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Terra Mater

Terra Mater

Titel: Terra Mater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Novizen. »Ich kleide mich an und komme.«
    Als er sein Chorhemd über seinen Nacht-Colancor streifte, wurde ihm plötzlich bewusst, dass das Letzte, woran er sich erinnerte, war, wie er die Gruft der Kastraten in Begleitung eines Vikars und seiner sechs Gedankenschützer verlassen hatte. Er zuckte mit den Schultern. Seine neuen Aufgaben nahmen ihn anscheinend derart in Anspruch, dass unter dieser physischen wie psychischen Überbeanspruchung sein Erinnerungsvermögen litt. Er musste ganz einfach wie jeden Tag zu Bett gegangen sein.
    Seine sechs Gedankenhüter im Schlepptau begab er sich in den Patio des Muffi-Turms, wo sich bereits fast alle Bewohner des bischöflichen Palastes versammelt hatten.
    »Eure Eminenz! Generalsekretär! Der Muffi ist tot!«, riefen die erregten Novizen.
    Schon hatten sich viele Kardinäle dort versammelt, und selbst unter dem Schutzschirm ihrer mentalen Kontrolle konnte man den Krieg aller gegen alle erahnen, der schon lange vor dem Ableben des Oberhauptes der Kirche entbrannt war.
    Fracist Bogh drehte sich gezwungenermaßen um, als jemand ihm einen Rippenstoß versetzte.
    »Eure Eminenz«, sagte Jaweo Mutewa, sein ehemaliger Privatsekretär, mit breitem Grinsen, »welches Vergnügen, Euch hier anzutreffen.« Er verneigte sich tief.

    »Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite, Bruder Jaweo«, antwortete der Kardinal. »Doch wir treffen uns anlässlich eines traurigen Ereignisses wieder …«
    In diesem Moment spürte er einen heftigen Juckreiz auf der Höhe des Solarplexus, ein Gefühl, als würde ein Insekt unter seiner Haut an ihm fressen. Doch weitaus beunruhigender war die Tatsache, dass dieser Parasit ihm unhörbar Worte einzuflüstern schien.
    Ich muss mich sofort ausruhen, dachte er, während der Chor der Novizen den heiligen Totengesang anstimmte.

EINUNDZWANZIGSTES KAPITEL
    Wir kommen jetzt zu den Xaxas, den himmlischen Zugvögeln. Einige von ihnen brachten mehrere Anhänger des Mahdi Shari von den Hymlyas auf Terra Mater. Ruhe, bitte! Sie können über meinen Vortrag diskutieren, wenn ich ihn beendet habe … Gewiss werden Sie mir entgegenhalten, dass die Existenz dieser legendären Vögel nie bewiesen wurde. Und umso unwahrscheinlicher ist es, weil das erwählte Volk, dessen gesamte Liturgie auf deren Erscheinen basierte, auf – wie allen bekannt – tragische Weise ausgelöscht wurde. Nach eingehendem Studium einer wieder aufgefundenen Neuen Bibel von Jer Salem und dem darin enthaltenen Buch der Xaxas’, bin ich zu gewissen Schlussfolgerungen gekommen, die, wenn sie auch wissenschaftlich nicht begründet werden können, mir jedoch bedeutungsvoll erscheinen.
    Zum Beispiel gibt es eine verblüffende Übereinstimmung zwischen der Beschreibung der himmlischen Zugvögel in der Neuen Bibel und Höhlenzeichnungen auf Planeten, auf denen sie zwischengelandet sein sollen. Ich betone, gelandet sein sollen. Ich bin ebenfalls im Besitz eines Holobandes, das einen damaligen franzianischen Jäger zeigt, der behauptet, Wissenschaftler hätten eine Expedition ausgerüstet, um Exemplare dieser Gattung zu fangen und zu sezieren, weil man vermutete, dass sie aus einer weit entfernten Galaxis stammten …
    Lassen Sie mich bitte zu Ende reden! Wenn Sie mich unterbrechen, sobald ich den Mund aufmache, sind wir in einer Woche noch hier. Und wie Sie
alle wissen, dauert der Kongress nur noch zwei Tage. Andere Zeugnisse lassen vermuten, dass die Xaxas gegen Ende des Jahres 16 auf dem Planeten Franzia Station gemacht haben. Dort hielten sich die späteren Schüler des Mahdi Shari von den Hymlyas auf, unter ihnen Jersaleminer. Wenn einige unter Ihnen einwenden, dass kein Fremder, kein Gock Jer Salem betreten durfte, lautet meine Antwort, dass auf diesem Kongress keine irrationalen Thesen vertreten werden. Ruhe bitte!
    Im Buch der Xaxas’ steht geschrieben, dass man im Bauch dieses himmlischen Zugvogels leben konnte und er seinen Gast vierzig Tage mit Luft und Wasser versorgte. Ich bin der Überzeugung, dass der Stoffwechsel der Vögel sich den Bedürfnissen seines Parasiten anpasste …
    Doch trotz der Fürsorge der Xaxas, erreichten nicht alle Adepten Terra Mater lebend …
    Öffentlicher, sehr stürmisch verlaufender Vortrag des neoropäischen Historikers und Gelehrten Anatul Hujiak, Autor einer umstrittenen Biographie über Sri Lumpa
    J ek rang nach Luft und schlug mit den Armen um sich. Seine Finger krallten sich in die porösen Luftsäcke. Einige zerrissen, Sauerstoff strömte im

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