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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Übermaß aus. Etwas Weiches klebte auf seinem Gesicht und Hals. Es brannte auf seiner Haut.
    »Ich bin ein Diener des Lebendigen«, murmelte der Xaxas.
    Es bewegte sich über seinem Kopf. Eine Art Schnecke, nur viel heißer, als würde er in Glut getaucht. Sogar durch die geschlossenen Augen spürte Jek das intensive Leuchten. Er hatte das Gefühl, sich im Innern einer Sonne zu befinden.
    »Denn meine Mutter, die Hüterin der Pforte, hat mich dazu geschaffen, Leben zu verbreiten …«
    Das Ding hatte Füße, sie drangen schmerzhaft in Jeks Haut ein.
    »Und sollte die Feuerraupe Lust dazu verspüren, wird sie an mir fressen. Dann spinne ich einen Kokon um sie, und nach ihrer Metamorphose wird sie zu einem fernen Sonnengestirn fliegen …«
    Eine Feuerraupe, Jek wusste auf einmal, dass die blinde Passagierin ihn fressen würde.
    »Sollte der Mensch es wünschen, werde ich ihn bis zur nächsten Etappe mit Luft und Wasser versorgen, und er wird jene Freunde treffen, deretwegen er sich auf seine lange Reise begeben hat …«

    Der kleine Anjorianer beruhigte sich. Plötzlich erfüllte ihn eine ruhige Entschlossenheit. Er packte die Raupe mit beiden Händen und versuchte, sie von sich zu stoßen. Doch sie klebte zäh an ihm.
    Schweißüberströmt versuchte er es ein zweites Mal mit aller Kraft und hörte inmitten seiner aufkommenden Panik die Stimme des Dogen Papironda: Das Universum ist für einen achtjährigen Jungen voller Gefahren … Ich biete dir eine vielleicht weniger ruhmvolle Zukunft, aber eine sichere und wohl auch beneidenswerte … Bleib bei mir …
    Oh, mein Gott! Warum hatte er nicht auf den Dogen und P’a und M’a At-Skin gehört? Ut-Gen, Anjor, das Terrarium … das alles war so weit weg … Viele Schnäbel hackten auf ihn ein … Die Corvuren der Nuklearwüste …Wieso hier?
    Jek schreckte zusammen und merkte, dass es nicht die Corvuren waren, die ihn verletzten, sondern die Füße dieser widerlichen Raupe. Er spürte sie überall, auch auf seinem Mund. Er hatte nicht mehr die Kraft, sich zu bewegen. Sie wusste jedoch bereits, dass sie den Kampf gewonnen hatte. Bald würde sich sein Stoffwechsel derart verlangsamen, dass sie ihn fressen könnte, samt Haut und Haar.
    Sie würde ihn verschlingen, überlegt er, erneut voller Panik. Ihn fressen … Dann kam ihm ein Gedanke: Benutze deinen Mund. Friss sie, ehe sie dich frisst!
    Es kostete ihn große Überwindung, aber sein Überlebenswille siegte. Er machte den Mund auf und biss zu. heißes Fleisch quoll in seine Mundhöhle. Es schmeckte bitter nach Asche und heißem Stein, als die Haut der Feuerraupe knirschend platzte und unkontrollierte Zuckungen ihren Körper durchliefen.

     
    »Heute kommen sie!«, rief Yelle, als sie ins Haus lief.
    Sie trug ein knielanges, gerade geschnittenes Gewand und hatte noch den Wanderstab ihres Vaters in der Hand. Wie jeden Tag hatte sie einen Ausflug ins Hymlyas-Gebirge gemacht. Ihre graublauen Augen leuchteten, und goldene Locken umrahmten ihr pausbäckiges Gesicht. Wenigstens eine Stunde täglich verbrachte sie vor dem Dornenstrauch mit den leuchtenden Blüten. Manchmal sprach sie von den verschwindenden Sternen, von ihrem Vater, der ausgezogen war, den Blouf zu bekämpfen, oder ihrem großen Bruder Shari, der bald zurückkommen müsse. Doch traurig war sie nicht mehr, sondern wieder zu einem fröhlichen, schalkhaften kleinen Mädchen geworden.
    »Wer kommt?«, fragte Aphykit.
    Sie saß in einem Rohrsessel vor dem Kamin und stand auf. Wenn Yelle kam, unterbrach sie ihre Meditationen gern. Allein die fröhliche Unbeschwertheit ihrer schönen Tochter war ihr Belohnung genug. Sie kümmerte sich um den von den Pilgern angelegten Garten und die Obstbäume. Das meiste Obst und Gemüse trocknete sie als Vorrat für den Winter. Manchmal setzte auch sie sich vor den Strauch des Narren und ließ sich von einem nostalgischen Gedankenstrom dahintreiben. Der brachte sie immer zu Tixu. Mehr als vierzig Tage waren vergangen, seit er fortgegangen war. Vierzig Tage … Ihr erschienen sie wie vierzig Jahre.
    »Die neuen Pilger«, antwortete Yelle.
    »Wer hat dir das gesagt?«
    »Die Sterne, die Erde, der Wind … Sie haben mir die Ankunft der großen Zugvögel des Alls verkündet. Vor fünf Millionen Jahren waren sie schon einmal auf Terra Mater … Damals haben sie ebenfalls Menschen transportiert … Nein, nicht ganz … Gottmenschen …«

    »Zugvögel des Alls?«
    »Ihre Aufgabe ist es, dort Leben zu säen, wo keins

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