Kehle in dem jetzt hellen Schein der schwebenden Licht-Kugeln dar.
Fracist Bogh fragte sich, ob er das alles nicht geträumt habe, ob er nicht gleich in seinem Bett aufwachen werde.
Das Spezialprogramm wurde zu der vorhergesehenen Zeit ausgelöst. Fracist Boghs Verstand erhielt präzise Befehle, und er verwandelte sich spontan in einen unerbittlichen Tötungsroboter.
Er beugte sich über einen ihm unbekannten, weiß gekleideten Greis. Eine innere Stimme befahl ihm diesen Mann zu töten. Er drückte fest auf die Halsschlagader und spürte den Puls. Der Alte wehrte sich nicht, nur sein Körper wurde von heftigen Krämpfen geschüttelt. Seine Arme und Beine zuckten unkontrolliert. Ein Röcheln kam aus seinem halb geöffneten Mund.
Fracist Bogh drückte fester, bis der Körper erschlaffte und dann von der Couch zu Boden ruschte. Als sich der Täter vom Herzstillstand seines Opfers überzeugt hatte, richtete er sich auf, musterte den Leichnam zu seinen Füßen, hob ihn auf und setzte ihn wieder auf die Couch. Er schloss dem alten Mann behutsam die Augen. Dann ging er zur Tür.
Im bischöflichen Palast herrschte eine ungewöhnliche Aufregung inmitten der Zweiten Nacht. Ohne anzuklopfen betrat ein Novize das Schlafgemach des Generalsekretärs und verkündete unter Schluchzen, dass Barrofill XXIV. gestorben sei.
Fracist Bogh war von dieser Nachricht kaum überrascht. Hatten die Vikare ihm während ihrer letzten geheimen Zusammenkunft nicht anvertraut, dass der tyrannische Greis im Laufe der Nacht sterben werde? Zu Unrecht hatte er an der Effizienz seiner Verbündeten gezweifelt. Sie hatten ihren Plan in die Tat umgesetzt.
»Das ist ein großes Unglück«, sagte er zu dem
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